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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und über den ganzen Kontinent bis nach Gennua reichenden Großen Strangs bildete. Semaphore glitzerten daran.
    Es war gut zu sehen, dass das Herzblut von Handel, Wirtschaft und Diplomatie so gleichmäßig floss, besonders wenn man Angestellte in seinen Diensten hatte, die sich gut mit Entschlüsselung auskannten. Weiß und Schwarz am Tag, Licht und Dunkelheit in der Nacht – die Klappen standen nur bei Nebel und Schnee still.
    Zumindest bis vor einigen Monaten. Vetinari seufzte und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück.
    Eine offene Akte lag dort. Sie enthielt einen Bericht von Kommandeur Mumm, dem Chef der Stadtwache, mit vielen Ausrufezeichen. Sie enthielt weiterhin einen abgewogeneren Bericht von Mitarbeiter Alfred, und Lord Vetinari hatte den Absatz mit der Überschrift »Rauchendes Gnu« markiert.
    Es klopfte leise an der Tür, und Sekretär Drumknott kam wie ein Geist herein.
    »Die Herren von der Semaphorgesellschaft >Großer Strang< sind jetzt alle da, Herr«, sagte er und legte mehrere Blätter mit Zeilen aus kleinen, komplizierten Schriftzeichen auf den Schreibtisch. Vetinari warf einen Blick auf die Kurzschrift.
    »Plaudereien?«, fragte er.
    »Ja, Euer Lordschaft. Man könnte sie als exzessiv bezeichnen. Aber ich bin sicher, dass die Öffnung des Sprachrohrs in der Stuckatur nicht auffällt, Euer Lordschaft. Sie ist auf sehr geschickte Weise in einem vergoldeten Cherub verborgen, Herr. Mitarbeiter Brian hat das Sprachrohr ins Füllhorn eingebaut, das gedreht werden kann, um alle Geräusche zu empfangen…«
    »Man muss die Dinge nicht sehen, um zu wissen, dass sie da sind, Drumknott.« Vetinari klopfte auf die Unterlagen. »Dies sind keine dummen Männer. Zumindest nicht alle. Hast du die Akten?«
    In Drumknotts blassem Gesicht zeigte sich kurz der Schmerz eines Mannes, der die hohen Prinzipien der Informationssammlung und der Archivierung verletzen musste.
    »In gewisser Weise, Euer Lordschaft. Aber gegen die Behauptungen haben wir eigentlich nichts Konkretes in der Hand. Unsere Mitarbeiter haben versucht, mehr herauszufinden, aber es ist praktisch nur Hörensagen, Herr. Es gibt… Hinweise, doch wir brauchen handfestere…«
    »Es wird eine Gelegenheit geben«, sagte Vetinari. In dieser Zeit ein unumschränkter Herrscher zu sein war nicht so leicht, wie die Leute dachten. Zumindest war es nicht leicht, wenn der Ehrgeiz so weit ging, dass man auch am nächsten Tag noch ein unumschränkter Herrscher sein wollte. Es galt, gewisse Feinheiten zu beachten. Man konnte Männern befehlen, Türen einzutreten und Leute ohne Prozess in den Kerker zu werfen, aber zu viel davon lief auf einen Mangel an Stil hinaus, war schlecht fürs Geschäft und konnte nicht nur zur Gewohnheit werden, sondern auch zu einer großen Gefahr für die eigene Gesundheit. Ein denkender Tyrann, so fand Vetinari, hatte einen viel schwereren Job als ein Herrscher, der durch ein idiotisches Stimme-dich-reich-System wie die Demokratie an die Macht gekommen war. Ein solcher Herrscher konnte den Leuten wenigstens sagen, dass es ihre Schuld war.
    »Normalerweise hätten wir zu diesem Zeitpunkt noch keine individuellen Akten angelegt«, sagte Drumknott gequält. »Ich habe erst damit begonnen, auf einer täglichen Basis Querverweise anzulegen…«
    »Deine Sorge ist wie immer beispielhaft«, sagte Vetinari. »Aber wie ich sehe, hast du Akten mitgebracht.«
    »Ja, Euer Lordschaft. Und sie sind deshalb so dick, weil sie Kopien von Mitarbeiter Harolds Analyse der Schweineproduktion in Gennua enthalten, Herr.« Drumknott wirkte unglücklich, als er die Akten übergab. Das absichtliche Anlegen falscher Akten kratzte mit Fingernägeln über die Schiefertafel seiner Seele.
    »Ausgezeichnet«, sagte Vetinari. Er legte sie auf den Schreibtisch, entnahm der Schublade einen weiteren Aktendeckel und legte ihn auf die anderen. Anschließend bedeckte er den kleinen Stapel mit einigen Papieren. »Führ die Besucher jetzt bitte herein.«
    »Herr Schräg ist bei ihnen, Euer Lordschaft«, sagte der Sekretär.
    Vetinari lächelte sein freudloses Lächeln. »Wie überraschend.«
    »Und Herr Reacher Gilt«, fügte Drumknott hinzu und musterte den Patrizier aufmerksam.
    »Natürlich«, sagte Vetinari.
    Als die Financiers kurze Zeit später hereinkamen, lagen ein Block und der Aktenstapel an einem Ende des glänzenden und ansonsten leeren Konferenztischs. Vetinari stand wieder am Fenster.
    »Ah, meine Herren«, sagte er. »Wie freundlich von euch, zu diesem kleinen

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