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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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auch, dass sie keinen haben. Doch wenn ein Golem sich selbst besitzt, liegt der Fall ganz anders.«
    »Wie kann sich ein Ding selbst besitzen?«, fragte Feucht.
    »Sie sparen und kaufen sich frei! Das Eigentumsrecht ist der einzige für sie akzeptable Weg zur Freiheit. Die Sache läuft folgendermaßen: Die freien Golems unterstützen die Stiftung, die Stiftung kauft Golems, wo sie kann, und die neuen Golems kaufen sich zum Selbstkostenpreis von der Stiftung. Es funktioniert gut. Die freien Golems verdienen vierundzwanzig Stunden lang an acht Tagen in der Woche, und es gibt mehr und mehr von ihnen. Sie essen nicht, schlafen nicht, brauchen keine Kleidung und können nichts mit Muße und Freizeit anfangen. Die gelegentliche Tube Keramikkleber kostet nicht viel. In jedem Monat kaufen sie weitere Golems und zahlen meinen Lohn, und die unverschämte Miete, die der Eigentümer dieser Bruchbude verlangt, weil er weiß, dass Golems die Mieter sind. Sie beklagen sich nie. Sie zahlen jeden Preis. Sie sind so geduldig, dass man aus der Haut fahren könnte.«
    Tube Keramikkleber, dachte Feucht. Er versuchte, diesen Gedanken festzuhalten, für den Fall, dass er ihn später brauchte, aber gewisse mentale Vorgänge waren ganz mit der wachsenden Erkenntnis beschäftigt, wie gut manche Frauen in strenger, schlichter Kleidung aussahen.
    »Golems können doch nicht beschädigt werden, oder?«, brachte er hervor.
    »Und ob sie beschädigt werden können! Ein Vorschlaghammer an der richtigen Stelle könnte sie in echte Schwierigkeiten bringen. Golems in Fremdbesitz stehen einfach nur da und lassen es über sich ergehen. Aber den Golems der Stiftung ist es gestattet, sich zu verteidigen, und wenn jemand, der eine Tonne wiegt, einem den Hammer aus der Hand nimmt, sollte man besser schnell loslassen.«
    »Ich glaube, Herrn Pumpe ist es gestattet, Leute zu schlagen«, sagte Feucht.
    »Durchaus denkbar. Viele der Freien sind dagegen, aber andere meinen, man könne einem Werkzeug nicht den Zweck zur Last legen, für den es benutzt wird«, sagte Fräulein Liebherz. »Sie debattieren viel. Tagelang.«
    Keine Ringe an den Fingern, bemerkte Feucht. Warum arbeitete eine attraktive junge Frau wie sie für tönerne Leute?
    »Dies ist alles faszinierend«, sagte er. »Wo kann ich mehr herausfinden?«
    »Wir geben eine Broschüre heraus«, sagte Fräulein Liebherz, die mit ziemlicher Sicherheit wirklich ein Fräulein war. Sie zog eine Schublade auf und warf ein dünnes Heft auf den Schreibtisch. »Macht fünf Cent.«
    Der Titel lautete: Gewöhnlicher Ton.
    Feucht legte einen Dollar hin. »Behalt den Rest«, sagte er.
    »Nein!«, erwiderte Fräulein Liebherz und suchte in der Schublade nach Münzen. »Hast du nicht gelesen, was über der Tür steht?«
    »Doch. Die Worte lauten ›ZerTrümmat die Mißtkerle‹«, sagte Feucht.
    Fräulein Liebherz hob müde die Hand zur Stirn. »Oh, ja. Der Maler ist noch nicht da gewesen. Aber darunter… Es steht auch auf der Rückseite der Broschüre.«
    , las Feucht, oder sah es zumindest.
    »Es ist eine ihrer Sprachen«, sagte Frau Liebherz. »Eine recht… mystische Angelegenheit. Wird angeblich von Engeln gesprochen. Übersetzt heißt es: ›Durch unsere eigene Hand oder keine.‹ Sie sind streng unabhängig. Du machst dir keine Vorstellung davon.«
    Sie bewundert sie, dachte Feucht. Meine Güte. Und… Engel? »Danke«, sagte er. »Ich sollte jetzt besser gehen. Ich werde ganz bestimmt… nun, besten Dank.«
    »Was machst du im Postamt, Herr von Lipwig?«, fragte die junge Frau, als er die Tür öffnete.
    »Nenn mich Feucht«, sagte Feucht, und ein Teil seines inneren Selbsts erschauerte. »Ich bin der neue Postminister.«
    »Im Ernst?«, erwiderte Fräulein Liebherz. »Dann bin ich froh, dass du Pumpe 19 dabei hast. Die letzten Postminister sind nicht lange im Amt geblieben.«
    »Das habe ich gehört«, sagte Feucht munter. »Damals scheinen die Dinge recht schwierig gewesen zu sein.«
    Fräulein Liebherz runzelte die Stirn. »Damals?«, wiederholte sie. »Letzten Monat nennst du damals?«
     
    Lord Vetinari stand am Fenster und sah nach draußen. Einst hatte sein Büro einen wundervollen Blick über die Stadt geboten, und rein theoretisch war das noch immer der Fall, doch jetzt wuchs auf den Dächern ein Wald aus Klackertürmen, die im Sonnenschein blinkten und glänzten. Auf dem so genannten Haufen, dem alten Schlosshügel jenseits des Flusses, stand der Turm, der ein Ende des mehr als zweitausend Meilen langen

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