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Aasgeier

Aasgeier

Titel: Aasgeier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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„Pizza haben wir heute. Nachher kommt der Mann und bringt Pizza. Und für mich ice cream.“
    „Helados?“
    „Ja, helados!“ Er ließ das Telefon fallen, ich hörte Stimmen und trapsen, und Marisol kam an den Hörer. „Pizzalieferung kam gerade. Da hat er zur Tür laufen müssen.“
    Ich traute mich kaum, ihr zu sagen, weshalb ich angerufen hatte. Und wenn ich anfing, würde die Pizza kalt. Ich sagte ihr also, dass ich sie in einer halben Stunde noch mal anriefe.
    Mir war nicht wohl bei der Telefoniererei. Ich ging zu Bobby in die Küche. „Sag mal, meinst du, ich kann nach Cornwall runterfahren und dort telefonieren? Ich weiß nicht, ob ich hier nicht abgehört werden kann.“
    „Gute Idee. Fahre du nach Cornwall, und wenn du zurückkommst, drückst du beim ersten Tor auf den roten Knopf unterm Lautsprecher und bittest um Licht. Das wird von der Zentrale eingeschaltet, und wenn die bestätigt haben, dass du´s bist, lassen sie dich sofort durch.“
    Also fuhr ich den Berg hinab, bog auf den Highway One und fuhr die paar Kilometer nach Cornwall hinein. In der Dorfmitte östlich des Highway machte ich Halt, ging in ein Restaurant mit bombigem Sonntagsgeschäft und bestellte Carnitas mit Salsa Verde. Während ich darauf wartete, fütterte ich das öffentliche Telefon im Gang mit Quarters. Sie hatten gegessen, hatten ihr Eis verputzt und waren nun dicke satt, sagte Marisol, und Ricky rief von irgendwo im Zimmer, dass er nicht mal sein Eis fertigessen könne.
    „Marisol, ich muss dich etwas fragen, und es fällt mir nicht leicht. Ich will dir nicht wehtun. Aber es muss sein.“
    „Schieß los.“ Ihre Stimme verriet ihre Besorgnis. Also erzählte ich ihr so schonend wie möglich, was Misty und Rick geschehen war, sagte ihr, was ich fürchtete und dass ich mich hier nicht mehr sicher fühlen konnte. Was auch auf sie und Ricky zutraf. Und ob sie mit uns kommen würde. Geld hätte ich.
    Sie schnitt mir das Wort ab. „Geld habe ich auch Das ist doch unwichtig. Wichtig ist, dass Ricky nichts passiert, dass dir nichts passiert und dass ich gesund bleibe. Hör mal. Ist doch klar, dass ich mit euch gehe.“ Einfach so. Wollte nicht wissen, wohin oder wann oder wie lange.
    Ich sagte ihr, dass ich sie liebhabe. Falscher Augenblick, vermutlich, denn es sollte nicht als Belohnung aufgefasst werden. Aber Frauen haben im kleinen Finger mehr drauf als wir Kerle im ganzen, teilweise oft furchtbar nutzlosen Körper. „Weiß ich doch, und ich liebe dich sehr. Und den Ricky. Keine Frage. Sage mir, wie es nun weitergeht.“
    Sagte ich. Sie würde die Fotos morgen schicken, versprach sie, würde auf meinen oder Ignacios Anruf warten, und, ja, sie packt schon mal das Wichtigste.

 
     
     
    28 Die Schatzinsel
     
     
    Mein Mobiltelefon schrillte in die Stille meines Zimmers hinein. Ich muss gerade eingeschlafen sein. Der Mond schien durchs Fenster, Bude und Bettzeug waren noch immer klamm, und das Telefon kreischte irgendwo in meiner Reisetasche.
    „Hast du gehört, was passiert ist?". Winston war außer sich.
    „Mit Misty und Rick?", fragte ich in meinem Tran. Er wurde fuchsteufelswild.
    „Wieso höre ich nicht von dir, wenn du´s schon wusstest? Warum muss ich aus den Fernsehnachrichten erfahren, dass meine Partnerin tot ist? Was ist denn verdammt noch mal mit dir los?“
    Ich wiegelte ab, log, dass ich es auch erst erfahren hatte und noch gar nicht drüber weg sei und dass ich ihn morgen angerufen hätte. „Machen können wir sowieso nichts, und ob du es nun einen Tag früher oder später hörst, ist egal, dachte ich. Hab mich getäuscht. Tut mir also leid, Winston.“
    „Wir müssen irgendwo reden. Wo bist du denn?“
    Würde ich ihm gerade auf die Nase binden. „Bei Freunden. Ich rufe dich morgen früh an. Dann können wir uns unterhalten, können uns treffen, wenn du willst.“
    „Rufe mich in Jamaica an", knurrte er und unterbrach die Verbindung.
    Erst dann fragte ich mich, wieso er die Nummer meines relativ neuen Telefons kannte. Ich hatte doch seit ich es bekam nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Da war sie wieder, die Angst. Sie überfiel mich, ließ das ganze Misstrauen wieder aufleben. Ich konnte lange nicht einschlafen.
    Am Montagmorgen rief ich als Erstes Ignacio an. Ich musste wissen, was er zu Winstons Anruf sagte.
    „Du weißt, dass Winston ein gut funktionierendes Spionagesystem unterhält. Der weiß meist, was er wissen will. So eine Telefonnummer hat der im Nu raus, außerdem hält er sich immer auf dem

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