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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und bald kommt Geld herein, und Geld geht hinaus, aber bald erfahren sie, dass sie aus irgendeinem Grund finanziell nicht so stabil sind, wie sie gedacht haben, und sie brauchen mehr Geld. Doch das alles ist kein Problem, denn eines Tages wird das kleine Unternehmen zu einem großen Unternehmen wachsen und sich in eine sprudelnde Geldquelle verwandeln, und spielt es da eine Rolle, wenn sie einen weiteren Anteil von fünfzehn Prozent übereignen? Es ist nur Geld. Und Geld ist schließlich nicht so wichtig wie die Klappenmechanismen. Und dann finden sie heraus: Ja, Geld ist wichtig. Geld bedeutet alles. Plötzlich steht die Welt Kopf. Plötzlich sind die freundlichen Leute nicht mehr so freundlich. Plötzlich stellt sich heraus, dass die Papiere, die sie so schnell unterschrieben haben, auf den Rat von Leuten, die die ganze Zeit lächelten, bedeuten: Ihnen gehört überhaupt nichts, keine Patente, kein Material, nichts. Nicht einmal der Inhalt ihrer eigenen Köpfe. Es scheint, dass ihnen nicht einmal die Ideen gehören, die sie haben. Und irgendwie sind sie noch immer in Geldnot. Einige laufen davon oder verstecken sich. Andere versuchen zu kämpfen, was außerordentlich dumm ist, weil sich alles als vollkommen legal erweist, ohne jeden Zweifel. Einige begnügen sich mit niedrigen Positionen in dem Unternehmen, denn von irgendwas müssen sie ja leben, und der Firma gehören sogar ihre nächtlichen Träume. Und trotz allem hat, wie es scheint, nichts Illegales stattgefunden. Geschäft ist Geschäft.«
    Lord Vetinari öffnete die Augen. Die Männer am Tisch starrten ihn an.
    »Ich habe nur laut gedacht«, sagte er. »Ihr möchtet bestimmt anmerken, dass dies keine Regierungsangelegenheiten sind. Ich weiß, dass Herr Gilt eine solche Bemerkung an mich richten möchte. Nun, seit ihr den Großen Strang zu einem Bruchteil seines Wertes gekauft habt, häufen sich die Ausfälle, wie ich zur Kenntnis nehmen muss. Die Übermittlungsgeschwindigkeit sinkt, und die Kosten für den Kunden steigen. In der vergangenen Woche war der Große Strang fast drei Tage außer Betrieb. Wir konnten nicht einmal mit Sto Lat reden. Das ist wohl kaum ›so schnell wie das Licht‹, meine Herren.«
    »Es mussten wichtige Wartungsarbeiten erledigt werden«, sagte Herr Schräg.
    »Nein«, widersprach Vetinari scharf. »Es waren Reparaturen erforderlich. Unter der früheren Verwaltung wurde das System jeweils eine Stunde am Tag stillgelegt. Das war für die Wartung. Jetzt bleiben die Türme in Betrieb, bis irgendetwas kaputtgeht. Was denkt ihr euch dabei, meine Herren?«
    »Mit Verlaub, Euer Lordschaft: Das geht dich nichts an.«
    Lord Vetinari lächelte. Zum ersten Mal an diesem Morgen war es ein Lächeln, das echte Freude zum Ausdruck brachte.
    »Ah, Herr Reacher Gilt, ich habe mich schon gefragt, wann ich etwas von dir hören würde. Du warst so ungewöhnlich still. Ich habe deinen letzten Artikel in der Times mit großem Interesse gelesen. Die Freiheit scheint deine Leidenschaft zu sein. Du hast das Wort ›Tyrannei‹ dreimal benutzt und das Wort ›Tyrann‹ einmal.«
    »Spar dir die Herablassung, Euer Lordschaft«, sagte Gilt. »Der Strang gehört uns. Er ist unser Eigentum. Verstehst du? Eigentum ist die Basis der Freiheit. Sicher, die Kunden klagen über die Dienstleistung und den Preis, aber Kunden klagen immer über irgendetwas. Es mangelt nicht an Kunden, die bereit sind, jeden Preis zu zahlen. Vor den Semaphoren dauerte es Monate, bis Nachrichten aus Gennua hier eintrafen, und jetzt dauert es weniger als einen Tag. Das ist erschwingliche Magie. Wir sind unseren Aktionären Rechenschaft schuldig, Euer Lordschaft, nicht dir, bei allem Respekt. Es ist nicht deine Angelegenheit, sondern unsere, und wir lassen uns dabei allein vom Markt leiten. Ich hoffe, es gibt hier keine Tyrannei. Dies ist, mit Respekt, eine freie Stadt.«
    »So viel Respekt ist sehr erfreulich«, sagte der Patrizier. »Aber die einzige Wahl des Kunden ist die zwischen euch und nichts.«
    »Genau«, bestätigte Reacher Gilt. »Man hat immer eine Wahl. Die Leute können zweitausend Meilen weit reiten oder geduldig warten, bis wir ihre Mitteilungen übermitteln.«
    Vetinari bedachte ihn mit einem Lächeln, das so lange dauerte wie ein Blitz.
    »Oder sie können ein anderes Kommunikationssystem entwickeln«, sagte er. »Allerdings ist mir aufgefallen, dass alle anderen Unternehmen, die versucht haben, ein konkurrierendes Klackersystem aufzubauen, gescheitert sind, manchmal

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