Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
Wohnzimmertisch liegen lassen.
    „Darf ich kurz hereinkommen, Mister Gutman?", fragte er höflich und ließ mein Blut gefrieren, denn ich war schon seit Jahren kein Mister Gutman mehr. „K-klar doch", stotterte ich, „nur rein damit.“ Was ein blöder Spruch ist, aber ich war wirklich etwas verdattert.
    Irgendwie kam er mir bekannt vor. „Hatten wir schonmal miteinander zu tun?", wunderte ich mich, und er nickte bestätigend. „Haben wir“. Ich wollte nicht fragen.
    Wir setzten uns an den niedrigen Nierentisch, den die Witwe bestimmt als Braut gekauft hat. Schwarze Platte, Kunststoff, mit eingegossenen roten und türkisfarbenen Dreiecken. Goldrand, dünne Beinchen, Goldfüßchen.
    Er zog sorgfältig die messerscharfen Bügelfalten hoch, ehe er Platz nahm. Wusste wohl, welch unschöne Beulen so ein Knie in die Bügelfalte stößt, wenn man sich ohne diesen kleinen Kunstgriff hinsetzt. Ein Gentleman.
    „Wollen Sie was trinken?“ Hörte sich nicht richtig an, aber er nahm nicht krumm. „Danke, nein.“
    „Also.“ Ich kam mir vor wie einer, der mit fünf anderen Typen vor der weißen Wand im Präsidium steht und sich den unsichtbaren Zeugen hinterm Einwegspiegel präsentiert. Die wissen immer alles, der Ausgestellte hat von nichts eine Ahnung.
    Er packte ein kleines Tonband mit einem verhältnismäßig großen Doppelmikrofon aus, stellte das Tonband vor sich und richtete die beiden Tischmikrofone auf sich und mich. Er schaute aufs Gerät, als er zu sprechen anfing.
    „Herr Gutman, ich bin im Rahmen einer Untersuchung hier, um von Ihnen eine Aussage in einer internen Angelegenheit zu erbitten. Ich darf Ihnen erst mal versichern, dass wir nichts gegen Sie, Ihre Verdienstquellen oder Ihr Vorleben haben. Uninteressant.“
    Na, wenigstens etwas. Ich atmete wohl hörbar auf, denn er grinste mich an und kniff ein Auge zu.
    „Sie sind doch mit meinem Kollegen Macmillan gut bekannt,“ fing er an. Ich nickte. „Geht, ja. Nicht gut. Einfach so.“
    „Na, also. Und Sie kommen gut mit dem Kollegen aus, ja?“
    Ich druckste herum. „Na, klar, einigermaßen. Wir tun uns nicht weh,“ was gelogen war, aber das geht den doch nichts an.
    „Aha. Sie halfen ihm gerade von einigen Wochen bei der Beobachtung bestimmter Personen in der Nähe Sacramentos. Stimmt´s?“
    Das ging mir dann doch zu weit. „Kann ich mal Ihren Dienstausweis sehen?“ Er holte ein Lederetui aus der Brusttasche und klappte es auf. Eine vergoldete FBI-Agentenmarke mit eingestanzter Dienstnummer und einem hübschen Schriftzug im bunten Wappen. Er zeigte mir seinen Ausweis. Kofi hieß er mit Vornamen. Seltener Name. „Stimmt. Ich habe Macmillan geholfen, weil er mich darum bat und ich es als meine Bürgerpflicht ansah.“ So ein Bullshit.
    „Und haben Sie dafür Bezahlung in irgendeiner Form gefordert oder angenommen?“
    „Ich? Kohle von Macmillan? Nee, der hat mir gesagt, wenn ich ihm nicht helfe, würde ich´s bedauern. Was ich ihm auf Anhieb glaubte.“ Mein lieber Mann. Wenn dieser schnieke Modeheini mit dem Macmillan gemeinsame Sache macht, bin ich am Arsch. Ich tappte völlig im Dunkeln.
    „Gut. Und haben Sie ihn seither gesehen oder gesprochen?“
    „Hm,“ machte ich, weil es jetzt brenzlig wurde. Also mauern.
    „Wieso?“
    Das brachte ihn nichtmal aus dem Rhythmus. „Weil ich es wissen will.“
    „Ich habe ihn mal kurz gesehen, ja.“
    „Wann, wo und in welchem Zusammenhang, bitte.“ Ein kalter Hund, trotz der hippen Lockentaue.
    „Verdammt, wenn ich das sage, dann könnte ich mir das eigene Grab schaufeln. Sie können mich doch nicht zwingen, Ihnen zu antworten.“ Angriff ist die beste Verteidigung, ein Spruch, den Schlieffen kannte und George W. Bush in den falschen Hals bekam.
    Er lehnte sich ins Polster zurück. Gut gemacht. Die Arme zu beiden Körperseiten auf die Sitzkissen gestützt, offen und ehrlich signalisierend, harmlos freundlich, not to worry. FBI-Training. Wie beruhige ich den paranoiden Bürger, ehe zugestochen wird?
    „Natürlich nicht. Wir würden Sie auch nie zwingen wollen – das FBI ist auf die freiwillige Mitarbeit guter Bürger wie Sie angewiesen. Deshalb lassen Sie mich kurz erklären; Kollege Macmillan, allerseits geschätzt, hat sich vor wenigen Stunden als Held erwiesen. Wieder mal. Bei einer Schießerei mit Drogenhändlern in einem Motel. Und wir wollen sichergehen, dass seine Heldentat nicht von Missgünstigen oder Neidischen geschmälert wird. Falls es Ansätze zu Missverständnissen geben kann,

Weitere Kostenlose Bücher