AAA - Das Manifest der Macht
grauhaariger Mann, der sich bei Johns Eintreten von seinem Stuhl erhob.
„Hallo, John, schön, dich zu sehen!“
„Gernot!“ Erfreut ergriff John die ausgestreckte Hand seines Gegenübers und schüttelte sie kräftig. „Du hast dich kein bisschen verändert.“
„Das mag sein, John, aber leider haben sich die Umstände verändert. Nimm doch Platz. Was möchtest du trinken?“
John blickte auf das Weinglas, das vor Gernot stand. Ohne Johns Antwort abzuwarten, zwinkerte er ihm zu und wandte er sich an die Bedienung. „Claudia, mein Freund hätte sicher auch gern ein Glas von diesem hervorragenden Zweigelt.“ John lächelte. Es war doch fast alles wie immer.
„Kommt sofort, Herr Dr. Bresser.“
Die beiden Männer setzten sich an den Tisch und öffneten die Speisekarten. „Kannst du irgendwas besonders empfehlen?“
„Ach, wenn du mich so fragst, übernehme ich gerne die Menüauswahl.“
Wenig später brachte die Bedienung Johns Wein.
„Danke, Claudia. Bringst du uns bitte als Vorspeise zweimal den Klassischen Ceasar Salad mit Garnelen, Rosmarin Crôutons und Parmesan, und als Hauptspeise für jeden von uns das hervorragende Wiener Schnitzel mit dem Kartoffel-Gurkensalat?“, übernahm Gernot Bresser die Bestellung.„Ist das okay für dich, John? Da passt auch der österreichische Wein hervorragend dazu!“
„Perfekte Wahl, Gernot. Ich vertraue dir voll und ganz.“
Gernot Bresser nickte der Bedienung zu.„Und keine Störung, bitte!“
„Selbstverständlich!“ Die junge Frau zog beim Hinausgehen eine Schiebetür vor den Eingang.
„So, John, sind wir hier ungestört genug?“ Gernot Bresser hob sein Glas. „Willkommen in Berlin!“ Er nahm einen Schluck und hielt das Glas dann gegen das Licht. „Ich liebe diesen Wein aus Österreich.“ Dann wurde sein Gesicht ernst.„Erzähl’ mir von deinem Problem, John.“
„Wie kommst du darauf, dass ich ein Problem habe?“
„Nun, dass ich aus dem Job bin, heißt nicht, dass ich aus der Welt bin. Auch ich höre so einiges. Nur weiß ich nicht, wie ich dir helfen soll.“
„Das bedeutet, du weißt von meiner angeblichen Abstammung?“ John war überrascht.
„Ja, da staunst du, nicht wahr? Die Kunde ist bis zu mir in die Provinz gedrungen. Aber ich frage dich mal ganz ehrlich: Wo ist das Problem?“
„Das werde ich dir in kurzen Worten schildern.“
John begann mit der Großfusion, ging über zum Interview durch Samantha und schließlich zu dessen Ausstrahlung mit dem latenten Vorwurf des Angriffs auf seine Integrität und seiner Flucht aus dem Gebäude von First Internationals . Auch den Brandanschlag auf seinen Porsche ließ er nicht aus und berichtete von den Aufenthalten in Deutschland und Frankreich und von dem, was sie dort bisher herausgefunden hatten.
„Nun hat uns Adrian Poors seltsame Geschichte hierher nach Berlin geführt“, schloss er seine Schilderungen und sah seinen Gesprächspartner erwartungsvoll an.
„Und jetzt erwartest du, dass ich dir Erklärungen für all dies liefere? Das wird nicht so einfach klappen, aber vielleicht kann ich dir ein paar Mosaiksteinchen liefern … oh, wunderbar, da kommt ja schon unser Essen.“
John wartete ab, bis fertig serviert worden war und sie wieder allein waren. „Davon gehe ich aus, dass du mir ein wenig weiterhelfen kannst“, sagte er. „Ich habe inzwischen das Gefühl, dass es gar nicht mehr allein um meine Abstammung geht, sondern dass viel mehr hinter den Ereignissen steckt. Du warst lang genug beim IWF, um einiges mitbekommen zu haben, was normalerweise nicht nach außen dringt.“
Gernot Bresser starrte auf seinen Teller und sortierte dort einige Bestandteile des Salates.
„John“, begann er schließlich, „du kannst dir vielleicht denken, dass meine Pflicht zur Verschwiegenheit auch nach dem Ausscheiden aus dem IWF noch besteht. Bei aller Freundschaft zwischen uns beiden gibt es gewisse Geheimnisse, die ich ins Grab mitzunehmen verpflichtet bin. Nicht nur, weil ich vor ein paar Jahren mal einen Eid darauf geschworen habe, sondern vielmehr, weil ich auch in Zukunft in Ruhe meine Tage verbringen möchte. Aber ich kann dir ein paar allgemeine Informationen an die Hand geben, die du dann nur noch zusammensetzen musst.“
John zuckte mit den Schultern.„Damit muss ich wohl leben.“
„Weißt du“, fuhr Gernot Bresser fort, „das Ganze hat auch mit den Umständen zu tun, unter denen man mich in Washington nicht mehr haben wollte. Der Name Horst Köhler sagt dir doch
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