AAA - Das Manifest der Macht
schon mehr als Glück wäre.“
„Warten wir es ab.“
Nachdem sie den Mietwagen zurückgegeben hatten, meldete sich John am zentralen Informationsschalter des Flughafens Berlin-Tegel und wurde zu einem privaten Hangar geführt. Wie von Frank van den Bergh angekündigt wartete der Privatjet bereits abflugbereit. Eine Viertelstunde nachdem Samantha, John
und Ben ihre Plätze an Bord eingenommen hatten, hob die Gulf
stream von der Rollbahn ab und nahm Kurs auf London.
„So, John“, meinte Samantha, nachdem das Anschnallzeichen erloschen war, „darf ich jetzt das Tagebuch haben? Du hast es doch dabei, oder?“
„Selbstverständlich.“ John griff in seine Aktenmappe, die er mit in die Kabine genommen hatte.„Hier, bitte, bin gespannt, was du darin findest.“
Während der ersten zwanzig Minuten des knapp zweistündigen Flugs nach London vertiefte sich Samantha konzentriert in das Tagebuch, dann hob sie den Kopf und sah John und Ben an.
„Passt auf“, schlug sie vor.„Ich lese kurze Passagen vor, und ihr sagt spontan, was euch dazu einfällt, okay?“
„Wozu soll das gut sein?“, fragte Ben.
„Nun, ich glaube, dass die verschiedenen Details in dem Tagebuch und die Schlussfolgerungen daraus erst beim dritten oder vierten Mal Lesen deutlich werden. Ich habe auf jeder Seite Neues entdeckt, bin aber kaum einen Schritt weiter gekommen.“
John und Ben nickten, und Samantha begann vorzulesen. John hörte kaum zu, sondern dachte über das Telefonat mit seinem Chef nach, weil er sich bei seinem Anruf eigentlich eine komplett andere Reaktion von Frank van den Bergh erhofft hatte. Er hatte gehofft, sein Chef würde ihm den Ratschlag erteilen, die ganze Nachforschungssache bleiben zu lassen und an seinen Stammplatz, nämlich seinen Schreibtisch bei First International s, und in sein Leben in New York zurückzukehren.
„Ich verstehe einfach nicht“, unterbrach er Samantha mitten im Vorlesen, „wieso Frank darauf bestanden hat, dass wir nach London fliegen. Könnt ihr euch einen Reim darauf machen? Wobei“, John sah sich in der luxuriös eingerichteten Passagierkabine um,„gegen die Bereitstellung dieses Privatjets ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden.“
Samantha sah ihn unschlüssig an.
„Wenn du mich so direkt fragst, John, nein, ich kann mir keinen Reim darauf machen. Aber ich habe dir ja schon gestern gesagt, dass ich so vieles nicht verstehe, was in den letzten Tagen passiert ist. Das fängt bei der zwielichtigen Tochter von deinem Chef an und hört bei seinem seltsamen London-Tipp für dich auf. In mir macht sich allmählich das Gefühl breit, dass wir manipuliert werden. Okay, wir sitzen in einem wunderschönen Flieger nach London, aber je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr sagt mir mein Bauch, dass wir in London nicht das finden, was wir suchen, sondern etwas vorgesetzt bekommen.“
„Vorgesetzt?“
„Ja, denn eine Passage im Tagebuch weist doch eindeutig auf Verbindungen nach New York. Deine Firma John, die gab es doch damals, als das geschrieben wurde, auch schon in New York, nicht wahr? Also: Was hatte Guy de Levigne damit am Hut? Er war weder so vermögend, dass er sich an eine Kanzlei bezüglich Vermögensverwaltung gewandt hätte, noch hatte er was mit Firmenfusionen zu schaffen. Frage Nummer zwei: Was bedeutet also der Hinweis nach New York?“
„Guter, sehr guter Einwand. Daraus ergibt sich sofort die dritte Frage: Wieso müssen wir durch halb Europa, wenn wir vielleicht die Antworten zu all unseren Fragen vor der Nase hatten, sprich: eventuell sogar in meinem Unternehmen?“ John konnte jedoch bei allem Grübeln keinen offensichtlichen Zusammenhang erkennen. Er konnte sich nicht vorstellen, was seine Firma mit dieser alten Geschichte zu tun haben sollte.
„Damit hören die Fragen nicht auf“, fuhr Ben fort. „Wieso hat noch niemand vor uns dieses ganze Kommunismusgetue in Frage gestellt? Uns wird doch mit jeder gefundenen Information förmlich aufgedrängt, dass da was faul ist. Spielt doch das Szenario mal durch: Marx tut so, als wolle er die Welt durch seine kommunistischen Ideologien verändern, dabei gibt er seinen Spezis, den Bankhäusern dieser Welt, alle Macht der Welt. Nämlich das Geld der Welt.“
Ben wusste, dass er Recht hatte. Er brauchte nicht einmal mehr Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die beiden waren sichtlich mit ihm einer Meinung.
Er stand von seinem Sitzplatz auf, entnahm dem Bordkühlschrank drei Getränke und verteilte sie
Weitere Kostenlose Bücher