AAA - Das Manifest der Macht
sicher etwas?“
„Natürlich!“ John schob sich ein Stück Garnele in den Mund.
„Dann weißt du, dass er 2004 vom Posten des IWF-Direktors zurückgetreten ist, um deutscher Bundespräsident zu werden.“
John nahm einen Schluck Rotwein. „Das weiß doch jeder!“
„Ja, das wissen alle, weil es die offizielle Lesart ist.“
„Was? Was heißt das?“
„Dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Mehr sage ich dazu nicht, außer vielleicht Folgendes: Die Gründe für seinen Weggang beim IWF und für seinen Rücktritt als Bundespräsident liegen gar nicht so weit auseinander.“
„Was meinst du damit?“, fragte John, aber Gernot Bresser schüttelte den Kopf.
„Nein, John, eigentlich habe ich schon zu viel gesagt. Reden wir lieber von mir. Ich habe in meiner Zeit beim IWF Dinge gesehen und Zusammenhänge erkannt, die alles, was ich bis dahin für gut und richtig hielt, auf den Kopf stellten. Das Schlimmste war, alle wussten was lief, doch alle haben den Mund gehalten und mitgespielt. Als ich meinen aufmachte und nach Antworten auf meine Fragen suchte, stand ich nach kurzer Zeit allein da. Mir wurde recht deutlich nahegelegt, aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Pension zu gehen. Mir blieb nichts anderes übrig.“ Er breitete die Arme aus.„Das war das Ende meiner Karriere.“
„Kannst du ein wenig konkreter werden?“
Gernot Bresser blickte sich im Raum um, als wolle er sich vergewissern, dass niemand zuhörte. „John, im Studium haben wir beide gelernt, was Demokratie ist, du in den USA und ich in Deutschland. Die Macht des Volkes, wahrgenommen in freien Wahlen.“ Er lachte verächtlich. „Vergiss das alles. Das ist der größte Blödsinn. Ein Ammenmärchen. Weißt du, wer wirklich die Schalthebel bedient? Ich sage dir, John“, flüsterte er, während er sich ein Stück zu John über den Tisch beugte, „es gibt nur eine einzige Macht auf der Welt, und die basiert darauf, dass man über viel Geld verfügt. Nicht über Tausende von Dollar oder über Millionen, nein, über Milliarden.“
„Gernot, warte!“ John hob die Hand, um Gernot Bressers Redefluss zu unterbrechen. „Etwas ähnlich Verrücktes hat mir vor kurzem mein alter Freund Ben weiszumachen versucht. Und ich habe ihm das Gleiche geantwortet: Das ist vollkommener Blödsinn!“
Gernot Bresser lehnte sich nach hinten und warf John einen vielsagenden Blick zu. „Dann kannst du mir sicher erklären, wie es sein kann, dass alle Staaten dieser Erde hohe Schulden haben und jedes Jahr neue Schulden machen, und das im Milliardenbereich. Und jetzt frage ich dich, bei wem haben die eigentlich ihre Schulden? Bei den Chinesen?“ Er lachte laut auf. „Aber ich bin noch nicht fertig.“ Er erhob sich, ging zu der Schiebetür und öffnete sie einen Spalt. „Claudia? Bist du so lieb und bringst uns noch zwei Gläser von dem vorzüglichen Rotwein? Danke dir!“ Er schob die Tür wieder zu und setzte sich zurück an den Tisch. John sah ihn erwartungsvoll an.
„Du kennst den berühmten Ausspruch von Mayer Amschel Rothschild?“, setzte Gernot Bresser seine Ausführungen fort.
„Du meinst den mit der Währung eines Landes?“ John erinnerte sich dunkel, diesen Ausspruch irgendwo gelesen zu haben.
„Nun“, erwiderte Bresser, „er lautet ungefähr so: Gebt mir die Kontrolle über die Währung eines Landes, und es ist mir egal, wer die Gesetze macht . Dann gibt es noch einen zweiten berühmten Ausspruch. Henry Ford hat einmal gesagt: Verstünden die Menschen, wie unser Finanzsystem funktioniert, gäbe es eine Revolution noch vor morgen früh. Ich muss dir sagen John, an diesen Sprüchen ist was dran, denn unser weltweites Währungs- und Finanzsystem ist auf perfide Weise darauf angelegt, dass einige Reiche immer reicher werden. Das Ganze läuft nicht erst seit gestern ab, sondern bereits seit Jahrhunderten, und es geht immer weiter.“
John winkte ab. „Dass Menschen nach Macht und Reichtum streben ist ein alter Hut, Gernot, aber Menschen sterben irgendwann, und dann wird das Vermögen, das sie zu Lebzeiten angehäuft haben, unter den Erben verteilt.“
„Das ist sicherlich der Normalfall. Aber es gibt eine Handvoll Familien auf der Welt, denen es seit langer Zeit, und damit meine ich mehrere Generationen, um nichts anderes geht als um Macht und Reichtum. Sie leben nach genau festgelegten Regeln, zum Beispiel finden Eheschließungen fast nur innerhalb der Familie statt. Inzwischen sind
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