Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)
gar nicht erst teilnehmen sollen.
Nach dem Startschuss fuhr ich in rasantem Tempo durch die Tore, leider übersah ich dabei eine Bodenwelle. Klingt harmlos, war es aber nicht. Es hob mich regelrecht von den Füßen, und ich landete mit voller Wucht auf meinem Rücken. Das alleine war schon schmerzhaft, aber leider blieb ich da nicht einfach liegen, denn Schnee hat die wunderbare Eigenschaft glatt zu sein. Und Pisten werden extra so präpariert, dass sie besonders schön glatt sind. Mit einem Affenzahn sauste ich los, mein Kopf voran, und steuerte geradewegs auf eine Torstange zu.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich jahrzehntelang wie ein Wilder die Pisten runterraste – ohne Helm natürlich. Doch irgendwann war auch ich einsichtig (altersmilde?) und setzte so ein Ding auf. Denn hätte ich das nicht getan, wäre mein Kopf genauso entzweigesprungen, wie der Helm es beim Aufprall tat. Nur deshalb kam ich mit dem Leben und einer schweren Gehirnerschütterung davon.
Ich konnte einfach nicht langsam und vorsichtig, selbst wenn ich mit meinem Enkel Marco Skifahren ging, musste es mindestens ein Salto sein. Einmal, er war in den Weihnachtsferien zu Besuch in Stuben, denn meine Tochter lebt mit ihrer Familie in Deutschland, machte ich mit dem damals sechsjährigen Marco die Pisten unsicher.
»Bitte, Opa, spring’ einen Salto für mich!« Da konnte ich natürlich nicht nein sagen, also suchte ich mir eine geeignete Stelle, meistens eine Wechte, und nahm Anlauf. In der Luft drehte ich mich, denn es sollte ein eleganter Salto rückwärts werden, überschlug mich und landete perfekt – nur leider war der Schnee an der Stelle zu weich. Ich brach ein, verlor das Gleichgewicht und überschlug mich noch einmal vornüber, landete aber wieder auf meinen Skiern.
Marco war begeistert! Da hatte ich (mit über 60 Jahren) – unfreiwillig – einen perfekten Salto rückwärts und vorwärts hingelegt. Kaum wieder bei sich zu Hause in Deutschland musste die Sensation in der Schule verkündet werden: »Stellt euch vor, mein Opa hat Salto rückwärts und Salto vorwärts gemacht! Das können eure Opas sicher nicht!«
Doch solche Erfolge genügten mir nicht, wahrscheinlich war ich zu verwöhnt, das Skilehrergen ging nicht einfach in Rente – und meines war ja bekanntlich besonders ausgeprägt. Auch 40 Jahre nach Beginn meiner Karriere folgte der Wintersport immer noch seinen eigenen Gesetzen, einige Gäste waren ehrgeiziger, wollten mehr Skifahren und weniger feiern, aber die Damenwelt genoss die uneingeschränkte Aufmerksamkeit eines Skilehrers immer noch. Ich hatte die nötige Erfahrung und konnte dem weiblichen Geschlecht nach wie vor nicht widerstehen … Eine fatale Mischung, denn diesmal beließ ich es nicht bei kleinen amourösen Abenteuern, ich stürzte mich Hals über Kopf in eine Affäre und führte jahrelang ein Doppelleben zwischen zwei Frauen. Natürlich kam mir Edeltrud auf die Schliche, denn niemand kennt mich so gut wie sie. Es war wirklich eine entsetzliche Zeit für uns alle, unsere Ehe krachte aus allen Nähten, aber sie zerbrach nicht daran.
Auf zwei Rädern durch die Welt
Ich wusste immer, wohin ich gehöre und was ich meiner großzügigen Frau zu verdanken hatte. Trotzdem brauchte ich ein Ventil, nachdem das Skifahren weniger geworden war, denn meine Abenteuerlust war ungebrochen. Also beschloss ich, mich meiner ewigen Leidenschaft für schnelle Motoren wieder intensiver zu widmen und wurde Mitglied in drei Motorradclubs: im Gold Wing Club Austria, im deutschen Motorradclub Haslach und im Motorradclub St. Christopherus, dessen Präsident niemand Geringerer war, als mein Sohn Willi. Doch ich knatterte nicht nur durch meine schöne Heimat. Jetzt rief nicht der Berg, sondern die große weite Welt.
Amerika! Zusammen mit Bernd, einem Kollegen aus dem Motorradclub, startete ich von Los Angeles eine Rundfahrt (natürlich auch auf einem Teil der legendären Route 66) mit unseren Gold Wings. Wir waren in San Francisco und Denver, bei den gewaltigen Niagarafällen und im Death Valley, einem der heißesten Orte unserer Erde. Das Tal des Todes, auch bekannt aus vielen Westernfilmen, ist ein wahrer Glutofen, aber mir konnte es ja nie heiß genug sein. In der Wüstenstadt Las Vegas schlugen wir uns eine Nacht in den sagenhaften Spielhöhlen um die Ohren. Den Jackpot haben wir nicht geknackt, aber die vielen Eindrücke haben uns bereichert. Anschließend ging es wieder zurück nach Los Angeles, und nach vier Wochen
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