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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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Rücklagen besaß (und so ein Luxus wie ein Büro ja auch gar nicht vorgesehen war), musste ich die Renovierung aus eigener Tasche bezahlen. Ich griff selbst zu Hammer und Säge und machte aus einem Raum zwei, damit meine Skilehrer einen eigenen für ihre Ausrüstung bekämen. Ich mauerte die Wände hoch und sorgte für anständige sanitäre Anlagen. Den ganzen Sommer ackerte ich, war mit dem Ergebnis dann aber auch sehr zufrieden. Mein Schwager Josef, damals Besitzer einer Tischlerei in Stuben, schreinerte mir die komplette Einrichtung, darunter auch einen original Montafoner Tisch, und verlangte dafür keinen Groschen. (Der klassische Montafoner Tisch wird seit 250 Jahren hergestellt und hat traditionell, neben kunstvollen Einlegearbeiten, in der Mitte eine Steinplatte, damit man dort direkt die heißen Töpfe und Pfannen abstellen konnte.)Wie bei allen Dingen legte ich auch hier Wert auf jedes Detail. Ich hatte schon immer einen Sinn für die schönen Dinge des Lebens … Und so sollten auch mein Büro und die Räumlichkeiten meiner Skilehrer etwas Besonderes sein.
    Mit Niki handelte ich einen symbolischen Pachtvertrag von damals 100 Schilling pro Jahr aus, worüber ich mich sehr freute, denn mit so viel Wohlwollen hatte ich nicht gerechnet. Nun konnte es endlich losgehen. Die erste Sitzung fand in meinem neuen Büro an dem eindrucksvollen Tisch statt, und auf der Tagesordnung stand zum einen die Gründung eines Vorstandes (der mich bei den Anschaffungen verschiedener Bürogeräte unterstützte und mir bei der Einteilung der Skigruppen am Sammelplatz behilflich war) und zum anderen die Wahl meines Stellvertreters.
    Viel Zeit blieb mir nicht, die Saison stand in den Startlöchern, bald würden die ersten Gäste eintreffen, und während der Weihnachtsferien musste alles reibungslos laufen. Für Improvisation war hier kein Platz, für Fehler erst recht nicht. Die Gäste möchten vom ersten Tag an den Wintersport in seiner schönsten Form genießen, und unzufriedene, enttäuschte Urlauber kommen nie wieder. Ich krempelte also die Ärmel hoch und arbeitete meine Liste ab.
    Damals beschäftigte die Skischule in Stuben sechs bis zehn Skilehrer, das war überschaubar, aber für meinen Geschmack viel zu wenig. Mein erstes Ziel war, hier weitere gute (auswärtige) Leute anzuheuern, was aber aus Mangel an Unterkünften gar nicht so leicht war. In unserem Dorf war der Platz schon immer sehr begrenzt (und ist es immer noch), doch auch hier gab es eine Lösung. Ich ging von Haus zu Haus und bat um Unterkünfte für meine Skilehrer. Es reichte zwar nicht für alle, so dass einige pendelten und nach der Arbeit heimfahren mussten, aber viele, die von weither kamen, konnte ich unterbringen. Am Ende meiner Amtszeit nach fast 20 Jahren beschäftigte ich in der Hauptsaison (Weihnachten, Fasching und Ostern) 35 bis 40 Skilehrer.
    Doch zurück zu den Anfängen: Als Leiter der Schule war ich nun auch für die Einteilung der Gruppen zuständig. Als Skilehrer wusste ich natürlich nur zu gut, dass es Lieblingsgruppen gab und solche, um die sich einige gerne drückten und die andere unbedingt haben wollten. Ich konnte mittlerweile meine Lehrer gut einschätzen und wusste sie optimal einzuteilen. Gespannt also, wie meine erste Amtshandlung als »Chef« verlaufen würde, machte ich mich auf den Weg zum Sammelplatz, vis à vis vom Hotel »Post«, wo sich Skilehrer und Gäste trafen. Natürlich kannten mich meine neuen »Mitarbeiter«, meine kleinen Eskapaden waren bekannt, und doch respektierten sie mich.
    Natürlich versuchte der ein oder andere seine Wünsche durchzuboxen, wer konnte das besser verstehen als ich, aber dank meines Durchsetzungsvermögens wagte am Ende keiner zu widersprechen. Als Chef war ich streng, gerade weil ich wusste, dass man bei einer Horde selbstverliebter Skilehrer hin und wieder hart durchgreifen muss, denn nicht alle kannten ihre Grenzen. (Auch das wusste ich aus eigener Erfahrung.) Und doch fühlten sich alle wohl bei mir: Ich hatte sowohl in der Skischule als auch in meinem Lokal über viele Jahre immer das gleiche Personal, keiner hat die Flucht ergriffen. Schwarze Schafe hat es natürlich auch hier gegeben, aber die waren nicht der Rede wert.
    So verlief meine erste Wintersaison als Skischulleiter reibungslos. Ich war angetreten, ein paar Dinge zu verändern und neue Impulse zu setzen, eine ruhige Kugel wollte ich nicht schieben. In mir brannten etliche Ideen, denn der Name Stuben am Arlberg sollte mit

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