Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
außergewöhnlichen Events von sich reden machen. Eine Idee lag mir besonders am Herzen: Dass aus unserem armen Säumerdorf ein beliebter Wintersportort geworden war, hatten wir dem gebürtigen Stubner Hannes Schneider zu verdanken. Was wäre wohl aus Stuben, Lech, Zürs und den anderen Orten am Arlberg geworden, wenn er nicht so ein begabter Brettlfanatiker gewesen wäre? Sicher würden hier heute keine Adelsfamilien ihren Urlaub verbringen, und ich wäre nicht der König der Albona. Der Mann hatte es verdient, dass man ihm ein Denkmal setzte, und so plante ich einen exklusiven Hannes-Schneider-Lauf. Jedes Jahr sollte sich hier die Crème de la Crème der besten (ehemaligen) Skifahrer zu einem Rennen versammeln und für einen guten Zweck ihr Können beweisen. Doch so eine Veranstaltung durchzuführen war nicht nur organisatorisch aufwändig, sie kostete auch viel Geld, denn wir brauchten dazu eine elektronische Zeitmessung, Torstangen, Flaggen, Absperrmaterial und und und.
Aber ich gab nicht auf und begann Geld zu sammeln. Sowohl Einheimische als auch Stammgäste unterstützten uns, so dass ich in kürzester Zeit das nötige Kapital zusammenbrachte. Bei der Gelegenheit möchte ich mich heute noch bei allen bedanken! Die Stubner Hoteliers und Pensionswirte erklärten sich bereit, den prominenten Teilnehmern kostenlos Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, und auch für Speis und Trank wurde gesorgt.
Um die Organisation des Rennens, Ort und Länge des Laufes, kümmerte ich mich höchstpersönlich. Es sollte eine anspruchsvolle Riesentorlaufstrecke werden, schließlich war Stuben die Wiege des Skilaufens, und der Hannes-Schneider-Lauf sollte einen gewissen Anspruch symbolisieren. Schon Tage vorher war ich extrem nervös und unausstehlich, worunter besonders meine arme Familie zu leiden hatte. Die Veranstaltung musste ein Erfolg werden, andernfalls hätte ich versagt gehabt, diese Blöße wollte ich mir unter keinen Umständen geben.
Acht Jahre lang hatte ich für den Lauf gekämpft und geackert, nun war es endlich so weit, am Adolflift in Stuben stand alles, was Rang und Namen hatte, am Start: Zwei Läufe mit einer Höhendifferenz von 135 Metern und 22 Tore, die ich persönlich gesteckt hatte, waren zu bewältigen. Für die Zuschauer (darunter später auch Prinz Bernhard von den Niederlanden, Friedrich Schneider, und zahlreiche Honoratioren Österreichs) war das nicht nur Unterhaltung vom Feinsten, sondern auch Spannung auf höchstem Niveau. Ich war ein Nervenbündel, hin- und hergerissen zwischen Stolz und einer immerwährenden Angst, etwas könnte schiefgehen. Aber alles war perfekt organisiert, und an diesen Tag stand unser Dorf Kopf, denn natürlich wurde auch ordentlich gefeiert. Während des Rennens amüsierten sich Hunderte Zuschauer entlang der Strecke, und am Abend war »Willi’s Pilsstüble« natürlich der Treffpunkt schlechthin. Glücklich, wer bei uns einen Platz bekam.
Seit 1986 findet das Rennen jedes Jahr am Abend unter stimmungsvollem Flutlicht statt, zahlreiche prominente Rennläufer, aktive und ehemalige, gingen bisher bei uns an den Start (nur ich konnte leider nie antreten, einer musste ja für die Organisation verantwortlich sein): Egon Zimmermann (Olympiasieger 1964 in Innsbruck), Luggi Leitner, Gerhard Nenning, Hugo Nindl, Werner Bleiner, Edith Zimmermann und Heidi Zimmermann-Strasser, Trude Jochum-Beiser (ebenfalls Olympiasiegerin), Karl Cordin und viele mehr. Der schöne Nebeneffekt dieses Spektakels war der gute Zweck: Wir sammelten für die Hilfskampagne »Licht ins Dunkel«, eine österreichische Organisation, die sich um behinderte und bedürftige Kinder kümmert.
Auf diese Veranstaltung bin ich sehr stolz, doch auch bei einem weit größeren Wettbewerb, der 36. Alpinen Skiweltmeisterschaft in Saalbach Hinterglemm, durfte ich teilnehmen. Es galt einen Austragungsort zu finden, und die Arlbergregion bewarb sich neben zahlreichen anderen Orten um diesen exklusiven Wettbewerb.
Wieder einmal stand mir eine aufregende Zeit bevor. Gemeinsam mit den Komiteemitgliedern wie dem ehemaligen Skiclub-Arlberg-Präsidenten Reinhard Hauser sowie Skirennfahrer Karl Schranz, Toni Sailer und Toni Innauer reiste ich durch die Welt, um Werbung für uns zu machen. Das Komitee präsentierte die Arlbergregion mit viel Herzblut in Saalbach Hinterglemm, St. Moritz, Rio de Janeiro und Oakland, wo der 39. Skikongressstattfand . Am Ende bekamen wir am 11. Mai 1996 endlich den Zuschlag, und unser Nachbardorf
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