Aasgeier
mein spätentdeckter Schulfreund Rick, blieb stumm.
„Also einigen wir uns darauf, dass wir noch vorsichtiger sein müssen", schlug Ignacio vor. „Und dass wir in ständiger Verbindung bleiben, damit jeder von uns weiß, was die anderen gerade machen.“
Kein Wunder, dass er Kirchenmann wurde. Sein Vorschlag war die einzig mögliche Alternative, die einzige Verhaltensweise, die uns wenigstens etwas Sicherheit und Bewegungsfreiheit gab, ohne dass wir verfeindet auseinandergingen. Die beiden brummelten noch, aber sie gifteten nicht mehr.
„Ich kann mir vorstellen, dass Winston sich übernommen hat, zu tief drinsteckt und sich uns gegenüber schämt. Dass er deshalb die Geschichten mit Marihuana und Rastafarianismus erzählte. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er einer dieser blutrünstigen Drogenchefs ist, die ihr Geschäft mit Mord und Totschlag ausbauen. Und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Winston einen von uns bestiehlt. Eher gibt er noch Geld, als dass er´s nimmt.“ Meine bescheidene Meinung.
Ignacio fuhr sofort dazwischen. „Wir konzentrieren uns auf Fakten. Keine Spekulation, bitte, weder für noch gegen jemanden. Sonst müssen wir uns gegenseitig belauern, und das wollen wir ja wohl alle vermeiden.“
Wir verabredeten, dass Rick weiterhin fürs Internet zuständig sei, für die elektronische Überwachung, weil er einfach der richtige Mann dafür war mit der längsten Erfahrung, wenn sie auch etwas rostig war. Misty würde ihm dabei behilflich sein und gleichzeitig unsere verbliebenen Konten überwachen. Und Ignacio kümmert sich um die Cops, um die Rechtslage.
Wir würden weiterhin über ihn in Verbindung bleiben, uns absprechen und das Kloster als Drehscheibe betrachten. Winston, da stimmten Ignacio und ich etwas widerstrebend zu, sollte im Dunklen bleiben. Wir wussten, dass die Geschichte explodieren würde, wenn er davon Wind bekam. Also erst mal nicht einweihen, nicht ahnen lassen, was wir heute besprachen.
Ignacio berichtete von meiner gelungenen Flucht im Erdbebental und meinte, ich wäre der Richtige für schnelle Entscheidungen. Ich sollte mich um Konkretes kümmern, um Greifbares. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte oder ob das nicht doch eine versteckte Beleidigung war.
„Wenn wir uns aufs Ziel konzentrieren, darauf, dass wir nicht nur überleben, sondern künftig in Frieden irgendwo wohlhabend leben wollen, dann klappt das auch,“ war mein Senf. „Was uns bis jetzt zugestoßen ist sieht zwar aus als hätten sich eine Menge Leute anstrengen müssen, aber das stimmt nicht. Genau genommen hätte das einer allein machen können, zwei oder drei Entschlossene oder Gutbezahlte sind wahrscheinlicher. Und ich meine nach wie vor dass alles, was geschah, damit zusammenhängt, dass wir den Moreno in die Pfanne gehauen haben.“ Dass wir für seinen Tod verantwortlich waren wollte ich nicht erwähnen. Warum die Stimmung wieder absenken, wenn sie sich gerade etwas erholt hatte?
Misty und Rick würden nach Florida zurückfliegen und von dort aus weitermachen. „Oder aus der Gegend,“ schränkte Rick ein.
„New Orleans?", fragte ich.
„Vielleicht. Denkbar,“ meinte Misty.
Sie verließen uns am Abend. Fuhren nach Los Angeles, sagten sie, und würden von dort am Donnerstag abfliegen. Weshalb sie wohl die zwanzig Meilen bis Templeton fuhren und ich eine höllische Mühe hatte mitzuhalten, als sie den Freeway verließen und eine Minute später auf der Gegenfahrbahn wieder auftauchten. Also fuhren sie nach San Francisco oder San Jose, aber nicht nach Los Angeles. Ich war enttäuscht; da meint man, dass Freunde nach einer solchen Aussprache ehrlich sind, und dann so was.
Ignacio bedauerte auch, aber er hatte natürlich recht, als er sagte, man müsse Angstreaktionen richtig einschätzen und respektieren. Er habe sich auch gewundert, dass niemand fragte, wie es Ricky geht oder ob ich mich in der Zwischenzeit mit Julie verständigt habe. „Der eine interessiert sich für so was und der andere nicht. Misty kümmert sich in erster Linie ums eigene Wohl. Das war damals schon so, und es spielte mit in meine Entscheidung hinein, Priester zu werden. Denn ich hätte sie nicht ändern können, und damit leben wollte ich auch nicht.“
„Du hast nie darüber gesprochen, sie hat es nie erwähnt und ich habe mich natürlich gewundert, warum ihr auseinandergegangen seid.“
„Jeder hat irgendwas. Nobody is perfect. Ich habe sie sehr geliebt, aber ich habe mich dann doch richtig
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