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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mieten? Du kannst die Hände jetzt herunternehmen«, fügte sie hinzu und legte die Armbrust unter den Tresen.
    »Verkaufen oder mieten?«, wiederholte Feucht und ließ die Hände mit großer Vorsicht sinken.
    »Einen Golem«, sagte die junge Frau im So-spreche-ich-zu-den-Leuten-die-schwer-von-Begriff-sind-Ton. »Wir sind die Go-lem-Stiftung. Wir kaufen oder mieten Go-lems. Möchtest du einen Go-lem verkaufen oder einen Go-lem mieten?«
    »We-der noch«, erwiderte Feucht. »Ich habe einen Go-lem. Ich meine, einer ar-bei-tet für mich.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte die junge Frau. »Wo? Und ich glaube, wir brauchen die einzelnen Silben nicht mehr zu betonen.«
    »Im Postamt.«
    »Oh, Pumpe 19«, sagte die Frau. »Er meinte, er stünde in den Diensten der Regierung.«
    »Wir nennen ihn Herr Pumpe«, sagte Feucht steif.
    »Wirklich? Und hast du dabei ein hübsch warmes und wohltätiges Gefühl?«
    »Wie bitte?«, erwiderte Feucht verwirrt. Er war nicht sicher, ob sie es fertig brachte, trotz der gerunzelten Stirn über ihn zu lachen.
    Die Frau seufzte. »Tut mir Leid, ich bin heute Morgen ein wenig gereizt. So was passiert, wenn ein Ziegelstein vor einem auf dem Schreibtisch landet. Begnügen wir uns mit der Feststellung, dass Golems die Welt nicht so sehen wie wir. Sie haben Gefühle, auf ihre eigene Art, aber sie sind nicht wie unsere. Nun, wie kann ich dir helfen, Herr…?«
    »Von Lipwig«, sagte Feucht und fügte hinzu: »Feucht von Lipwig«, um gleich das Schlimmste hinter sich zu bringen. Doch die Frau lächelte nicht einmal.
    »Lipwig, ein kleiner Ort in Nahüberwald«, sagte die Frau und nahm einen Ziegelstein aus dem zerbrochenen Glas und den anderen Trümmern auf ihrem Schreibtisch. Sie betrachtete ihn aufmerksam, wandte sich dann der alten alphabetischen Ablage hinter ihr zu und legte den Ziegelstein in das Fach Z. »Wichtigstes Exportgut: die berühmten Hunde. Zweitwichtigstes Exportgut: Bier. Außer beim Sektoberfest. Dann exportiert Nahe Überwald… gebrauchtes Bier?«
    »Keine Ahnung«, sagte Feucht. »Wir sind fortgezogen, als ich noch ein Kind war. Für mich ist es nichts weiter als ein komischer Name.«
    »Versuch’s mal mit Adora Belle Liebherz«, sagte die Frau.
    »Das ist kein komischer Name«, sagte Feucht.
    »Ganz recht«, sagte Adora Belle Liebherz. »Ich habe überhaupt keinen Sinn für Humor. Da wir nun einigermaßen menschlich zueinander waren… Was genau willst du?«
    »Vetinari hat mir Herrn… hat mir Pumpe 19 aufgehalst, als, äh, Assistenten, aber ich weiß nicht, wie man…« Feucht suchte in den Augen der Frau nach einem Hinweis auf den politisch korrekten Begriff. »… ihn behandelt.«
    »Wie? Behandle ihn einfach normal.«
    »Meinst du normal für einen Menschen oder normal für einen Mann aus Ton mit Feuer drin?«
    Feucht beobachtete überrascht, wie Adora Belle Liebherz der Schreibtischschublade ein Päckchen Zigaretten entnahm und sich eine anzündete. Sie deutete seinen Gesichtsausdruck falsch und bot ihm eine Zigarette an.
    »Nein danke«, sagte er. Abgesehen von der gelegentlichen alten Dame mit einer Pfeife hatte er noch nie eine Frau rauchen sehen. Es war… seltsam attraktiv, vor allem deshalb, weil Adora Belle Liebherz so rauchte, als hegte sie einen Groll gegen die Zigarette: Sie verschluckte den Rauch und blies ihn fast sofort wieder von sich.
    »Du interessierst dich sehr dafür, wie?«, fragte sie. Wenn Fräulein Liebherz nicht rauchte, hielt sie die Zigarette in Schulterhöhe, den linken Ellenbogen auf die rechte Hand gestützt. Adora Belle Liebherz vermittelte den Eindruck, dass nur ein lockerer Deckel auf einer Ladung Frau voller Zorn saß.
    »Ja! Ich meine…«, begann Feucht.
    »Ha! Es ist wie bei der Kampagne für Gleiche Höhe und all dem gönnerhaften Kram, den man über Zwerge hört, und warum wir keine Begriffe wie ›Smalltalk‹ oder ›fühle mich klein‹ verwenden sollten. Golems tragen nicht unsere Last an ›wer bin ich, warum bin ich hier?‹ mit sich herum, klar? Weil sie nämlich Bescheid wissen. Sie wurden als Werkzeuge hergestellt, als Dinge, um zu arbeiten. Arbeit ist ihre Bestimmung. In gewisser Weise sind sie Arbeit. Ende der existenziellen Angst.«
    Fräulein Liebherz inhalierte und blies den Rauch nervös von sich. »Und dann fangen irgendwelche dummen Leute an, sie ›Personen aus Ton‹ und ›Herr Schraubenschlüssel‹ und so weiter zu nennen, was sie ganz sonderbar finden. Sie verstehen die Sache mit dem freien Willen. Sie verstehen

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