Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
hilfsbereit. Du wirst sie mögen.»
Während der Fahrt grübelte er darüber nach, Rebecca ins Engelsghetto mitzunehmen, aber dann hätte sie erfahren, was er war. Und er wollte sie unbedingt auf Distanz halten. Außerdem lag die Pension seiner Stiefschwester nur einen Katzensprung vom Ghetto entfernt, und er könnte die ganze Nacht über Rebecca wachen.
Auch durch die Adern seiner Stiefschwester floss Engelsblut, vererbt durch ihre Urgroßmutter, die ebenfalls ein Nephilim gewesen war. Rosie wirkte mit ihren einundzwanzig gereifter als andere ihren Alters. Trotz ihrer harten Kindheit, nach dem grausamen Tod ihrer Mutter, war aus ihr eine aufgeschlossene und lebensbejahende Frau geworden. Er war davon überzeugt, dass sich die beiden Frauen auf Anhieb verstehen würden.
Rebecca hakte sich bei ihm ein und hinkte zur Tür. Er konnte ihre Erschöpfung körperlich spüren. Es dauerte nicht lange, bis seine Schwester öffnete. Aaron hatte sich an den Anblick gewöhnt, aber im grellen Licht der Flurlampe fielen ihre Brandnarben am Hals, die sie gewöhnlich mit einem Kragen oder Tuch verdeckte, sofort auf. Er bemerkte an Rebeccas Blick, dass sie auch ihr nicht entgangen waren. Aber sie schwieg. Nach einer herzlichen Begrüßung bat er Rosie um ein Zimmer für Rebecca.
«Si, bitte kommt rein», sagte sie mit einem Lächeln und trat zur Seite. Der Blick aus Rosies schwarzen Augen glitt prüfend über Rebecca. Sicher hielt seine Schwester sie für seine Geliebte. Hoffentlich verkniff sich Rosie eine Anspielung.
Sie schritt voran und ihr dick geflochtener Zopf schwang auf ihrem Rücken hin und her. Am Empfangstresen schnappte sich Rosie im Vorbeigehen einen Schlüssel vom Brett, bevor es eine Treppe hinauf ging.
Als Rebecca bei der ersten Stufe aufstöhnte, trug Aaron sie hoch. Ihr Kopf sank gegen seine Schulter und sie legte einen Arm um seinen Nacken. Bei jedem ihrer Atemzüge, die seine Haut streiften, erschauerte er. Wäre sie nicht zu müde gewesen, hätte er sie jetzt leidenschaftlich geküsst.
«Bitte.» Rosie schaltete das Licht ein. «Im Bad liegen frische Handtücher bereit.»
Aaron setzte Rebecca vorsichtig ab. Ihre Augen leuchteten, als Rosie das Bad erwähnte. «Ich würde jetzt gerne noch duschen, wenn es niemanden stört …», sagte Rebecca und warf einen sehnsüchtigen Blick auf die geöffnete Badezimmertür.
«Natürlich. Meine Pension ist zurzeit nicht ausgebucht. Aaron, kommst du bitte mal?» Rosie bedeutete ihm mit einem Kopfnicken, ihr zu folgen.
«Was ist mit ihr, Aaron?», fragte seine Schwester und schürzte die vollen Lippen, als sie sich in der Küche gegenüberstanden.
«Sie wird von den Apokalyptikern verfolgt», antwortete er knapp.
«Und du hast sie vermutlich vor denen gerettet. Weiß sie über dich Bescheid?»
Aaron schüttelte den Kopf. «Nein, und ich wäre dir dankbar, wenn du das für dich behalten könntest.»
Rosie kniff die Lippen zusammen. «Aber den anderen hast du es doch auch gesagt», spielte sie auf seine Ex-Freundinnen an.
«Ja, aber sie ist nicht meine Freundin.»
Sie sog geräuschvoll die Luft ein, bevor sie lächelte. «Nicht deine Freundin? Soso. Ich habe genau bemerkt, wie du sie angesehen hast. Aber du wirst schon wissen …»
«Nein, sie ist wirklich nicht meine Freundin. Alles klar?»
«Was nicht ist, kann ja noch werden …» Rosie zwinkerte.
Aaron überhörte die Anspielung und schwieg.
«Meinst du, die Sekte versucht es wieder bei ihr?»
«Ich denke nicht. Ich habe einen Dämon und einen Nephilim umgebracht. Das wird sie vorsichtig machen. Aber Rebecca sollte besser für ein paar Tage hier bleiben.»
Rosies Augenbrauen schossen in die Höhe. Aaron spürte, dass ihr die Frage nach dem Warum auf der Zunge brannte. Doch sie schwieg. Der Ausdruck in ihrer Miene erinnerte ihn schmerzhaft an ihre Mutter, und plötzlich sah er wieder deutlich vor sich, wie er Rosie aus den Flammen gerettet hatte. Halb tot. In den folgenden Jahren waren Rosie und er zusammengewachsen. Sie fragte ihn nie nach seinen Gründen, wenn er sie um einen Gefallen bat, und er war ihr dankbar dafür.
«Keine Angst, ich werde ihr nicht sagen, wer du bist, wenn du das nicht möchtest. Aber sie macht einen intelligenten Eindruck, und sie wird mir sicherlich Fragen stellen.»
«Sie weiß von den Nephilim, von Gefallenen, aber ich wollte sie nicht noch mehr verwirren und belasten, indem ich ihr von mir erzähle. Ich möchte, dass sie mir vertraut.»
«Sag ihr bald, was du bist. Ich
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