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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lipwig?«, fragte Stanley plötzlich besorgt. Von draußen kam ein Krachen, und das Prasseln des Feuers wurde lauter.
    »Wer? Tid… Der Kater? Ach, zum Teufel mit…« Feucht unterbrach sich und rückte seinen Mund zurecht. »Er ist draußen, ganz bestimmt. Frisst wahrscheinlich eine gebratene Ratte und grinst. Komm jetzt.«
    »Aber er ist der Kater des Postamts!«, sagte Stanley »Er war noch nie draußen!«
    Ich wette, er ist es jetzt, dachte Feucht. Aber in der Stimme des Jungen lag wieder diese gewisse Schärfe.
    »Bringen wir Herrn Grütze hinaus«, sagte er und trat mit dem Alten in den Armen durch die Tür. »Anschließend komme ich zurück und hole Tidd…«
    Ein brennender Balken stürzte auf halbem Wege durch den Saal auf den Boden, schickte Funken und brennende Briefe in den Hauptbrand. Eine Wand aus Feuer donnerte, eine brennende, umgekehrte Kaskade. Die Flammen rasten nach oben, durchs Dach. Es war ein Feuer, das seinem Ärger richtig Luft machen konnte, und diese Möglichkeit nutzte es.
    Ein Teil von Feucht ließ es gern geschehen. Doch ein neuer, beunruhigender Teil dachte: Ich habe dafür gesorgt, dass es wieder funktioniert. Ich habe alles in Bewegung gesetzt. Das mit den Briefmarken klappte wirklich. Es war, wie ein Verbrecher ohne Verbrechen zu sein. Es hat Spaß gemacht.
    »Komm schon, Stanley!«, sagte Feucht scharf und wandte sich von dem schrecklichen Anblick und den faszinierenden Gedanken ab. Der Junge folgte ihm widerstrebend und rief während des ganzen Weges zur Tür nach der verdammten Katze.
    Die Luft draußen schnitt Feucht wie ein Messer durchs Gesicht, aber die Menge applaudierte, und dann zuckte ein Lichtblitz, den Feucht mit späteren Schwierigkeiten in Verbindung brachte.
    »Guten Abend, Herrr Lipwig!«, erklang die fröhliche Stimme von Otto Chriek. »Meine Güte, wenn wirr Nachrrichten wollen, brrauchen wirr dirr nurr zu folgen!«
    Feucht schenkte ihm keine Beachtung und eilte zu Fräulein Liebherz, die, wie er bemerkte, nicht sonderlich besorgt wirkte.
    »Gibt es ein Hospiz in dieser Stadt?«, fragte er. »Vielleicht sogar einen anständigen Arzt?«
    »Es gibt das Gratishospital von Lady Sybil«, sagte Fräulein Liebherz.
    »Taugt es etwas?«
    »Manche Leute sterben dort nicht.«
    »So gut ist es? Sorg dafür, dass er sofort dorthin gebracht wird! Ich muss ins Gebäude zurück und den Kater suchen!«
    »Du willst ins Gebäude zurück, um dort nach einem Kater zu suchen?«
    »Es geht um Tiddles«, sagte Stanley steif. »Er wurde im Postamt geboren.«
    »Lass dich besser nicht auf eine Diskussion ein.« Feucht wandte sich zum Gehen. »Kümmere dich um Herrn Grütze.«
    Fräulein Liebherz blickte auf das blutige Hemd des Alten hinab. »Es sieht aus, als hätte irgendein Geschöpf versucht…«
    »Etwas ist auf ihn gefallen«, sagte Feucht knapp.
    »Das kann unmöglich…«
    »Etwas ist auf ihn gefallen«, sagte Feucht. »Das ist geschehen.«
    Fräulein Liebherz sah ihn an. »Na schön«, gab sie nach. »Etwas ist auf ihn gefallen. Etwas mit großen Krallen.«
    »Nein, ein Balken mit vielen Nägeln drin oder so etwas. Das sieht jeder.«
    »Das ist also geschehen?«, fragte Fräulein Liebherz.
    »Genau das ist geschehen«, bestätigte Feucht und schritt fort, um weiteren Fragen zu entgehen.
    Es hat keinen Sinn, die Wache an dieser Sache zu beteiligen, dachte er, als er zur Tür eilte. Die Wächter würden nur herumtrampeln, ohne Antworten zu finden, und nach meiner Erfahrung wollen sie immer irgendjemanden verhaften. Wie kommst du darauf, dass Reacher Gilt dahinter steckt, Herr… Lipwig, nicht wahr? Oh, das hast du erkannt? Ist das eine besondere Fähigkeit von dir? Komisch, auch wir erkennen manchmal Dinge. Dein Gesicht kommt mir bekannt vor, Herr Lipwig. Woher stammst du?
    Nein, es hatte keinen Sinn, mit der Wache freundlich zu tun. Vielleicht geriet sie einem in den Weg.
    Oben explodierte ein Fenster, und Flammen leckten am Dachrand. Feucht duckte sich durch den Haupteingang, als Glassplitter herabregneten. Tiddles… Er musste die verdammte Katze finden. Wenn nicht, machte es keinen Spaß mehr. Wenn er nicht ein bisschen Leben und ein kleines Stückchen Körper riskierte, könnte er nicht mehr weiter er selbst sein.
    Hatte er das gerade gedacht?
    Bei den Göttern. Er hatte es verloren. Er war nie sicher gewesen, wie er es bekommen hatte, aber jetzt war es verschwunden. So was passierte, wenn man einer ehrlichen Arbeit nachging. Und hatte ihn sein Großvater nicht vor Frauen

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