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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu nutzen.«
    »Ach? Und die Leute halten sich daran? Erstaunlich. Immerhin führt die Mauer in diesem Fall mitten durch ihr Gehirn.«
    »Wir haben einen Verhaltenskodex!«, ertönte eine Stimme.
    Alle Blicke bis auf den von Herrn Schräg richteten sich auf den Sprecher, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her gerutscht war. Herr Schräg kannte den Patrizier seit langer Zeit und wusste: Wenn er verwirrt wirkte und unschuldige Fragen stellte, musste man ihn besonders aufmerksam im Auge behalten.
    »Freut mich sehr, das zu hören, Herr…?«, sagte Vetinari.
    »Ferdinand Pferdeschmor, Euer Lordschaft, und ich mag den Ton deiner Fragen nicht!«
    Für einen Moment schien es, als wichen selbst die Stühle vor ihm zurück. Herr Pferdeschmor war ein jüngerer Mann, der dem Wort »Fettleibigkeit« eine ganz neue Bedeutung gab. Mit dreißig hatte er sich eine beeindruckende Kinn-Sammlung zugelegt, und jetzt erbebten sie alle in zornigem Stolz. { * }
    »Ich verfüge noch über einige andere Töne«, sagte Lord Vetinari ruhig.
    Herr Pferdeschmor sah seine Kollegen an, die sich plötzlich am fernen Horizont befanden.
    »Ich wollte nur klarstellen, dass wir nichts Falsches getan haben«, brummte er. »Das ist alles. Es gibt einen Verhaltenskodex.«
    »Ich wollte keineswegs andeuten, dass ihr etwas Falsches getan habt«, sagte Lord Vetinari. »Aber ich werde mir deinen Hinweis notieren.«
    Er zog ein Blatt Papier heran und schrieb mit gestochener Handschrift »Verhaltenskodex«. Eine Akte mit dem Titel »Veruntreuung« war unter dem Blatt Papier zum Vorschein gekommen. Die anderen am Tisch sahen den Titel natürlich verkehrt herum, und da sie ihn vermutlich nicht lesen sollten, lasen sie ihn. Pferdeschmor drehte sogar den Kopf, um besser hinsehen zu können.
    »Aber da Herr Pferdeschmor das Thema von Missetaten angesprochen hat…«, fuhr Lord Vetinari fort. »Sicher habt ihr von dem Gerücht gehört, es gäbe bei euch eine Verschwörung mit dem Ziel, die Preise hoch zu halten und Konkurrenz zu verhindern.« Der Satz war so schnell und glatt wie die Zunge einer Schlange, und das kurze Zucken am Ende lautete: »Und auch Gerüchte über den Tod des jungen Herrn Liebherz im letzten Monat.«
    Unruhe in dem Halbkreis aus Männern verriet, dass er einen wunden Punkt berührt hatte. Es kam nicht unerwartet, aber unangenehm war es trotzdem.
    »Eine strafbare Unwahrheit«, sagte Schräg.
    »Ganz im Gegenteil, Herr Schräg«, sagte Vetinari. »Ich weise nur auf die Existenz von Gerüchten hin, und das ist keineswegs strafbar, wie du sehr wohl weißt.«
    »Es gibt keinen Beweis dafür, dass wir irgendetwas mit der Ermordung des Jungen zu tun haben«, schnappte Pferdeschmor.
    »Ah, du hast also gehört, wie Leute davon gesprochen haben, dass der Junge ermordet wurde?«, fragte Vetinari, während sein Blick bei Reacher Gilt verweilte. »Die Gerüchte fliegen nur so herum.«
    »Die Leute reden, Euer Lordschaft«, sagte Schräg lustlos. »Aber Fakt ist, dass sich Herr Liebherz allein in dem Turm aufgehalten hat. Niemand sonst ging nach oben oder unten. Seine Sicherheitsleine war offenbar mit nichts verbunden. Es war ein Unfall. So was kommt vor. Ja, wir wissen, dass behauptet wird, seine Finger seien gebrochen gewesen, aber bei einem Fall aus solcher Höhe, und wenn er auf dem Weg nach unten gegen den Turm gestoßen ist… Ist es wirklich so überraschend? Leider erfreut sich die Gesellschaft des Großen Strangs derzeit keiner großen Beliebtheit, deshalb werden so freche und unbegründete Vorwürfe erhoben. Wie Herr Pferdeschmor eben schon andeutete, gibt es keine Beweise dafür, dass der Vorfall mehr war als ein tragischer Unfall. Und wenn ich ganz offen sein darf: Aus welchem Grund hast du uns hierher bestellt? Meine Klienten sind sehr beschäftigte Leute.«
    Vetinari lehnte sich zurück und presste die Fingerspitzen aneinander.
    »Lasst uns eine Situation betrachten, in der einige eifrige und sehr einfallsreiche Männer ein erstaunliches Kommunikationssystem entwickeln«, sagte er. »Sie haben so etwas wie leidenschaftliche Raffinesse, und zwar in großen Mengen. Was sie nicht haben, ist Geld. Sie sind nicht an Geld gewöhnt. Und dann treffen sie… Personen, die sie anderen Personen vorstellen, freundlichen Leuten, die ihnen für, sagen wir, einen Anteil von vierzig Prozent am Unternehmen nicht nur das dringend benötigte Geld geben, sondern auch väterlichen Rat, und ihnen zudem einige sehr gute Buchhalter empfehlen. Und so geht es los,

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