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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Laufenden über Freund und Feind. Da würde ich mir also keine Sorgen machen.“
    „Mache ich aber. Du hast schließlich gehört, was Misty und Rick erzählten.“
    „Gehört ja, aber nicht unbedingt geglaubt", sagte Ignacio. „Wie du ja auch nicht. Einiges von dem, was sie erzählten, hörte sich verdammt weit hergeholt an.“
    Stimmt. Deshalb war ich ja auch so verwirrt. Und als sie uns dann über eine Nebensächlichkeit wie den Abflug belogen, war ich doch sehr enttäuscht.
    „Übrigens werden wir von deren Nachforschungen nichts mehr sehen. Den Computer hat bestimmt das FBI. Ich hoffe nur, dass sie Winston nicht an den Karren fahren.“ Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. War mir noch gar nicht aufgefallen.
    „Was soll ich tun?“
    „Rufe ihn an, sage ihm ehrlich, wann und wie du über ihren Tod erfahren hast und frage ihn nach seiner Meinung. Denn er hängt genauso drin wie du, aber er hat die Ressourcen, euch da wieder rauszuhauen. Und die hast du nicht. Außerdem kannte er sie viele Jahre, und ich weiß, dass die beiden einmal ein sehr enges Verhältnis hatten.“
    Also klar. Obwohl ich Bedenken hatte. Aber ich versprach, ihn gleich nach unserem Telefonat anzurufen und ihm reinen Wein einzuschenken.
     
    „So, jetzt erzähle, was du weißt. Lasse nichts aus.“ Winston war ganz business, wie der schöne Ausdruck lautet. Nicht freundlich, sondern höflich-verbindlich, was ein verdammter Unterschied ist. Ich erzählte also vom Besuch des schwarzen FBI-Agenten, von seinen Fragen und seiner eher lakonischen Mitteilung auf der Stufe, fast als Nebensatz, als Unwichtigkeit, dem Tonfall nach kaum der Erwähnung wert.
    Nach meinem Bericht war eine Weile Stille. So lange, dass ich endlich hallo rief und fragte, ob er noch dran sei.
    „Ich überlege. Ihr habt euch doch mit den beiden kurz vorher getroffen. Was war da los?“
    „Kann ich dir auf Anhieb nicht sagen", stammelte ich in meiner Not. Alles hätte ich erwartet, aber nicht das. Woher wusste der? Ließ er uns überwachen? „Ich frage Ignacio, ob ich dir alles erzählen darf – es betraf nämlich auch ihn. Und wenn ja, rufe ich noch mal an.“
    „Lass sein", sagte er kalt. „Ich spreche selbst mit ihm.“ Und hängte grußlos ein.
    Ich holte mir einen Kaffee aus der Küche und setzte mich ins Karinhall-Museum. Dann nahm ich noch mal das Telefon aus der Tasche und wählte Ignacio an. Besetzt.
    Ich saß ordentlich in der Scheiße. Aber ich konnte doch Winston nicht erzählen, dass ich wusste, wer mich beklaut hatte. Auch wenn es vielleicht nicht ganz so war, wie Misty und Rick erzählten, so war doch genug an der Sache, um verdammt vorsichtig vorzugehen. Soll sich Ignacio was einfallen lassen. Ich musste heute mit einem Spaten ins Carrizo Plain. Wurde Zeit, die Fliege zu machen. Mein Geld wollte ich ab jetzt in Streichelnähe haben.
     
    Ich rief Wong in San Luis Obispo an, der noch Wertsachen von mir hatte. Den Schmuck, den ich ihm zur Aufbewahrung gab. Er hatte auch mal erwähnt, dass er mir bei einem eventuellen Geldtransfer behilflich sein konnte. Durch die Blume zwar, weil auf unautorisiertem Geldverschieben grausig lange Zuchthausstrafen stehen, aber doch deutlich genug.
    Ich rief also an. Er hatte auch am Sonntag geöffnet.
    „Ich habe noch was bei dir. Das wollte ich entweder holen oder von dir ein anständiges Angebot haben. Und dann hast du mir mal gesagt, dass wir vielleicht bei einer anderen Sache ins Geschäft kommen können.“
    Er schlug vor, gleich am Vormittag vorbeizukommen. „Nach dem Kirchgang will der eine oder andere entweder die Kronjuwelen versetzen oder den Colt kaufen, mit dem er schon lange zwecks Familienplanung liebäugelt.“ Scherzkeks.
    Also fuhr ich nach dem Frühstück zu Wong. Von unterwegs rief ich Ignacio an.
    „Alles in Ordnung. Unser Freund möchte mit uns beiden sprechen, wenn möglich schon morgen. Ob wir uns bei seiner Tochter treffen können, will er wissen. Und ich soll ihn anrufen und Bescheid geben.“ Morgen früh, also. Gegen elf. Die Fahrt dauerte von hier drei Stunden, ich würde Ignacio um halb acht abholen. „Und was sagt er zu Mistys Besuch?“
    „Nichts. Will selbst mit dir sprechen. Bat mich um Neutralität, bis ihr euch darüber unterhalten habt, und ich habe es ihm versprochen.“ Na gut. Nichts verschweigen. Das, meinte Ignacio, sei eh meine Freundespflicht.
     
    Wong sah im dunklen Anzug mit gedeckter Krawatte und gestreiftem Hemd ausgesprochen sonntäglich aus. „Ist mein

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