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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Kapierst du nicht, der verkauft Drogen! Dem ist scheißegal, wer dabei draufgeht. Dem ist scheißegal, wie alt seine Kundschaft ist und was für einen Mist der aus Kolumbien und Ecuador hochholt und an die Kinder verscherbelt. Dem ist nur der Gewinn wichtig, dem kommt´s nur aufs Geld an. Winston ist ein Schwein. Nicht mehr der Typ, der mein Partner und euer Freund war. Winston ist voll auf die andere Seite übergegangen. Schleppt er noch seinen Arzt herum, der angeblich sein größter Abnehmer ist?“
    „Der fluchende Doc in Silver Strand?", fragte ich dreijährig.
    „Natürlich der. Das ist sein Partner an der Westküste, kein Abnehmer. Und ich habe gehört, die beiden wollen jetzt mit Gewalt das Geschäft der Tijuana-Mafia in Kalifornien übernehmen. Dass dabei einige draufgehen, ist dir ja wohl auch klar“, meinte sie mich. Ich konnte nur stumm dasitzen und auf einen Schlag nüchtern sein.
    „Woher weißt du denn so genau Bescheid?", wollte ich wissen. Interessierte mich sehr.
    „Hätte ich dir nicht zugetraut, mir so eine blöde Frage zu stellen. Arbeitest du schon für Winston? Hat der dich schon gegen mich aufgehetzt?“ Sie war in voller Fahrt. Die alte Misty.
    Ich plusterte mich auf, weil ich das nicht auf mir sitzen lassen wollte. Sie schnitt mir die Widerrede ab. „Wir beweisen dir morgen, dass alles, was ich sage, Hand und Fuß hat. Rick hat alles dabei. Jetzt nicht mehr, sondern morgen früh. Aber nicht hier. Wohin können wir?“, wollte sie von Ignacio wissen. Dem fiel nur die Weinkneipe ein.
    „Also gut. Morgen, gleich nach dem Aufstehen. Wir frühstücken dort.“
     
    Ich schlief sehr unruhig in dieser Nacht. Nicht voller Wein und Gesang, sondern voller Schiss und Bedauern. Entweder war Winston verrückt geworden, oder Misty, oder ich. Oder wir alle.

 
     
     
    26 Misty und Rick
     
     
    Die Schüsse mitten in der Nacht, die mich kreidebleich aus den Federn und auf den Gang jagten, kamen vom Freeway. Schoß wohl irgendein Besoffener auf Verkehrsschilder. Verdammt, ich hatte gedacht, dass es jetzt losgeht.
     
    Als wir uns im Foyer versammelten, war ich gerädert. Miserabel geschlafen, kaum ein Auge zugedrückt, und jetzt noch Sachen über einen Freund erfahren, die ich wahrscheinlich lieber nicht wissen würde.
    „Wir fahren zusammen", schlug Ignacio vor, „und können deinen Jeep im Dorf stehen lassen, nur so aus Vorsicht.“
    Wir fuhren los, ich stellte meinen automobilen Augapfel hinterm Billardsalon ab und stieg zu Rick ein, der ein hübsch großes Auto gemietet hatte.
     
    Der Wirt gab uns den besten Tisch auf der Veranda, von wo aus man den Weinbau überblicken konnte. Die Frucht war noch klein, aber bei diesem Wetter würde sie täglich zunehmen, dicker und süßer werden, bis Mitte nächsten Monats die Ernte begann. Hübsch. Hier könnte ich es aushalten. Wir bestellten ein Riesenfrühstück, hauten sehr ordentlich rein und sprachen über völlig Belangloses. Wie Leute auf der Straßenbahn. Dann wurde abgeräumt, Ignacio verlangte Rotwein, ich beließ es bei Sprudel, Misty und Rick kümmerten sich schon um den Laptop.
    Misty erzählte leise, dass Rick sich nach der Pleite mit dem verschwundenen Geld intensiv um alle gekümmert habe, die mit uns etwas zu tun hatten. „Jeder, dessen Bank oder Broker ein Internetportal hat, wurde abgeklopft. Und dabei stellte sich heraus, dass Winston über einige interessante Seiten verfügt. Und dass er immer wieder erwähnt wird, direkt oder indirekt.“
    Sie waren auf dem Laptop gespeichert, einige davon drei und vier Monate alt, und sie waren verblüffend. Offenbar wickelte Winston sein Geschäft digital ab; genügend Leute glauben noch immer, dass codierte Texte sicher sind. Rick murmelte etwas von Hashing, Algorithmen und Twofish, mögen die Götter wissen, was das ist.
    Jedenfalls hat er damit die Dateien lesbar gemacht und diejenigen, die sich nach dem Lesen selbst löschten, wieder auferstehen lassen. Was sie hergaben, hätte ich Winston beim besten Willen nicht zugetraut.
    Zentnerweise hat er das Zeug bewegt, Marihuana, Haschisch, Kokain und Crack, das übelste Koksderivat. Von Südamerika über karibische Inseln und Miami bis Kalifornien. Das war nicht nur harmloses Ganja, wie´s der Rasta gewohnt ist und was ihm kaum verübelt wird. Das hier war hartes Gangsterbusiness.
    „Nicht nur das,“ warf Ignacio ein. „Ich habe gestern Abend die beiden Telefone näher angeschaut, die ich den Toten im Auto abnahm. Die waren beide noch in

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