Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
glatt vergessen. Er saß bestimmt noch immer in dem Versteck unter der Theke und wartete.
«Was ist? Spürst du was?», fragte Joel.
«Nein, ich habe Ham vergessen. Er hockt schon seit Stunden in dem kleinen Raum unter der Theke.»
«Dann werde ich mich mal sputen und ihn da rauslassen. Bis gleich.»
Aarons Bein schmerzte noch immer und mit Rosie an seiner Seite war er nicht so schnell wie sein Freund. Es würde eine Weile dauern, bis diese Wunde verheilt war. Er legte Rosie wieder den Arm um die Schultern und humpelte mit ihr zur Hell’s Bar, während hinter ihnen der Lebenstraum seiner Schwester zu Asche zerfiel.
16.
Rebecca drängte sich energisch durch den schmalen Gang des Flugzeugs. Ihr Nacken war verspannt und schmerzte. Die Stunden hatten sich endlos hingezogen und die Angst erstickt. Während des gesamten Fluges hatte sie nur durchs Fenster in die Dunkelheit gestarrt und geweint.
Dass Martin sie am Flughafen erwartete, spendete ihr trotz der Differenzen zwischen ihnen, einen gewissen Trost. Dennoch hätte ihr Aarons Nähe mehr gegeben. In seiner Gegenwart spürte sie eine unglaubliche Kraft in sich, die sie beflügelte, sich in der größten Angst zur Wehr zu setzen. Seine Hand auf ihrer Stirn war mehr als nur eine einfache Berührung gewesen, so als wäre es ihm möglich, seine Stärke und Energie auf sie zu übertragen.
Aber jetzt war er nicht da. Du bist doch immer allein klar gekommen . Dennoch sehnte sie sich nach ihm. Sie lehnte sich mit dem Rücken an eine der Glasscheiben, die den Bereich der Gepäckausgabe von der Ankunftshalle trennten und betrachtete die Koffer, die im Kreis auf dem Band fuhren. Sie schrak zusammen. Neben ihr klopfte jemand ans Glas.
«Becca!»
Sie drehte sich um und erkannte Martin. Er bedeutete ihr mit Gesten, am Ausgang der Halle auf sie zu warten. Als sich ihre Reisetasche auf dem Band näherte, stand Rebecca auf. Nur einen Atemzug später lief sie durch die Schwingtür in die Ankunftshalle. Doch Martin war nirgends zu sehen.
Erschöpft und verärgert ließ Rebecca sich etwas abseits vom Trubel auf einen Sitz sinken, der ihr dennoch einen guten Überblick bot. Wenn er nicht bald zurückkehrte, würde sie sich eben ein Taxi rufen. Nach einer Weile sah sie ihn von den Toiletten auf sie zukommen.
Rebecca erhob sie sich und wollte zu ihm laufen. Dabei prallte sie gegen einen Mann, der plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor ihr stand. Der Fremde, ganz in Schwarz gekleidet, strahlte etwas Gefährliches und Bezwingendes aus. Der eisige Blick aus seinen schwarzen Augen ließ sie frösteln. Für einen Mann waren seine Züge ungewöhnlich weich.
Seine sanft geschwungenen, herzförmigen Lippen lösten ein Déjà-vu aus. Sie kannte diesen Mann, aber sie konnte ihn nicht einordnen, etwas irritierte sie an ihm. War es die Narbe unter seinem linken Auge, die ihr bekannt vorkam? Eine Brandnarbe. Wie auf Kommando prickelte es wieder unangenehm auf ihren Armen. Keiner der Vorbeilaufenden schenkte ihm Beachtung, als wäre er Luft. Auch Martin schien ihn nicht zu sehen. Dabei stach er aus der Menge der Buntgekleideten wie ein Fremdkörper heraus.
«Der Platz wird jetzt frei», sagte Rebecca mit belegter Stimme und wollte seiner Gegenwart so schnell wie möglich entkommen. Hastig griff sie nach ihrer Tasche.
Als sie sich an ihm vorbeidrängen wollte, verstellte er ihr erneut den Weg. Rebecca war nicht ängstlich, aber die Erlebnisse in New York hatten sie gelehrt, vorsichtig zu sein. Der Kerl jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken, mehr als der Dämon und die Nephilim zusammen.
«Was soll das? Lassen Sie mich bitte vorbei, mein Freund holt mich ab. Da drüben ist er», sagte sie forsch und deutete mit dem Kinn zu Martin.
Ihr Herz schlug hart gegen ihren Brustkorb. Zeig ihm nicht, dass du dich fürchtest. Darauf wartet er doch nur .
Die Lippen des Fremden verzogen sich zu einem abfälligen Lächeln. Rebecca unterdrückte ihre Angst, obwohl sie innerlich vibrierte. Erneut startete sie einen Versuch, an ihm vorbeizugehen. Doch sie hatte seine Schnelligkeit unterschätzt, mit der er ihr auch dieses Mal entgegentrat. Er packte ihren Arm, um sie fortzuziehen. Wo blieb denn nur Martin?
«Genug mit diesen Spielchen.»
Er fasste fester zu, sodass sich seine Finger schmerzhaft in ihr Fleisch drückten. Die Szene war ihr vertraut.
«Lassen Sie mich sofort los!» Rebecca schlug nach ihm, aber ihr Hieb verpuffte wirkungslos.
«Zwing mich nicht, andere Maßnahmen zu ergreifen»,
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