Ab die Post
Firmament präsentiert, und außerdem noch die Darstellung einer Frau mit einem sonderbaren Lächeln! Tolliver, ich glaube, du bist mir gegenüber nicht ganz ehrlich.«
»Tut mir Leid, Herr«, sagte Grütze und sah ihn mit so etwas wie nervösem Trotz an.
»Ich könnte dich rauswerfen«, drohte Feucht und wusste, dass es dumm war, so etwas zu sagen.
»Das könntest du, Herr, das könntest du versuchen«, erwiderte Grütze langsam und ruhig. »Aber ich bin alles, was du hast, abgesehen von dem Jungen. Und du weißt nichts über das Postamt, Herr. Du weißt auch nichts über die Vorschriften. Ich bin der Einzige, der weiß, worauf es hier ankommt. Ohne mich hieltest du keine fünf Minuten durch, Herr. Du würdest nicht einmal dafür sorgen, dass jeden Tag die Tintenfässer gefüllt werden, Herr!«
»Tintenfässer?«, wiederholte Feucht. »Tintenfässer füllen? Dies ist doch nur ein altes Gebäude voller… voller totem Papier! Wir haben keine Kunden!«
»Die Tintenfässer müssen gefüllt werden, Herr«, sagte Grütze mit stählerner Stimme. »So verlangen es die Postvorschriften. Die Vorschriften müssen beachtet werden, Herr.«
»Warum? Offenbar nehmen wir hier keine Post entgegen, und wir stellen auch keine zu! Wir sitzen hier einfach nur rum!«
»Nein, Herr, wir sitzen hier nicht einfach nur rum«, sagte Grütze geduldig. »Wir befolgen die Postvorschriften. Wir füllen die Tintenfässer, putzen das Messing…«
»Ihr fegt nicht den Taubendreck zusammen!«
»Seltsamerweise ist davon in den Vorschriften nicht die Rede, Herr«, sagte der Alte. »Um ganz ehrlich zu sein, Herr: Man interessiert sich nicht mehr für uns. Heute dreht sich alles um die Klacker, um die verdammten Klacker, klack, klack, klack. Alle haben heute einen Klackerturm. Herr. Die sind groß in Mode. So schnell wie das Licht, heißt es. Ha! Klacker haben keine Seele, Herr, kein Herz. Ich hasse sie. Aber wir sind bereit, Herr. Wenn es Post gäbe, würden wir sofort loslegen, Herr. Wir würden in den Einsatz springen, Herr, in den Einsatz springen. Aber es gibt keine Post mehr.«
»Natürlich nicht! Den Bewohnern dieser Stadt ist schon vor einer ganzen Weile klar geworden, dass man Briefe genauso gut wegwerfen kann, als sie zum Postamt zu bringen!«
»Nein, Herr, wieder falsch. Wir bewahren sie auf, Herr. Das machen wir. Wir bewahren die Dinge so, wie sie sind, Herr. Wir versuchen, die Dinge nicht zu stören, Herr«, sagte Grütze ruhig. »Wir versuchen, nichts zu stören.«
Seine Stimme klang seltsam bei diesen Worten, und Feucht zögerte.
»Was meinst du mit nichts?«
»Oh, nichts, Herr. Wir sind nur… vorsichtig.«
Feucht sah sich im Raum um. Erschien er jetzt kleiner? Waren die Schatten dunkler und länger geworden? Fühlte sich die Luft kühler an?
Nein, nichts dergleichen. Aber Feucht gewann den Eindruck, dass er eine Gelegenheit versäumt hatte. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Wie Feucht gehört hatte, lag es daran, dass die Menschen von Affen abstammten, und es bedeutete, dass ein Tiger hinter einem lauerte.
Es lauerte tatsächlich jemand hinter ihm, und zwar Herr Pumpe. Er stand einfach nur da, mit Augen, die heller leuchteten als die Augen selbst des wildesten Tigers. Das war schlimmer. Tiger konnten einem nicht übers Meer folgen und mussten schlafen.
Feucht gab auf. Herr Grütze steckte in seiner eigenen seltsamen, verstaubten Welt. »Das ist doch kein Leben«, sagte er.
Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs sah ihm Herr Grütze in die Augen. »Es ist viel besser als der Tod, Herr«, sagte er.
Herr Pumpe folgte Feucht durch den Hauptsaal und durch die Tür nach draußen, woraufhin sich Feucht zu ihm umdrehte.
»Na schön, wie lauten hier die Regeln?«, fragte er. »Folgst du mir überallhin? Du weißt doch, dass ich nicht weglaufen kann!«
»Dir Sind Autonome Bewegungen In Der Stadt Und Ihrer Umgebung Gestattet«, polterte der Golem. »Aber Bis Du Dich Eingewöhnt Hast, Soll Ich Dich Begleiten, Zu Deinem Eigenen Schutz.«
»Schutz vor wem? Befürchtet jemand, dass die Post seines Urururgroßvaters erscheinen könnte?«
»Ich Weiß Nicht, Herr.«
»Ich brauche frische Luft. Was ist da drin geschehen? Warum ist es so… gruselig? Was ist mit dem Postamt passiert?«
»Ich Weiß Nicht, Herr«, antwortete Herr Pumpe gelassen.
»Du weißt es nicht? Aber es ist deine Stadt«, sagte Feucht sarkastisch. »Hast du die letzten hundert Jahre in einem tiefen Loch verbracht?«
»Nein, Herr Lipwick«, sagte der
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