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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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niemand wagen, irgendetwas zu tun.
    Feucht stand auf dem kleinen Platz, an dem sich acht Straßen trafen, und er wählte die Marktstraße für den Heimweg. Sie war so gut wie jede andere.
     
    Als er sicher war, dass sowohl Stanley als auch der Golem an den Briefbergen arbeiteten, schlich Herr Grütze durch das Labyrinth aus Korridoren davon. An manchen Stellen bildeten Briefbündel so hohe und dicht gepackte Stapel, dass er sich nur mit Mühe vorbeizwängen konnte. Schließlich erreichte er den alten hydraulischen Aufzug, der längst außer Betrieb war. Briefe füllten den Schacht.
    Doch die Wartungsleiter konnte er noch immer nicht benutzen, und die führte bis zum Dach. Draußen gab es natürlich die Feuerleiter, aber die war eben draußen, und selbst in den besten Zeiten widerstrebte es Grütze, nach draußen zu gehen. Er bewohnte das Postamt wie eine sehr kleine Schnecke ein sehr großes Schneckenhaus. Er war an die Düsternis gewöhnt.
    Langsam und mühevoll, mit zitternden Beinen, kletterte er durch Etagen aus Post und öffnete oben die Falltür.
    Er blinzelte und schauderte im ungewohnten Sonnenschein, als er sich auf das flache Dach zog.
    Dies hatte ihm nie gefallen, aber was war ihm anderes übrig geblieben? Stanley aß wie ein Vogel, und Grütze ernährte sich größtenteils von Tee und Keksen, aber alles kostete Geld, selbst wenn man erst zum Markt ging, wenn die Buden abgebaut wurden, und irgendwann in der Vergangenheit, vor Jahrzehnten, hatten die Lohnzahlungen aufgehört. Grütze war damals zu besorgt gewesen, um zum Palast zu gehen und nach dem Grund zu fragen. Er hatte befürchtet, entlassen zu werden, wenn er um Geld bat. Deshalb hatte er den alten Taubenschlag vermietet. Was war Schlimmes daran? Die Tauben hatten sich schon vor vielen Jahren ihren wild lebenden Brüdern und Schwestern angeschlossen, und ein anständiger Schuppen war in dieser Stadt nicht zu verachten, selbst wenn er ein wenig roch. Und es gab eine Feuerleiter. Verglichen mit den meisten Unterkünften, war der Schuppen ein kleiner Palast.
    Außerdem machte der Geruch den Jungs nichts aus, meinten sie. Es waren Taubenliebhaber. Grütze wusste nicht genau, was das bedeutete, aber offenbar brauchten sie einen kleinen Klackerturm, um sie richtig lieb zu haben. Sie bezahlten, und nur darauf kam es an.
    Er ging um den großen Regenwassertank für den einstigen Lift herum, schlich übers Dach zum Schuppen und klopfte höflich an.
    »Ich bin’s, Jungs«, sagte er. »Ich bin wegen der Miete gekommen.«
    Die Tür wurde geöffnet, und er hörte einen Gesprächsfetzen: »… hält das Gestänge nicht länger als dreißig Sekunden…«
    »Oh, Herr Grütze, komm herein«, sagte der Mann, der die Tür geöffnet hatte. Es war Herr Carlton, mit einem Bart, auf den ein Zwerg hätte stolz sein können, nein, sogar zwei Zwerge. Er schien ein wenig vernünftiger zu sein als die anderen beiden, was allerdings nicht sehr schwierig war.
    Grütze nahm die Mütze ab. »Ich bin wegen der Miete gekommen, Herr«, wiederholte er und blickte an dem Mann vorbei. »Außerdem bringe ich Neuigkeiten. Ich dachte mir, dass ich euch besser darüber informieren sollte, Jungs: Wir haben einen neuen Postminister. Wenn ihr bitte ein wenig vorsichtig sein könntet, für eine Weile. Wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Wie lange wird dieser durchhalten?«, fragte ein Mann, der auf dem Boden saß und an einer großen Metalltrommel arbeitete, deren Innenleben Grütze wie ein sehr komplexes Uhrwerk erschien. »Bis nächsten Samstag hast du ihn vom Dach gestoßen, nicht wahr?«
    »Ich bitte dich, Herr Winton, es ist nicht angebracht, dass du dich auf diese Weise über mich lustig machst«, sagte Grütze nervös. »Wenn er ein paar Wochen hier ist und sich eingewöhnt hat, weise ich einfach darauf hin, dass ihr hier seid, in Ordnung? Den Tauben geht es gut, nehme ich an?« Er sah sich im Schuppen um. Nur eine Taube war anwesend und hockte hoch oben in einer Ecke.
    »Sie sind derzeit draußen und verschaffen sich ein wenig Bewegung«, sagte Winton.
    »Ah, gut, verstehe«, sagte Grütze.
    »Außerdem sind wir derzeit mehr an Spechten interessiert«, sagte Winton und zog eine krumme Metallstange aus der Trommel. »Siehst du, Alex? Ich hab ja gesagt, dass sie krumm ist. Und zwei Zahnräder sind abgebrochen…«
    »Spechte?«, wiederholte Grütze.
    Die Temperatur im Schuppen schien zu sinken, als hätte er etwas Falsches gesagt.
    »Ja, Spechte«, erklang eine dritte

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