AAA - Das Manifest der Macht
doch schon im College reihenweise die Mädels abgeschreckt.“
„Natürlich hab ich die noch.“ Ben verzog das Gesicht. „Sind schließlich meine Glücksshorts. Ich dachte, vielleicht hilft’s. Und hat es ja offensichtlich auch. Immerhin wollt ihr jetzt endlich den Artikel lesen. Wieso eigentlich auf einmal?“
Samantha hatte sich inzwischen wieder beruhigt. Diese Shorts würde sie allerdings nicht so schnell vergessen.
Sie erklärte Ben, was sie über den Verfasser des Zeitungsartikels
herausgefunden hatte.
„Das nenn’ ich ja mal wirklich spannend.“ Ben war überrascht. „Schön, hier, dann lest mal.“
Samantha und John setzten sich auf Bens Bett und begannen, die Geschichte zu lesen, die Guy de Levigne unter dem Namen Adrian Poor im Jahre 1880 verfasst hatte.
Der Schatz der Kommunisten
von Adrian Poor
Vor neun Jahren kämpfte die Pariser Kommune, und weite Teile unserer Stadt wurden zerstört. Zwar währte die Herrschaft der Kommune nur kurz, doch viele von uns glaubten an die bestechend einfache Idee einer sozialistischen Räteregierung. Väter dieser Idee sind die deutschen Philosophen Karl Marx und Friedrich Engels. Bereits in ihrem Kommunistischen Manifest entwickelten sie die Vorstellung von einer klassenlosen Gesellschaft, von der selbstbestimmten Arbeit eines jeden. Damit sprachen sie viele Arbeiter und Bauern, also die meisten Bürger unseres Landes an. Sehnten die sich doch nach Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden.
Nach mehrfachen politischen Umwälzungen in diesem Jahrhundert ist Frankreichs Regierung weiterhin in den alten Abhängigkeiten gefangen; verkrustete Strukturen einer komplizierten Verwaltung stützen nach wie vor den Staatsapparat. Unsere Heimat Frankreich verstrickt sich in Händel mit Bismarcks Deutschland sowie in einem imperialistischen Wettlauf mit England bei der Eroberung Afrikas. Was soll das? Wem nützt das? Bisher müssen die freien Bürger, die in den letzten Jahrzehnten mehr als genug gelitten haben, noch auf die verheißenen Wohltaten warten.
Unserer Redaktion liegen sensible Informationen vor, wie Bewegung in den trägen Staatsapparat gebracht werden soll. Zuverlässige Quelle ist ein Eingeweihter, dessen Namen wir nicht nennen, um ihn vor Nachstellungen eines mächtigen Geheimbundes zu schützen.
Immer wieder mussten einfache Bürger Frankreichs, wieder sind Arbeiter und Bauern die Hauptleidtragenden, verarmt ihre ländliche Heimat verlassen. Sie wollten ihr Glück in den Städten machen, strebten nach ein wenig Wohlstand und waren bereit, für ihre Freiheit zu kämpfen. Sie scheiterten. Geldadel und Industrielle nutzen sie weiterhin aus; korrupte Politiker und auf Macht versessene Militärs belogen sie. Wo sind die sozialistischen Ideen im Alltag zu finden, die unsere Republik prägen sollten? Was ist die Demokratie wert, wenn sich an den Missständen nichts ändert?
Unsere sogenannte Demokratie wird in Wirklichkeit von einigen Wenigen gesteuert. Schauen wir genauer hin: Wer sorgt für die Beschäftigung der Arbeiter, für die Verteilung von Land an die Bauern und für die Vergabe öffentlicher Aufträge in den Städten und Gemeinden? Woher wissen die Politiker, was das Volk braucht und wünscht? Sie wissen es nicht, denn das Volk wird nicht gefragt. Die Parteien arbeiten wenig effizient und eher zum Zweck ihrer Selbsterhaltung. Einflussreiche Politiker und Unternehmer, Großbürger und reiche Handelsleute folgen ihren kapitalistischen Interessen und merken nicht, dass sie gegängelt werden und einem übergeordneten Ziel dienen. Sie haben sich blind in die Hände einer geheimen Schaltzentrale begeben, die die Herrschaft über Frankreich, möglicherweise sogar über die ganze Welt anstrebt – nicht mit Waffengewalt, sondern viel subtiler, viel gefährlicher. Im Folgenden wollen wir den Nachweis für diese geheimnisvollen Machenschaften liefern.
Gehen wir ein Stück zurück in die Vergangenheit. Jacques Laffitte, seines Zeichens Großbankier, sprach nach der Juli-Revolution
1830 eine viel zu wenig gehörte Wahrheit aus: „Von nun an werden
die Bankiers herrschen!“
Wie wahr! Die Revolution hatte die Bourgeoisie besiegt, aber die Macht des Geldes blieb ungebrochen. Liebe Leser, Ihr erinnert Euch an die bereits erwähnte Pariser Kommune und die von ihr ausgerufene Diktatur des Proletariats. Nun haben wir Informationen aus erster Hand, dass die Macht des Geldes mit der Diktatur des Proletariats vereint werden soll. Da auf regulärem, legalem Weg
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