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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Plausch zu erscheinen. Ich habe gerade die Aussicht genossen.«
    Er drehte sich abrupt um und sah in eine Runde aus Gesichtern, die mit zwei Ausnahmen Verwirrung zeigten. Die eine Ausnahme war Herr Schräg, der bekannteste, teuerste und zweifellos älteste Anwalt in Ankh-Morpork. Er war seit vielen Jahren ein Zombie, obwohl der Unterschied zwischen Leben und Tod offenbar kaum seine Angewohnheiten verändert hatte. Die zweite Ausnahme war ein Mann mit einem Auge und einer schwarzen Augenklappe; er lächelte wie ein Tiger.
    »Es ist besonders erfrischend, den Großen Strang wieder in Betrieb zu sehen«, sagte Vetinari und ignorierte dieses Gesicht. »Ich glaube, gestern lag er den ganzen Tag über still. Meine Güte, habe ich dabei gedacht, es ist wirklich schade, denn der Große Strang ist doch so wichtig für alle, und wie bedauerlich, dass es nur einen gibt. Traurigerweise sind die Förderer des Neuen Strangs uneins, was es dem Großen Strang ermöglicht, in einsamer Pracht zu operieren, und was eurer Gesellschaft Konkurrenz erspart, meine Herren. Oh, wie kann ich nur so unhöflich sein? Bitte nehmt Platz.«
    Er bedachte Herrn Schräg mit einem weiteren freundlichen Lächeln, als er sich setzte.
    »Ich glaube, ich kenne nicht alle diese Herren«, sagte er.
    Herr Schräg seufzte. »Euer Lordschaft, ich möchte dir Herrn Grünlich von den Ankh-Sto-Teilhabern vorstellen, er leitet die Finanzabteilung der Gesellschaft des Großen Strangs, und Herrn Muskat von der Sto-Ebene-Holding und Herrn Pferdeschmor von Ankh-Morporks Handelskreditbank und Herrn Staulich von den Ankh-Terminwaren (Finanzberater) und Herrn Gilt…«
    »… ganz allein für sich«, sagte der Einäugige ruhig.
    »Ah, Herr Reacher Gilt«, sagte Vetinari und sah ihn direkt an. »Ich bin so… erfreut, dich endlich kennen zu lernen.«
    »Meine Partys besuchst du nicht, Euer Lordschaft«, sagte Gilt.
    »Ich bitte um Verzeihung«, erwiderte Lord Vetinari sofort. »Staatsangelegenheiten beanspruchen den größten Teil meiner Zeit.«
    »Wir alle sollten uns Zeit zur Entspannung nehmen, Euer Lordschaft. Wer immer nur arbeitet und nie spielt, ist langweilig, so sagt man.«
    Einige der Anwesenden hielten den Atem an, als sie das hörten, aber Vetinaris Gesicht blieb unverändert.
    »Interessant«, sagte er.
    Er griff nach den Akten und öffnete eine von ihnen. »Meine Mitarbeiter haben einige Notizen für mich vorbereitet, aus frei zugänglichen Informationen«, sagte er zu dem Anwalt. »Zum Beispiel über Direktorenstellen. Die geheimnisvolle Welt der Finanzen ist für mich natürlich ein, aha, Hauptbuch mit sieben Siegeln, aber mir scheint, einige eurer Kunden arbeiten füreinander.«
    »Ja, Euer Lordschaft?«, sagte Schräg.
    »Ist das normal?«
    »Oh, es geschieht oft, dass Personen mit besonderen Kenntnissen den Aufsichtsräten verschiedener Unternehmen angehören, Eurer Lordschaft.«
    »Selbst dann, wenn die Unternehmen Konkurrenten sind?«, fragte Vetinari.
    Die Financiers am Tisch lächelten, und die meisten von ihnen machten es sich ein wenig bequemer. Der Patrizier hatte ganz offensichtlich keine Ahnung von geschäftlichen Dingen. Was wusste er von Zinseszinsen und dergleichen? Er hatte eine klassische Ausbildung hinter sich. Und dann erinnerten sie sich daran, dass es die klassische Ausbildung in der Schule der Assassinengilde war, und daraufhin hörten sie auf zu lächeln. Herr Gilt maß Vetinari mit einem sehr aufmerksamen Blick.
    »Es gibt Möglichkeiten – sehr ehrenwerte Möglichkeiten –, Vertraulichkeit zu wahren und Interessenkonflikte zu vermeiden, Euer Lordschaft«, sagte Herr Schräg.
    »Meinst du vielleicht – wie nennt man es – ein gewisses Phänomen namens Glass Ceiling { * } ?«, fragte Lord Vetinari munter.
    »Nein, Euer Lordschaft. Das ist etwas anderes. Ich glaube, du meinst die ›Achatene Mauer‹«, sagte Herr Schräg glatt. »Sie bewirkt auf ebenso subtile wie erfolgreiche Weise, dass es nicht zu Vertrauensbrüchen kommt, wenn ein Teil eines Unternehmens in den Besitz vertraulicher Informationen gelangt, die von einem anderen Teil dazu benutzt werden könnten, sich unmoralische Vorteile zu verschaffen.«
    »Faszinierend! Wie genau funktioniert das?«, fragte Vetinari.
    »Die Leute kommen überein, solche Vorteile nicht zu nutzen«, antwortete Herr Schräg.
    »Wie bitte? Aber du hast doch gerade eine Mauer erwähnt…«, sagte Vetinari.
    »Es ist nur ein Name, Euer Lordschaft. Für die Übereinkunft, keine derartigen Vorteile

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