Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Fenster. Schaulustige hatten sich hinter dem Feuerwehrwagen eingefunden und verfolgten die Szene.
Was er beim Training gesehen hatte, war keine Vision, sondern eher eine Vorahnung gewesen. Mit einem erstickten Aufschrei rannte er auf das Flammeninferno zu. Die Angst um die beiden fraß sich heiß durch sein Inneres.
«Aaron, warte!», rief Joel ihm nach und fasste seine Schulter.
«Lass mich, ich muss.»
Aaron riss sich los. Nicht auszudenken, wenn er auf einen Schlag die beiden Frauen verlieren würde, die ihm etwas bedeuteten.
«Aaron! Um Himmels willen, bleib stehen!»
Eine vertraute Stimme stoppte ihn. Langsam drehte er sich um und sah seine Schwester, die ihm tränenüberströmt entgegenlief. Schluchzend fiel sie ihm in die Arme und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Joel folgte ihr.
«Die Pension … meine Sachen … ich … alles vorbei», stammelte sie.
Sanft strich Aaron ihr übers Haar. Sein Blick suchte unter den Gaffern vergeblich nach Rebecca. Rosie sah ihn aus geschwollenen Augen an. Sie rang um Fassung.
«Wo ist Rebecca?», fragte er, und Furcht kroch erneut in ihm hoch.
«Sie ist fort.»
Rosie nagte an ihrer Unterlippe. Aaron zog ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und tupfte ihr liebevoll die Tränen ab. «Was heißt das, sie ist fort?»
«Ihre Eltern … sie hatten einen schweren Autounfall. Vorhin … bekam sie … einen Anruf … ich habe sie zum JFK gebracht.»
Sie schniefte. Fassungslos starrte er seine Schwester an. Rebecca war fort. Freude und Enttäuschung stritten ihn ihm. Sie war dem Feuer entgangen, dennoch hatte er sie verloren.
«Wie konntest du sie nur gehen lassen?», fragte er aufgebracht und bereute im selben Moment seinen Vorwurf. Er war frustriert, weil er nicht mehr mit ihr hatte reden, sie sehen können.
«Du hättest sehen sollen, wie verzweifelt sie war. Die Ärzte wissen nicht, ob ihre Eltern durchkommen. Ich hätte genau wie sie gehandelt.»
«Rosie hat recht. Jeder von uns hätte das getan», mischte Joel sich ein.
Auch Aaron konnte Rebecca verstehen. Damals war er in seiner Verzweiflung und Angst um seine Mutter in das brennende Haus gerannt, ohne an die Folgen zu denken. Heute hätte er es für Rosie und Rebecca wieder getan. «Du hast recht. Bitte entschuldige.»
Rosie nickte schniefend. «Ich kann dich ja verstehen. Du magst sie …»
«Schon gut, mach dir keine Sorgen. Erzähl mir lieber, wie das Feuer ausgebrochen ist.»
Aaron legte den Arm um Rosies Schultern. Wenn die Apokalyptiker oder gar Ariel die Pension in Brand gesteckt hatten, würden sie das noch bitter bereuen.
«Ich … ich weiß es nicht. Ein Nachbar hat die Feuerwehr alarmiert. Als ich zurückkam, war schon der erste Einsatzwagen hier. Jetzt … ist alles vorbei. Wie … soll es nun weitergehen?» Wieder brach Rosie in Tränen aus.
«Rosie, es tut mir so leid. Wir schaffen das schon. Viel wichtiger ist es, dass dir nichts geschehen ist.»
Er wiegte sie in den Armen wie damals nach dem Tod ihrer Mutter. «Wo ist Rebecca hin?», fragte er, als Rosie endlich zu weinen aufgehört hatte.
Sie rückte ein wenig von ihm ab und putzte sich die Nase. «Nach Kalifornien.»
«Gut, aber wohin genau? L.A.?»
Es ärgerte ihn, nicht zurückgekehrt zu sein.
«Ich weiß es nicht genau, sie hat die ganze Fahrt nur geweint. Ich wollte sie nicht noch mit Fragen bedrängen. Ich dachte, du wüsstest, wo sie lebt.»
«Fuck!» Aaron ballte die Faust und schlug durch die Luft.
«Hast du ihre Adresse nicht?», fragte Joel.
«Nein», gab Aaron kleinlaut zu.
«Ihre Handy-Nummer?»
Wieder musste er die Frage verneinen.
Rosie stöhnte auf. «Du bist doch sonst immer so hinterher, wenn dich eine Frau interessiert», tadelte sie ihn.
«Ja … schon, aber … zwischen uns ist alles irgendwie schiefgelaufen.»
Was war er doch für ein Idiot! Das Schicksal schien sich in letzter Zeit gegen ihn verschworen zu haben.
«Ich bin überzeugt davon, dass du sie wiederfinden wirst. Wenigstens ist sie damit aus dem Fokus der Apokalyptiker verschwunden», sinnierte Rosie.
«Vielleicht auch nicht.»
«Was heißt das denn jetzt?»
Er erzählte Rosie von seiner Begegnung mit Ariel.
«Aber was will der von ihr?»
«Vielleicht ihre Seele, um sie an Luzifer zu verkaufen oder sie an den Verkünder ausliefern. Aber das kriege ich noch raus. Jetzt lass uns ins Engelsghetto gehen. Dort solltest du bleiben, bis du was anderes gefunden hast.»
Abrupt blieb Aaron stehen. Ham fiel ihm ein. Verdammt! Den hatte er doch
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