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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unter beunruhigenden Umständen. Damit meine ich Stürze von Klackertürmen und dergleichen.«
    »Unfälle passieren«, sagte Herr Schräg steif. »Das ist sehr bedauerlich.«
    »Sehr bedauerlich«, wiederholte Vetinari. Erneut zog er das Blatt Papier zu sich heran und schob die Akten dabei ein wenig zur Seite, so dass weitere Titel sichtbar wurden. »Sehr bedauerlich«, schrieb er.
    »Ich glaube, das war’s«, sagte er dann. »Der eigentliche Sinn dieses Treffens bestand darin, euch mitzuteilen, dass ich das Postamt wie geplant wieder eröffne. Ich wollte euch darüber informieren, weil ihr ja in der gleichen Branche tätig seid. Ich glaube, die jüngste Unfallserie ist jetzt zu Ende…«
    Reacher Gilt lachte leise. »Wie bitte, Euer Lordschaft? Habe ich dich richtig verstanden? Du willst mit dieser Torheit fortfahren, trotz allem? Das Postamt? Obwohl wir alle wissen, dass es ein schwerfälliges, selbstgefälliges, überbesetztes und übergewichtiges Monstrum war? Es brachte kaum seine Unterhaltskosten ein! Es war ein abschreckendes Beispiel für Staatsunternehmen!«
    »Es hat nie einen Gewinn erwirtschaftet, das stimmt, aber in den Geschäftsvierteln der Stadt wurde die Post siebenmal am Tag zugestellt«, sagte Vetinari, und seine Stimme war so kalt wie die Tiefsee.
    »Ha! Zum Schluss nicht mehr!«, sagte Herr Pferdeschmor. »Es war völlig unnütz!«
    »In der Tat«, bestätigte Gilt. »Das klassische Beispiel für eine von Ineffizienz zerfressene staatliche Organisation, die Steuergelder verschwendete.«
    »Genau!«, sagte Herr Pferdeschmor. »Es hieß damals: Wenn man eine Leiche loswerden wollte, so brauchte man sie nur zum Postamt zu bringen, dann sah man sie nie wieder!«
    »Und war das der Fall?«, fragte Lord Vetinari und wölbte eine Braue.
    »Was?«
    »Hat man sie tatsächlich nicht wiedergesehen?«
    Ein gehetzter Ausdruck schoss plötzlich in Herr Pferdeschmors Gesicht. »Was? Woher soll ich das wissen?«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Lord Vetinari. »Es war ein Scherz. Ah, gut.« Er schob seine Unterlagen hin und her. »Leider hat man das Postamt nicht als ein System gesehen, das Post entgegennimmt und verteilt, zum Nutzen aller, sondern als Geldquelle. Und so ist alles zusammengebrochen, wodurch sowohl die Post als auch das Geld verloren gegangen ist. Was vielleicht eine Lektion für uns sein sollte. Wie dem auch sei: Ich setze große Hoffnungen in Herrn Lipwig, einen jungen Mann voller frischer Ideen. Er ist daran gewöhnt, die Dinge von oben zu sehen, obgleich ich nicht damit rechne, dass er auf irgendwelche Türme klettert.«
    »Ich hoffe, diese Wiederbelebung geht nicht auf Kosten unserer Steuergelder«, sagte Herr Schräg.
    »Ich versichere dir, Herr Schräg: Abgesehen von einem bescheidenen Betrag, der nötig ist, um die Dinge in Bewegung zu setzen, wird sich das Postamt selbst finanzieren, so wie es sein sollte. Wir dürfen die Staatskasse schließlich nicht belasten. Und nun, meine Herren… Ich bin mir bewusst, dass ich euch von wichtigen Geschäften abhalte. Ich vertraue darauf, dass der Strang sehr bald wieder in Betrieb ist.«
    Als die Männer aufstanden, beugte sich Reacher Gilt über den Tisch und sagte: »Darf ich dir gratulieren, Euer Lordschaft?«
    »Es freut mich, dass du es für angemessen hältst, mir zu gratulieren, Herr Gilt«, sagte Vetinari. »Welchem Umstand verdanken wir diesen einzigartigen Vorfall?«
    »Der Grund ist das dort«, sagte Gilt und deutete zu einem kleinen Beistelltisch, auf dem die Steinplatte lag. »Ist das nicht eine echte Hnaflbaflsniflwhifltafl-Tafel? Llamedos-Blaustein, nicht wahr? Und die Figuren scheinen aus Basalt zu bestehen, der sich nur schwer formen lässt. Eine wertvolle Antiquität, glaube ich.«
    »Ich habe sie als Geschenk vom Niederen König der Zwerge bekommen«, sagte Vetinari. »Sie ist tatsächlich sehr alt.«
    »Und wie ich sehe, läuft eine Partie. Du spielst die Zwergenseite, oder?«
    »Ja. Ich spiele über die Klacker mit einem alten Freund in Überwald«, sagte Vetinari. »Zum Glück für mich hat mir der Betriebsausfall gestern einen zusätzlichen Tag Zeit gegeben, um über den nächsten Zug nachzudenken.«
    Ihre Blicke trafen sich. Reacher Gilt lachte laut. Vetinari lächelte. Die anderen Männer, die dringend lachen wollten, lachten ebenfalls. Na bitte, wir sind alle Freunde, eigentlich sind wir wie Kollegen, nichts Schlimmes wird passieren.
    Das Lachen verklang, begleitet von ein wenig Unbehagen. Gilt und Vetinari lächelten weiter

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