AAA - Das Manifest der Macht
Schön, von dir zu hören! Wie geht es dir? Wie weit bist du?“
John stutzte kurz. Frank van den Bergh schien überhaupt nicht überrascht zu sein über seinen Anruf, und seine Fragen klangen in Johns Ohren seltsam floskelhaft.
„Es geht mir soweit gut, Mr. van den Bergh, aber, offen gestanden, ich bin noch nicht viel weiter gekommen. Präzise gesagt habe ich weder einen Beweis dafür gefunden, dass ich von Karl Marx abstamme, noch dafür, dass es nicht so ist.“
„Aha.“ Frank van den Bergh zeigte sich unbeeindruckt. „Und wo bist du gerade?“
„In Berlin, aber hier war nichts Konkretes zu finden, und …“
„In Berlin?“ Wieder klang Frank van den Berghs Stimme nicht sonderlich überrascht.
„Ja, in Berlin.“ John wählte seine nächsten Worte mit Bedacht. „Kann es sein, Mr. van den Bergh, dass Dominique zufällig auch in Berlin ist?“
Am anderen Ende entstand eine Pause. „Dominique in Berlin? Nicht, dass ich wüsste, John. Wie kommst du darauf?“
John entschied, seinem Chef nichts zu sagen. „Ich dachte, ich hätte sie gestern hier gesehen. War wohl ein Irrtum.“
„Das glaube ich auch.“ Frank van den Bergh ging nicht weiter auf die Sache ein. „Was willst du denn in Berlin?“, fragte er unvermittelt.
„Ich verstehe nicht, Mr. van den Bergh.“
„Du solltest lieber nach London fliegen, John.“
„Nach London?“
„Ja, nach London. Überleg’ mal bitte. Die direkte Verbindung zu deinen Vorfahren geht doch zunächst einmal über deinen Vater. Er hieß Marx und hat bis 1954 in London gelebt. Karl Marx ist in London gestorben. Wenn du mich fragst, liegt vermutlich dort irgendwo der Schlüssel.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Nun, sagen wir, ich habe ein paar meiner Quellen angezapft. Pass auf, John, ich rufe dich in spätestens fünf Minuten wieder an.“ John hörte das Klicken, als sein Chef das Gespräch beendete.
Wenig später meldete sich Johns Handy.
„Hör zu, John!“ Frank van den Bergh verlor keine Zeit. „Morgen früh um 7:30 Uhr Ortszeit steht in Tegel eine Gulfstream bereit. Du brauchst nur deinen Namen zu nennen, und man fliegt dich nach London. Pass auf dich auf, John.“
John wollte noch etwas sagen, aber sein Chef hatte bereits aufgelegt.
Kurz darauf stellte Frank van den Bergh eine neue Verbindung her.
„Er fliegt morgen früh nach London“, sagte er, „und dort wird er, denke ich, das nächste Mosaiksteinchen finden.“
Er hörte eine Weile zu, was der Angerufene sagte.
„Da bin ich mir vollkommen sicher“, fuhr er dann fort, „er macht sich wirklich gut. Er hat sogar etwas von unserem alten Widersacher Guy de Levigne gefunden, von dem wir nicht die geringste Ahnung hatten. Er ist der Richtige.“
Wieder lauschte er in den Hörer.
„Kein Problem“, sagte er dann,„dafür bin ich da.“
Das Klingeln des Zimmertelefons riss Samantha aus dem ersten Schlaf. Sie tastete nach dem Hörer.
„Ja?“
„Sam, frag nicht lange“, hörte sie Johns Stimme. „Wir fliegen morgen früh nach London. Privatmaschine, Abfahrt hier 6:45 Uhr. Ich sage Ben Bescheid. Alles weitere morgen.“
„Was?“, fragte Samantha überrascht, hörte aber nur noch einen Dauerton aus dem Hörer. Seufzend griff sie zu dem Wecker auf dem Nachttisch und stellte ihn auf 5:30 Uhr.
KAPITEL 50
„So, mein Lieber, jetzt erzähl’ mal. Was gibt es Wichtiges in London, das uns weiterbringt?“
Samantha hatte sich während des kurzen Frühstücks im Hotel auffällig zurückgehalten. Endlich unterwegs zum Flughafen konnte sie ihre Neugier nicht mehr zügeln. Ben rutschte wieder nach vorn zwischen die Sitzlehnen, um bloß nichts zu verpassen.
„Ich habe gestern Abend mit Frank van den Bergh telefoniert“, begann John,„und er hat mir geraten, in London weiterzusuchen.“
„Was?“ Samantha riss die Augen auf. „Das ist alles? Und dafür fliegen wir nach London? Bist du denn total verrückt geworden?“
„Immer ruhig bleiben, Samantha.“ John musste lächeln. „London ist schön, und der Flug kostet uns nichts, oder?“
Samantha sah ihn eine Weile ungläubig an, dann begann sie, ebenfalls zu lächeln.
„Schön. Ich habe verstanden. Du hast irgendeine Spur, nicht wahr?“
„Du hast es erfasst, ja. Mein Chef hat mir per SMS eine Adresse in London zukommen lassen.“
„Na ja“, Samantha atmete tief durch, „das ist noch nicht viel, aber immerhin etwas. Vielleicht finden wir ja sogar noch irgendwas über deinen Vater raus, obwohl das ja nach so vielen Jahre
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