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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Lichtschleuse, wie man sie von altmodischen amerikanischen Innenstadtbars kennt. Ein kleiner, stockfinsterer Vorraum, gerade groß genug, dass sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen können. Dann wird ein schwerer, bleiverstärkter Samtvorhang beiseite gezogen, und der notdürftig erhellte Hauptraum bietet ordentliche Sicht. Die Barbesitzer lassen die Lichtschleuse installieren, damit die meist schon angejahrte weibliche Kundschaft besser aussieht. Hier schien ein ähnlicher Gedanke Pate gestanden zu haben. Die vier Herren, die an einem langen Tisch in der Saalmitte vor Monitoren saßen, waren nicht die schönsten ihres Jahrganges. Aufgeschwemmt, tätowiert, schlechte Haut. Die fiel sogar in der rötlich-dunklen Beleuchtung auf. Die Herren kamen sicher selten an die Sonne.
    „Ich brauche meinen Freund ja nicht vorstellen", trötete Bobby in den Raum. „Ihr habt ihn nun oft genug gesehen. Ich möchte euch nur ans Herz legen, dass der Freund ein hochgeschätzter Gast ist, dem auf keinen Fall etwas passieren darf. Deshalb bitte ich Sie um erhöhte Aufmerksamkeit. Zog ist hinter ihm her; Zog darf ihn nicht greifen.“
    Als die Herren das hörten, ging ein Raunen durch den Saal. Einer wiederholte das geheimnisvolle Zog, die anderen grummelten dazu. Wie scharfe Hunde, wenn sie auf ein Opfer gehetzt werden.
     
    Wir drehten uns um und verließen den Saal. Mir war nicht wohl. „Was sind denn das für Typen?", wollte ich von Bobby wissen. „Unsere Schutzarier", sagte der. „Vier von ihnen bewachen Tag und nacht das Grundstück. Die Monitore zeigen alle Tore, die Zugangsstraße und die besonders zu schützenden Grundstücksteile, hauptsächlich die entfernteren. Wenn ein Unbefugter den äußeren Ring durchquert, empfangen ihn drei der vier Herren, weitere Herren werden geweckt oder dort benachrichtigt, wo sie gerade sein mögen. Das funktioniert ganz prima.“
    Interessant. „Und was ist ein Zog?“
    Er lachte und klopfte mir auf den Rücken. „So was lernt man im kalifornischen Knast. Zog ist deren Abkürzung für Zionist Occupation Government. Die Idioten glauben an die Zionistische Weltverschwörung. Deshalb sind sie so scharf auf das Nazizeug, das sie überall mitschleppen und aufstellen. Damit halten wir sie bei der Stange.“
    „Aber wieso ausgerechnet im Knast?“ Ich staunte immer mehr. Hatte noch viel zu lernen.
    „Weil dort die Arische Bruderschaft das Sagen hat. Wenn du ein weißer Knacki bist, dann unterstehst du denen. Und wenn du nicht mindestens neutral bist, dann machen die dich kalt. Oder sie tauschen dich an die Mexican Mafia oder an die Brothers. Ist alles schlecht für einen friedliebenden alten Mann. Aber sich mit den Nazis im Loch anlegen ist Selbstmord.“
    Was weiß unsereiner nicht? Und dann kommen die Typen wieder raus und werden auf uns losgelassen. Jessasmariaundjosef. Mir schwirrte der Kopf.
    „Sind die alle so?“ Ich wollte nicht unbedingt „so“ definieren, aber er wusste.
    „Sind sie, ja. Alle total beknackt. Für unsere Zwecke hier oben ideal. Die saufen, die schlagen bei der geringsten Provokation zu, die marschieren bis zum Umfallen, die glauben an die hirnrissigsten Geschichten, und vor allem halten die nichts von Dope. Zorbian hat denen klargemacht, dass wir unser Marihuana an die „Nichtweißen“ verkaufen, und seither sehen sie ihren Job als Kampf gegen den Untermenschen. Kannst du dir vorstellen, dass mal ein ganzes hochzivilisiertes Land so bekloppt war?“
    Konnte man sich wirklich nicht vorstellen. So was.
    Schade um die schöne Gegend. Von solch miesen Typen versaut. Andererseits musste ich natürlich froh sein, dass sie mein Wohlbefinden überwachten.
     
    Ich musste dringend mit Marisol sprechen. Also rief ich vom Haupthaus aus an, benutzte allerdings mein Mobiltelefon.
    „Si, digame?“
    „Schatz, ich bin´s. Wie isses?“
    Sie freute sich mächtig. Alles in Ordnung, sagte sie, und dass Rick ein lieber kleiner Junge sei, der ab nächster Woche in den hiesigen Kindergarten gehe. „Er freut sich schon – wir waren vorgestern da, haben einen Besuch gemacht, und er ist begeistert", erzählte sie, und, "hier ist er selbst.“
    „Papi,“ sprudelte es aus ihm heraus, „soy en el jardin de... ich bin im Kindergarten. Bald darf ich jeden Tag dort sein.“ Aufgeregt war er, hocherfreut.
    „Das ist schön. Das hat die Marisol aber gut gemacht, nicht?“
    „Si, Papi, und sie hat mich auch zu den Büchern mitgenommen, wo sie arbeitet“, freute er sich, und

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