AAA - Das Manifest der Macht
Wahrheit der Größte von allen werden.“
„Wie oft soll ich es noch sagen: Er ist nicht mein Ur-Urgroßvater.“ Der Ärger in Johns Stimme war deutlich zu hören.
„Ist doch eigentlich völlig egal“, beschwichtigte Samantha.„Was ist dir denn lieber? Dass er es ist? Oder, dass er es nicht ist?“
John setzte zu einer Antwort an, ließ es dann aber. Spielte es wirklich eine Rolle? Seine Abwehrhaltung war inzwischen eher ein Reflex. Ob er nun von Karl Marx abstammte oder nicht, war ihm inzwischen eher gleichgültig, eben eine Nebensächlichkeit irgendwo am Rande einer Sache von ganz anderem Kaliber. Sein ganzes Leben lang hatte er sich nicht sonderlich um seine Ahnen geschert. Warum daran was ändern?
„Vielleicht hast du Recht, und es ist egal“, erwiderte er nur, weil er auf eine Diskussion keinen Wert legte.
Samantha hatte gar keine Antwort erwartet und sich längst wieder in das Tagebuch vertieft.
„Könntest du das vielleicht woanders lesen oder willst du weiterhin da unten vor dem Klo hocken?“, fragte Ben, der immer noch in der Tür des Badezimmers stand.
„Nein, stimmt, ist wirklich ein wenig unbequem.“ Samantha erhob sich vom Boden, streckte Arme und Beine von sich und gähnte herzhaft. „Gut“, sagte sie dann, „ich verschwinde jetzt auf mein Zimmer und lese dort weiter.“ Sie machte Anstalten, sich an John vorbeizudrücken, doch dieser versperrte ihr den Weg.
„Nein, meine Liebe, so nicht!“, sagte er entschieden.„Dieses Mal bin ich zuerst dran.“ Er streckte die Hand fordernd nach dem Heft aus.
„John, was soll das? Du bekommst es morgen, okay? Oder ich bringe es dir in …“, Samantha schaute kurz auf ihre Armbanduhr, „… sagen wir in zwei Stunden, ja?“
„Nein!“ John blieb hart. „Ich behalte es hier. Du lässt es dir ja nur wieder klauen.“ Sam riss entsetzt die Augen auf. „Du kannst es dir morgen vornehmen.“
„Aber ...“, versuchte Samantha einzuwenden, gab dann aber klein bei und ließ sich das schwarze Heft von John aus der Hand nehmen.
„Danke! Und jetzt möchte ich meine Ruhe haben.“ John trat beiseite und streckte den Arm unmissverständlich Richtung Zimmertür.
„Na schön, wie du willst.“ Samantha stampfte wütend an John und Ben vorbei.„Ich verstehe dich zwar nicht, aber ich akzeptiere es. Morgen früh sehen wir weiter. Komm, Ben, gehen wir.“
Ben zögerte ein paar Sekunden, zuckte dann mit den Schultern und folgte seiner Chefin, die schon an der Tür war und sich noch einmal umdrehte.
„John, was ist auf einmal los mit dir?“, versuchte sie einen Vorstoß.
„Bisher stimmte doch alles zwischen uns.Was hat sich geändert?“
John holte tief Luft. „Willst du das wirklich wissen? Willst du wissen, warum? Ich kann es dir sagen. Weswegen haben wir diese Reise eigentlich angetreten? Was wollten wir herausfinden? Erinnerst du dich? Und du, Ben? Erinnerst du dich? Es ging um mich! Um meine Abstammung und Beweise für oder gegen eure Theorie! Und du, Samantha, wolltest eine große Reportage daraus machen. Ist jetzt auf einmal alles ganz anders, weil dir plötzlich diese Räuberpistole aus der Feder eines ominösen Guy de Levigne dazwischengekommen ist?“
Samantha starrte ihn eine Weile überrascht an.„Bist du fertig?“, fragte sie und rauschte aus dem Zimmer, ohne Johns Antwort abzuwarten.
KAPITEL 49
„Was sollte das denn?“, fragte Samantha, während Ben und sie zu ihren Hotelzimmern gingen.„War er früher auch so?“
Ben überlegte kurz. „Nein, soweit ich mich erinnere nicht, obwohl – Menschen ändern sich eben. Außerdem habe ich ihn eine Ewigkeit nicht gesehen.“
„Was, glaubst du, macht er jetzt?“
„Keine Ahnung, wahrscheinlich liest er das Tagebuch von Guy de Levigne. Aber du sagst ja, dass auf den ersten Blick nichts über seine Herkunft drin steht. Also wird er wohl auch nichts für ihn Interessantes darin finden.“
„Abwarten!“ Samantha schob ihre Schlüsselkarte in den Türschlitz.„Ich glaube, wir werden mit ihm noch die eine oder andere Überraschung erleben. Schlaf ’ gut, Ben!“ Ben wartete noch, bis sich die Tür hinter Samantha geschlossen hatte, dann ging auch er in sein Zimmer.
Nachdem Samantha und Ben gegangen waren, hatte John noch einige Runden in seinem Zimmer gedreht, um sich wieder zu beruhigen.
John warf sich auf sein Bett und begann, das Tagebuch von Guy de Levigne zu lesen.
Zunächst überflog er die Zeilen lediglich, weil er nicht erwartete, etwas zu finden, das für ihn
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