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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Hause zu fahren. Ich dachte an meine geliebten Berge, die Wintersaison war ja schon in vollem Gange, und ich wollte wieder auf die Piste. Auch wenn mir der Abschied von meinem Freund Herbert sehr schwerfiel, stand mein Entschluss schnell fest, nur mit der Umsetzung haperte es. Ich hatte zwar in den vergangenen Monaten viel verdient, aber alles sogleich wieder auf den Kopf gehauen. Für die Heimreise fehlte mir schlichtweg das Geld. Also schrieb ich meiner Mutter voller Heimweh einen Brief (verheiratet war ich damals noch nicht), in dem ich mein Anliegen vorbrachte. Glücklicherweise hatte sie ein Einsehen mit ihrem Bub, sie steckte 80 DM in einen Umschlag, und ich fuhr von Hamburg bis Langen mit dem Zug wieder heim nach Stuben.
    Da das Fahren sämtlicher Fahrzeuge zu meinen großen Leidenschaften gehörte und ich bald Führerscheine für fahrbare Untersätze aller Art besaß, lag es mehr als nah, dass ich versuchte in den Sommern mein Geld damit zu verdienen. Und so war die Stelle als Busfahrer, die ich in einem der folgenden Sommer ergatterte, ein echter Traumjob. Anfangs fuhr ich für eine Bludenzer Firma Pendler zur Arbeit, morgens um vier Uhr sammelte ich sie in Stuben ein und setzte einen Teil bei ihrem Arbeitgeber in Bludenz ab, anschließend ging es mit den anderen weiter nach Liechtenstein zu den Metallwerken. Da saßen meist müde, mürrische Männer in meinem Bus, von guter Laune weit entfernt. Mir sollte es recht sein, ich konzentrierte mich auf den Verkehr. Busfahren war wohl das Einzige, was ich als junger Bursche noch nicht ausprobiert hatte. Wo sollte ich auch damals einen Bus herbekommen? Aber ich konnte schnell auch mit mir unbekannten Fahrzeugen umgehen, offenbar war ich ein Naturtalent. Nun saß ich wie auf einem Thron hoch über den anderen und fühlte mich als König der Landstraße. Einen ganzen Sommer lang kutschierte ich die Arbeiter zu ihren Wirkungsstätten und wieder zurück.
    Im Herbst lockte dann der nächste Auftrag: Ausflugsfahrten! Das war eine Tätigkeit ganz nach meinem Geschmack, nun hatte ich den Bus voller lustiger Menschen, die sich amüsieren wollten: Männer der Freiwilligen Feuerwehr, Musikvereine, Firmen, die ich zu ihrer Jubiläumsfeier brachte, und die meisten kamen schon beschwipst an ihrem Zielort an, denn in meinem Bus ging es hoch her. Es wurde gesungen, und so manche Flasche machte die Runde. Leider durfte ich nicht mitfeiern, aber das war der einzige Wermutstropfen. Ich liebte diese Touren, oft ging es ins schöne Südtirol, da wurde natürlich am Abend tief ins Weinglas geschaut oder, wie man bei uns sagt, ordentlich getorkelt. Vier Jahre lang fuhr ich im Sommer gut gelaunte Menschen von einer Party zur nächsten, offenbar war ich für die Unterhaltungsbranche geboren.
    Bei dieser Gelegenheit erlebte ich mal wieder, dass jede feuchtfröhliche Party einmal zu Ende geht – und das kann manchmal sehr schmerzhaft sein.
    Haken von links
    Als ich morgens nach Bludenz kam, teilte mein Chef mir mit, ich solle einen Musikverein aus der österreichischen Gemeinde Thüringen nach Bludenz zum Festgelände bringen, dort wurde die 750-Jahr-Feier der Stadt gefeiert. Gesagt, getan. Ich kutschierte die Kapelle zu ihrem Auftrittsort und vertrieb mir die Zeit. Trinken durfte ich ja nicht, mitfeiern war also verboten, und so saß ich meistens irgendwo rum, wartete und beobachtete die Menschen. Das Festgelände war noch gut besucht, einige Menschen waren stark alkoholisiert, andere feierten einfach friedlich zusammen. Es war interessant zu beobachten, was so ein paar Gläser Hochprozentiges aus Menschen machten. Vor allem, wenn man selber stocknüchtern war. Die einen wurden lustig, die anderen aggressiv, manche sentimental. Gegen 22.30 Uhr beendete der Musikverein seinen Auftritt, und der Kapellmeister kam zu mir: »Willi, hol den Bus, es wird Zeit, die Heimreise anzutreten.«
    Auf dem Weg zum Ausgang sah ich einen Freund, der ebenfalls das Fest besuchte, er war in einen handfesten Streit verwickelt. Ich lief rüber, um zu schlichten; wie gesagt, ich war nüchtern und bestimmt nicht auf Krawall aus. Im Gegenteil. Es hatten sich ein paar Männer um die beiden Streithähne versammelt, und ich wollte nicht, dass die Situation womöglich eskalierte und das schöne Fest in einer Massenschlägerei endete. Doch kaum hatte ich die beiden erreicht und mich zwischen sie gestellt, da bekam ich von der Seite einen Kinnhaken, der sich gewaschen hatte. Ich ging zu Boden. K. o. in der ersten Runde.

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