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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stimme.
    »Spechte, Herr Schmirgel?« Der dritte Taubenliebhaber machte Grütze immer nervös. Seine Augen waren ständig in Bewegung, als versuchte er, alles gleichzeitig zu sehen. Und er hielt immer ein Rohr in der Hand, aus dem Rauch kam, oder ein anderes Maschinenteil. Alle schienen sehr an Rohren und Zahnrädern interessiert zu sein. Seltsamerweise hatte Grütze nie beobachtet, wie sie eine Taube hielten. Er wusste nicht, wie man Tauben liebte, aber eine gewisse Nähe erschien ihm dabei erforderlich.
    »Ja, Spechte«, sagte der Mann, während das Rohr in seiner Hand die Farbe wechselte. Aus Rot wurde Blau. »Weil…« Er zögerte und überlegte. »Wir versuchen herauszufinden, ob man ihnen beibringen kann, äh… die Nachricht zu klopfen, wenn sie das Ziel erreichen, verstehst du? Viel besser als Brieftauben.«
    »Warum?«, fragte Grütze.
    Herr Schmirgel beobachtete einen Moment die ganze Welt. »Weil… sie Nachrichten im Dunkeln übermitteln können«, erwiderte er.
    »Bravo«, brummte der Mann, der die metallene Trommel auseinander nahm.
    »Das wäre sehr nützlich, völlig klar«, sagte Grütze. »Aber die Klacker sind damit nicht zu schlagen!«
    »Das wollen wir herausfinden«, meinte Winton.
    »Aber wir wären dir sehr dankbar, wenn du niemandem davon erzählen würdest«, sagte Carlton rasch. »Hier sind deine drei Dollar, Herr Grütze. Weißt du, wir möchten nicht, dass andere Leute unsere Idee stehlen.«
    »Meine Lippen sind versiegelt, Jungs«, sagte Grütze. »Keine Sorge. Ihr könnte euch auf Grütze verlassen.«
    Carlton hielt die Tür auf. »Das wissen wir. Auf Wiedersehen, Herr Grütze.«
    Grütze hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloss, als er übers Dach ging. Im Schuppen schien ein Streit zu beginnen. Er hörte, wie jemand brummte: »Warum hast du ihm das gesagt?«
    Die Vorstellung, dass man ihm nicht traute, tat ein wenig weh. Als er über die lange Leiter nach unten kletterte, fragte sich Grütze, ob er besser angemerkt hätte, dass Spechte nicht in der Dunkelheit flogen. Er fand es erstaunlich, dass drei so intelligente Jungs nicht daran gedacht hatten. Seiner Meinung nach waren sie ein wenig leichtgläubig.
     
    Dreißig Meter tiefer und eine Viertelmeile Flug für einen Specht am Tag entfernt folgte Feucht dem Pfad des Schicksals.
    Derzeit führte er ihn durch ein Viertel, das auf der unteren Seite jener Kurve lag, von der man hoffte, dass sie irgendwann mal nach oben führte. Überall gab es Graffiti und Müll. Das war eigentlich auch in den anderen Vierteln der Stadt der Fall, aber dort hatte der Müll eine etwas bessere Qualität, und die Graffiti waren fast richtig geschrieben. Hier schien alles auf etwas zu warten, zum Beispiel auf ein großes Feuer.
    Und dann sah er ihn. Es war einer jener hoffnungslosen kleinen Läden, deren geschäftliche Lebensdauer sich auf Tage belief, wie zum Beispiel Gewaltiger Ausverkauf!!! von Socken mit zwei Fersen, Strumpfhosen mit drei Beinen und Hemden mit nur einem Ärmel, anderthalb Meter lang. Das Schaufenster war mit Brettern vernagelt, und hinter dem Graffito darüber konnte er gerade noch folgende Worte erkennen: Die Golem-Stiftung.
    Feucht öffnete die Tür. Glassplitter knirschten unter seinen Füßen.
    Eine Stimme sagte: »Halt die Hände so, dass ich sie sehen kann!«
    Vorsichtig hob er die Hände und spähte ins Halbdunkel. Er sah eine undeutliche Gestalt, die mit einer Armbrust auf ihn zielte. Etwas Licht schaffte es, durch die Lücken zwischen den Brettern zu kriechen, und es glitzerte an der Spitze des Bolzens.
    »Oh«, sagte die Stimme in der Düsternis, als wäre sie enttäuscht davon, dass es keinen Grund gab, jemanden zu erschießen. »Na schön. Wir hatten letzte Nacht Besuch.«
    »Das Schaufenster?«, fragte Feucht.
    »Es passiert ungefähr einmal im Monat. Ich habe gerade gefegt.« Ein Streichholz kratzte, und eine Lampe wurde angezündet. »Die Golems selbst greifen sie nicht an, nicht seitdem freie unterwegs sind. Aber Glas kann sich nicht wehren.«
    Im Licht der Lampe erschien eine große junge Frau in einem eng anliegenden, grauen Kleid. Ihr kohleschwarzes Haar lag so flach am Kopf, dass sie wie eine Holzpuppe aussah; hinten war es zu einem Knoten gebunden. Ihre Augen waren ein wenig gerötet, was darauf hindeutete, dass sie geweint hatte.
    »Du hast Glück, dass du mich hier antriffst«, sagte die junge Frau. »Ich bin nur hereingekommen, um mich zu vergewissern, dass nichts gestohlen wurde. Möchtest du verkaufen oder

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