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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Pfeil hatte mich noch nie getroffen. Vielleicht diesmal? Ich bat sie, mich anzurufen. Doch das tat sie nicht. Und auch wenn es mir nicht an Abwechslung mangelte, vergaß ich das hübsche Mädchen aus Bludenz nicht. Über die Sommermonate verließ ich meine Heimat wieder einmal, diesmal arbeitete ich in Irland, und so gab es keine Chance auf ein Wiedersehen, aber in Gedanken war sie immer bei mir.
    Als ich zum Winteranfang heimkehrte und das hübsche Mädchen in Bludenz plötzlich wiedersah, war seit dem Tanzabend in der »Tenne« schon ein ganzes Jahr vergangen. Mühsam schleppte sie auf der anderen Straßenseite einen riesigen Einkaufskorb voller Lebensmittel. Schnell lief ich hinüber. Auch Edeltrud erkannte mich sofort wieder. »Darf ich dir tragen helfen?« Ich nahm ihr die schwere Tasche ab und begleitete sie zu einer Metzgerei, die, wie ich erfuhr, ihren Eltern gehörte. Da standen wir nun inmitten der wartenden Kunden, als ihre Mutter hinter der Ladentheke rief: »Kann mir jemand 1000 Schilling wechseln?« Ich zögerte keine Sekunde: »Ja, ich! Aber unter einer Bedingung: Ihre Tochter geht heute Abend mit mir aus.« »Das muss Edeltrud selber entscheiden«, war die knappe Antwort. Ich wechselte den 1000-Schilling-Schein und verabredete mich mit der hübschen Metzgertochter. Diesmal gab sie mir keinen Korb – ich machte das Geschäft meines Lebens!
    Von nun an waren wir ein Liebespaar, und da ich meine Hörner bis dahin ordentlich abgestoßen hatte (so glaubte ich es zumindest; an guten Vorsätzen hat es mir nie gemangelt), heirateten wir 1966, obwohl ich erst 24 Jahre alt war.In Stuben richteten wir unser Nest ein, bauten ein Haus aus und eröffneten noch im gleichen Jahr eine Fremdenpension mit fünf Doppelzimmern. Edeltrud konnte ausgezeichnet arbeiten, sie hatte von ihren Eltern viel gelernt. Nur ein Jahr später bewirteten wir die ersten Gäste in »Willi’s Milchbar«, einem kleinen Lokal im Erdgeschoss, mit kleinen Snacks und leckeren Milchmixgetränken.
    Der Laden lief gut, wir waren überglücklich, und ein weiteres Jahr später erblickte unsere Tochter Eva-Maria das Licht der Welt. 1973 gesellte sich dann ein Brüderchen hinzu, Willi junior, und das Leben unserer kleinen Familie spielte sich zwischen Piste, Pension und Milchbar ab. Doch was wie ein Familienidyll klingt, war mit harter Arbeit verbunden. Tagsüber war ich immer noch der König vom Arlberg, mein Ruf als Herzensbrecher hatte sich nicht einfach in Luft aufgelöst, die Gäste (auch die weiblichen) erwarteten ihr gewohntes Unterhaltungsprogramm.
    Nun kollidierten zwei Welten: hier der Familienvater, da die Skilehrerlegende. Doch ich schaffte den Spagat, auch als Wirt machte ich meinen Job immer hundertprozentig. Unsere kleine Milchbar platzte im Winter aus allen Nähten, denn dort hatte Willi Mathies seine Bühne, der beste Entertainer und Alleinunterhalter weit und breit. Die Gäste warteten ungeduldig, bis ich am Abend nach meinem Skikurs endlich erschien, und wurden seltsamerweise nicht müde, meine blöden Sprüche anzuhören. Abend für Abend wurde getrunken, gesungen und natürlich geflirtet. »Willi’s Milchbar« war der »Hot Spot«, hier trafen sich die meisten Arlberger Skilehrer, weil sich an meiner Theke die hübschesten Mädchen versammelten, zudem waren die Preise günstiger als in den anderen Orten am Arlberg. Auch meine Kollegen hatten schon so manches Damenherz gebrochen, und wir kokettierten damit: »Mensch Willi, ich bekomme Liebesbriefe aus zehn verschiedenen Ländern!« »Das ist ja gar nichts, ich zahle Alimente in zehn verschiedenen Währungen.«
    Die Gäste liebten unsere Sprüche, und wir genossen den Beifall. Mit Charme und kleinen Aufmerksamkeiten gelang es mir immer wieder die Damenwelt um den Finger zu wickeln. Ich verschenkte an unsere weiblichen Gäste silberne Kettchen mit Herzanhänger, legte sie ihnen um den Hals, und schon fielen sie mir um denselbigen.
    Es dauerte ungefähr fünf Jahre, und aus der legendären Milchbar wurde »Willi’s Pilsstüble« Nun konnten wir nebst unseren Milchmixgetränken unsere Gäste auch mit alkoholischen Getränken und dem vielgepriesenen Pilsbier so richtig verwöhnen. Meine Familie und ich lebten auf 44 Quadratmetern im ersten Obergeschoss, aber unsere Gäste sollten genug Platz haben. Ich hatte meine Prinzipien: Das Wohl der Urlauber lag mir am Herzen, und der Rubel musste rollen. Und von da an ging es richtig los. Nun kamen sie alle, aus nah und fern, selbst die Gäste

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