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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herr Grütze?«, fragte er. »Ich weiß gar nichts über die Post!«
    »Nun, Herr… womit hast du dich früher beschäftigt?«
    Raub. Betrug. Fälschung. Veruntreuung. Unterschlagung. Aber nie – und das war wichtig! – mit irgendeiner Art von Gewalt. Nie. Feucht hatte immer großen Wert auf diesen Punkt gelegt. Außerdem war er bemüht, Heimlichtuerei zu vermeiden, sofern es möglich war. Um ein Uhr nachts in einem schwarzen Overall mit vielen kleinen Taschen im Tresorraum einer Bank angetroffen zu werden, mochte Verdacht erregen – warum also sich auf so etwas einlassen? Mit sorgfältiger Planung, dem richtigen Anzug, den richtigen Papieren und vor allem dem richtigen Gebaren konnte er die Bank mittags betreten, und der Direktor würde die Tür für ihn aufhalten, wenn er ging. Ringe in der hohlen Hand zu verbergen und die Habgier der dummen Leute auf dem Land auszunutzen war für ihn nur Training.
    Es lag an seinem Gesicht. Er hatte ein ehrliches Gesicht. Und er liebte jene Leute, die ihm fest in die Augen blickten, um sein inneres Selbst zu sehen, denn davon hatte er unterschiedliche Versionen, eine für jede Gelegenheit. Und was den Händedruck betraf… Übung hatte ihm einen geschenkt, an dem man Boote vertäuen konnte. Menschenkenntnis, darauf lief alles hinaus. Besondere Menschenkenntnis. Bevor man Glas als Diamanten verkaufen konnte, musste man bewirken, dass die Leute Diamanten sehen wollten. Das war der Trick, der Trick aller Tricks. Ändere den Blickwinkel, aus dem die Leute die Welt sehen. Lass sie die Welt so sehen, wie sie sie sehen wollen…
    Wie zum Teufel hatte Vetinari seinen Namen herausgefunden? Der Mann hatte ihn so mühelos durchschaut, als bestünde er aus Glas! Und die Wache in Ankh-Morpork war… dämonisch! Und einen Golem auf einen Mann anzusetzen…
    »Ich war Sekretär«, sagte Feucht.
    »Hast du mit Papierkram und so zu tun gehabt?«, fragte Grütze und musterte ihn aufmerksam.
    »Ja, mit viel Papierkram.« Das stimmte, wenn man auch Spielkarten, Schecks, Kreditbriefe, Bankwechsel und Übertragungsurkunden einbezog.
    »Oh, noch einer«, sagte Grütze. »Nun, hier gibt es nicht viel zu tun. Wir können ein wenig zusammenrücken und Platz für dich machen, kein Problem.«
    »Aber ich soll dafür sorgen, dass die Post wieder so funktioniert wie früher, Herr Grütze.«
    »Oh, ja«, sagte der Alte. »Komm mit, Postminister. Ich schätze, man hat dir einige Dinge verschwiegen.«
    Er führte Feucht zurück in die düstere Eingangshalle, und seine Stiefel ließen eine kleine Spur aus gelbem Pulver zurück.
    »Mein Vater brachte mich hierher, als ich ein Junge war«, sagte er. »Viele Familien waren damals Postamtfamilien. Da hingen so große klimpernde Dinger an der Decke. Für die Beleuchtung.«
    »Kronleuchter?«, vermutete Feucht.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Grütze. »Zwei davon. Und überall waren Messing und Kupfer, wie Gold poliert. Und Balkone, Herr, überall im großen Saal, in jeder Etage, aus Eisen, wie Borten! Und alle Schalter bestanden aus Edelholz, sagte mein Vater. Und es wimmelte von Leuten! Die Türen kamen nie zur Ruhe! Sogar nachts… Oh, nachts, Herr, draußen auf dem großen Hof hinter dem Gebäude, du hättest dabei sein sollen! Die Lichter! Ständig trafen Kutschen ein, die Pferde dampften… Du hättest es sehen sollen, Herr! Die Leute, die die Gespanne führten… Sie hatten da eine Vorrichtung, damit konnte eine Kutsche auf den Hof und ihn im Nu wieder verlassen, im Nu, Herr! Das rege Treiben, Herr, das rege Treiben und die Geschäftigkeit! Man sagte damals, wenn man von den Tollen Schwestern oder selbst von den Schlachthäusern kam und einen Brief an sich selbst aufgab, so musste man rennen wie der Blitz, Herr, wie der Blitz, um vor dem Postboten daheim zu sein! Und die Uniformen, Herr, königsblau mit Messingknöpfen! Du hättest sie sehen sollen! Und…«
    Feucht blickte über die Schulter des plappernden Alten zum nächsten Berg aus Taubenkot, wo Herr Pumpe sein Graben unterbrach. Der Golem hatte in der stinkenden grässlichen Masse gestochert, und als Feucht ihn beobachtete, richtete er sich auf und näherte sich ihnen, etwas in der Hand haltend.
    »… und wenn die großen Kutschen kamen, Herr, den ganzen weiten Weg von den Bergen, dann hörte man ihre Signalhörner schon, wenn sie noch meilenweit entfernt waren! Du hättest sie hören sollen, Herr! Und wenn irgendwelche Räuber etwas planten Herr, wir hatten Männer, die…«
    »Ja, Herr Pumpe?«,

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