AAA - Das Manifest der Macht
erneut und Dominique betrat das Dach. In der ausgestreckten Rechten hielt sie ihre Glock, mit der sie auf ihren Vater zielte, während sie auf ihn zuging.
„Du mieses Schwein!“, schrie sie.
Frank van den Bergh erkannte die neue Bedrohung und richtete den Revolver auf seine Tochter, die daraufhin stehen blieb.
„Mach’ keinen Unsinn, Dominique“, bellte er. „Verschwinde! Wir reden später!“
„Nein!“ Dominiques Stimme überschlug sich vor unbändiger Wut.„Wir reden jetzt! Seit meiner Kindheit versuche ich, der Sohn zu sein, den du nie hattest, und was machst du? Du dienst einer der größten Geheimorganisationen der Welt, kümmerst dich um ein fremdes Kind und lässt es so großziehen, dass es irgendwann diese Organisation leiten kann! Bist du nie auf den Gedanken gekommen, dass ich prädestiniert für diesen Job wäre? Dass ich besser geeignet bin, als dieser eingebildete Schnösel hier?“
Sie machte eine kurze Kopfbewegung in Richtung John, wobei sie weiterhin mit der Waffe auf ihren Vater zielte.
„Oh!“ Frank van den Bergh lachte höhnisch.„Anscheinend hast du mich wieder einmal über deine geheime Kamera in meinem Büro belauscht.“ Dominique blickte ihn überrascht an.
„Oh ja, Dominique, ich weiß von dieser Kamera und auch von allen anderen. Du glaubst doch nicht wirklich, dass mir so etwas Wichtiges entgeht. Ich habe alles im Blick. Du kannst mir nicht das Wasser reichen. Ich habe dich gewähren lassen – aber unter meiner ständigen Kontrolle. Du hast nur mitbekommen, was du mitbekommen solltest. Dennoch solltest du wissen, dass es nie zur Debatte gestanden hat, dass du irgendjemandes Nachfolge antreten könntest. Anscheinend hast du mir vorhin in deiner Wut nicht richtig zugehört. Nur ein direkter Nachkomme von Karl Marx kann diese Position einnehmen. Nicht einmal ich bin dafür geeignet. Es ist nun mal so.
„Das ist mir egal!“ Dominiques Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze, und ihre Hand mit der Pistole zitterte leicht.„Mein Leben lang eifere ich nach deiner Anerkennung, und du gibst sie nur diesem dahergelaufenen Anwalt. Ich hasse dich, du verdammtes, mieses Schwein!“
„Das war immer dein Fehler, Dominique. Du bist jähzornig und hast deine Wut nicht im Griff. Was willst du jetzt machen?“ Frank van den Bergh setzte ein überlegenes Lächeln auf.
Dominiques Hand begann jetzt noch stärker zu zittern. Bevor noch jemand reagieren konnte, fiel ein Schuss, und Frank van den Bergh sah erstaunt an sich herunter. Auf seinem weißen Hemd bildete sich ein Blutfleck, der schnell größer wurde. Er blickte wieder zu seiner Tochter, die sich offenbar über das Weitere nicht ganz schlüssig war und diesen Sekundenbruchteil nutzte er sofort aus. Sein Schuss traf Dominique mitten in die Stirn. Auf ihrem Gesicht erschien ein ungläubiger Ausdruck, dann schlug sie der Länge nach rücklings auf den Betonboden.
„Ich habe dir doch gesagt, du kannst mir nicht das Wasser reichen“, brachte Frank van den Bergh noch heraus, dann ließ er die Waffe fallen und sackte zusammen, eine Hand auf seinen blutenden Bauch gepresst.
John reagierte sofort, sprang zu seinem Chef, kniete sich auf den Boden und bettete seinen Kopf auf seinen Schoß. Samantha kniete sich daneben und versuchte vergeblich, die Blutung zu stoppen. Aus Frank van den Berghs Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden, und seine Augen begannen hin und her zu flattern. Er versuchte etwas zu sagen, und John beugte sich über ihn.
„Nimm’ … das Buch, John“, flüsterte er,„ …der Schatz… er ist…“
„Still. Nicht sprechen. Gleich kommt Hilfe.“
Frank van den Bergh schüttelte kraftlos den Kopf.
„Der Schatz … nicht … das Buch … unten …“
Dann fiel sein Kopf zur Seite, und seine Augen wurden starr.
KAPITEL 68
Einige Stunden und sich gebetsmühlenartig wiederholende Erklärungen der Geschehensabfolge später konnten Samantha und John endlich den Schauplatz der Tragödie verlassen.
Der Pilot des Hubschraubers hatte gleich, nachdem die Schüsse gefallen waren, über Bordfunk die Polizei gerufen. Er bestätigte die Darstellung von Samantha und John, nach der sich Frank van den Bergh und seine Tochter gegenseitig erschossen hatten. Der leitende Officer ging davon aus, dass die kriminaltechnischen Untersuchungen kein anderes Ergebnis haben würden, und entließ Samantha und John mit der Aufforderung, sich für weitere Fragen bereit zu halten.
Erleichtert betraten sie den Aufzug, in dem sie nicht lange
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