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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Göttern erhalten haben, rein zufällig der geschätzten Beute eines berüchtigten Kriminellen entspricht, die, soweit ich weiß, nie gefunden wurde.«
    Feucht starrte auf das Holz der Tür. Warum regiert dieser Mann nur eine Stadt?, dachte er. Warum regiert er nicht die ganze Welt? Geht er so mit anderen Leuten um? Es ist, als wäre man eine Marionette. Der Unterschied besteht darin, dass er einen selbst die Fäden ziehen lässt.
    Feucht drehte sich mit neutralem Gesichtsausdruck um. Lord Vetinari war zu seinem Spiel gegangen.
    »Wirklich, Herr?«, erwiderte er. »Wen meinst du?«
    »Einen gewissen Albert Spangler, Herr Lipwig.«
    »Er ist tot, Herr«, sagte Feucht.
    »Bist du sicher?«
    »Ja, Herr. Ich war dabei, als man ihn gehängt hat.«
    »Gut erinnert, Herr Lipwig«, sagte Vetinari und bewegte einen Zwerg über das ganze Spielbrett.
     
    Verdammt, verdammt, verdammt!, rief Feucht in seinem Innern.
    Er hatte hart für das Geld gear… Die Banken und Kaufleute hatten hart für das Geld gear… Irgendwo hatte irgendjemand hart für all das Geld gearbeitet, und jetzt war ein Drittel davon… gestohlen, es gab kein anderes Wort dafür.
    Feucht reagierte darauf mit einer gewissen Menge an nicht rechtschaffener Empörung. Natürlich hätte er das meiste davon dem Postamt gegeben, aber man konnte ein recht gutes Gebäude für weniger als hundertfünfzigtausend Dollar errichten. Feucht hatte gehofft, dass etwas für ihn übrig blieb.
    Trotzdem fühlte er sich gut. Vielleicht war dies das »wundervolle warme Gefühl«, von dem die Leute sprachen. Und was hätte er mit dem Geld angestellt? Ihm fehlte die Zeit, es auszugeben. Was konnte sich ein Meisterbetrüger wie er schon kaufen? Es mangelte an Immobilien am Meer mit echten Lavaströmen in der Nähe und einer zuverlässigen Piranhaquelle, und die Welt brauchte sicher keinen weiteren Dunklen Lord, wo Gilt doch so gute Dienste leistete. Gilt benötigte keinen von zehntausend Trollen bewachten Turm. Ihm genügten ein Hauptbuch und sein Scharfsinn. Es funktionierte besser und war billiger. Außerdem konnte man abends auf Partys gehen.
    Es war Feucht schwer gefallen, all das Gold einem Polizisten zu überlassen, aber er hatte keine andere Wahl gehabt. Er hatte sie ohnehin alle in der Tasche. Niemand würde aufstehen und sagen, dass die Götter so etwas nicht taten. Zugegeben, bisher hatten sie so etwas noch nie getan, aber bei Göttern wusste man eben nie. Nach dem Bericht in der Nachmittagsausgabe der Times hatten sich vor den drei Tempeln Schlangen gebildet.
    Und dadurch sahen sich die Priesterschaften mit einem philosophischen Problem konfrontiert. Sie waren offiziell gegen Leute, die Reichtümer auf Erden anhäuften, aber sie fanden es auch gut, Hinterteile auf Kirchenbänken zu haben, Füße in heiligen Hainen, Hände, die Schubladen rüttelten, und Finger, die durch den Teich mit den Babykrokodilen strichen. Deshalb wiesen sie zwinkernd darauf hin, dass so etwas nicht noch einmal geschehen konnte, gaben aber gleichzeitig zu verstehen, dass man es angesichts der launischen Natur der Götter nie wissen konnte. Außerdem waren in der Schlange wartende Bittsteller, deren Briefe um viel Geld baten, empfänglich für die Botschaft, dass vor allem derjenige empfängt, der auch gibt, und die meisten verstanden, nachdem man sie einige Male mit dem Klingelbeutel angestoßen hatte.
    Selbst Fräulein Extremelia Mume, deren kleiner Vielzwecktempel über einem Wettbüro in der Kabelstraße sich um die täglichen Angelegenheiten einiger Dutzend geringer Götter kümmerte, machte gute Geschäfte mit jenen, die bereit waren, für eine winzige Chance zu zahlen. Sie hatte ein Schild an die Tür gehängt, auf dem stand: Es könnte DICH treffen.
    Es konnte nicht geschehen. Es sollte es nicht geschehen, aber man wusste nie – vielleicht geschah es diesmal doch.
    Feucht erkannte die Hoffnung. Mit ihr hatte er seinen Lebensunterhalt verdient. Man wusste, dass der Mann mit den drei Karten gewinnen würde, man wusste, dass Leute in Not keinen Diamantring für den Bruchteil seines Werts verkauften, man wusste, dass man vom Leben meistens das klebrige Ende der Zuckerstange bekam, und man wusste, dass die Götter nicht irgendeinen unwürdigen Idioten auswählten und ihn reich machten.
    Aber… vielleicht irrte man sich dieses eine Mal. Vielleicht passierte es doch.
    Und dies war der größte aller Schätze: Hoffnung. Sie ließ einen schnell arm werden und bewirkte, dass man blieb. Diesmal

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