Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
war der Kilometerstand auf unserem Tachometer um 9000 Kilometer angestiegen.
Nun musste das nächste Ziel her: Australien. Aber mit einem anderen Gefährt. Mein Privatgast Eugen und ich fuhren vier Wochen lang mit dem Wohnmobil durch dieses traumhafte Land am anderen Ende der Welt. Auch hier waren Sonne und Hitze, neben Kängurus und Koalabären, unsere ständigen Begleiter.
Wir hatten eine klare Rollenverteilung: Eugen war Reiseleiter und für die Sauberkeit im Wohnmobil zuständig. Ich sorgte für unser leibliches Wohl und lenkte den Karren durch den fünften Kontinent. Deshalb fiel auch jene unerwünschte Besucherin, die plötzlich vor unserem Wohnmobil auftauchte, in meinen Zuständigkeitsbereich. Sie hinderte mich am Kochen. Ich hatte den Grill aufgebaut und war gerade dabei Eugen und mir ein schönes Steak zu grillen, da richtete sich etwas neben mir auf. Nun hieß es: sie oder ich. Dies sollte ein Herrenurlaub sein, und Giftschlangen waren grundsätzlich nicht eingeladen. Ich schnappte mir einen herumliegenden Holzstock und drosch auf das zwei Meter lange Ungetüm ein, falsch verstandene Tierliebe hätte mich mein Leben gekostet! Und so knipste ich ihr kurzerhand das Licht aus. Dann konnten wir in Ruhe zu Abend essen.
Und wo wir schon mal Down Under waren, konnten wir auch gleich nach Neuseeland im südlichen Pazifik weiterreisen. Waren ja nur schlappe 4000 Kilometer Luftlinie. Zwei Wochen bereisten wir nun auch dieses Land, das alles zu bieten hatte: Eis und Schnee, Wasser und Sonne und Millionen von Schafen.
Ein Model zum Geburtstag
Ich war nun fast 70 Jahre alt und weigerte mich zum alten Eisen zu gehören. Und dass nicht nur ich das so sah, beweist ein Foto im Skilehrerkalender 2012:
Mein Kollege Thomas Ebster, ein hervorragender Skilehrer und Journalist, bringt schon seit Jahren den Österreichischen Skilehrerkalender heraus. Der Kalender ist mittlerweile Kult, er ist weltweit bekannt und war in den USA sogar »calendar of the year«. Das Besondere daran: Man kann ihn von zwei Seiten aufhängen, die eine zieren knackige durchtrainierte Burschen, die andere zeigt bildhübsche sexy Mädels. Gemeinsam haben sie ihre Liebe zum Skilehrerberuf, und sie sind alle nur mit dem Nötigsten bekleidet. Und was hat das nun alles mit mir zu tun? Außer dass ich mir gerne die andere Seite anschaue? Im Winter 2010 bekam ich einen Anruf von der Agentur, die diesen Kalender produziert, man wollte mich zu einem Fotoshooting einladen! Ich traute meinen Ohren nicht, vielleicht war das so etwas wie Versteckte Kamera?
Es stimmte zwar, dass Thomas Ebster schon öfter gesagt hatte, ich sei das Unikum vom Arlberg, der in den Skilehrerkalender gehörte, aber ich hatte das für einen Scherz gehalten. Nun meinte er es tatsächlich ernst. Schon bald darauf rief mich Thomas selber an: »Willi, halte dich bereit, am 15. April findet das Fotoshooting statt.« Ausgerechnet an meinem 69.Geburtstag! Neben der Freude kam aber auch eine leichte Panik auf, schließlich wollte ich zwischen all dem jungen Gemüse nicht wie ein schwammiger Knödel daherkommen. Das wäre ein unwürdiges Ende meiner glänzenden Karriere gewesen. Also stieg ich jeden Tag runter in meinen Fitnesskeller, stemmte Gewichte und trainierte meine Bauchmuskeln.
Am Morgen des 15. war ich sehr nervös, der Fototermin fand in Lech statt, so dass ich nur eine kurze Anfahrt hatte. Dort angekommen musste ich mit der Seilbahn nach Oberlech fahren, und wie der Zufall es wollte, bestieg der berühmte Skiprinz und Starfotograf Hubertus von Hohenlohe mit mir die Gondel, denn er würde uns alle ablichten. Besser gesagt, wir hatten die Ehre von ihm abgelichtet zu werden. Wir kannten uns von früher, und so schaute er mich verwundert an und fragte: »Willi? Kommst du etwa auch in den Skilehrerkalender?«
Bis wir oben angekommen waren, hatte ich ihm alles erklärt, und wir liefen gemeinsam zum verabredeten Ort, der Skischule Oberlech. Ich staunte über das geschäftige Treiben. Nicht nur Hairstylisten, Masken- und Kostümbildner wirbelten umeinander, auch die Presse und das Fernsehen waren da. Kein Wunder, die Olympia- und Weltcupsiegerin Julia Mancuso aus den USA war auch zu diesem Termin gebeten worden (sie ist das Covergirl).
Umgeben von all den hübschen Fotomodels, die ausschauten wie aus dem Hochglanzmagazin, fühlte ich mich sofort in meinem Element. Hubertus riss mich aus meinen Träumen. »Kann man dich auch ohne Hemd fotografieren?« Was für eine Frage, ich hatte
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