Ab die Post
und wahrten den Blickkontakt.
»Wir sollten einmal eine Partie spielen«, sagte Gilt. »Ich habe selbst eine hübsche Tafel und ziehe die Trollseite vor.«
»Unbarmherzig, zu Anfang in der Minderzahl, vom sorglosen Spieler unmöglich zu gewinnen«, sagte Vetinari.
»Ja. So wie sich die Zwerge auf List, Finte und raschen Positionswechsel verlassen«, sagte Gilt. »Auf dieser Tafel kann ein Mann alle Schwächen des Gegners kennen lernen.«
»Tatsächlich?« Vetinari hob die Brauen. »Sollte er nicht versuchen, Klarheit über seine eigenen Schwächen zu gewinnen?«
»Ach, das ist nur Bums! Das ist einfach!« kläffte eine Stimme.
Beide Männer drehten sich um und sahen Pferdeschmor an. Schiere Erleichterung hatte ihn frech werden lassen.
»Das habe ich als Kind gespielt«, plapperte er. »Es ist langweilig. Die Zwerge gewinnen immer!«
Gilt und Vetinari wechselten einen Blick, der sagte: Auch wenn ich dich und jeden Aspekt deiner persönlichen Philosophie bis zu einer Tiefe verachte, die sich von keinem noch so langen Seil ausloten lässt, muss ich dir doch zubilligen, dass du nicht Ferdinand Pferdeschmor bist.
»Der Schein trügt, Ferdinand«, sagte Gilt jovial. »Der Trollspieler muss nicht verlieren, wenn er sich konzentriert.«
»Ich weiß noch, dass einmal ein Zwerg in meiner Nase stecken blieb, und Mami musste ihn mit einer Haarnadel herausholen«, sagte Pferdeschmor, als wäre das etwas, auf das man enorm stolz sein konnte.
Gilt legte dem jungen Mann den Arm um die Schultern. »Das ist sehr interessant, Ferdinand«, sagte er. »Glaubst du, so etwas könnte noch einmal geschehen?«
Nachdem die Männer gegangen waren, trat Vetinari ans Fenster und sah auf die Stadt hinab. Kurze Zeit später kam Drumknott herein.
»Es gab einen kurzen Wortwechsel im Vorzimmer, Euer Lordschaft«, sagte er.
Vetinari drehte sich nicht um, hob aber die Hand. »Lass mich raten… Ich vermute, einer von ihnen begann ›Glaubt ihr, er hat…‹, und Schräg brachte ihn schnell zum Schweigen. Herr Pferdeschmor, nehme ich an.«
Drumknott blickte auf das Blatt Papier in seiner Hand. »Es stimmt fast aufs Wort, Euer Lordschaft.«
»Dazu braucht man nicht viel Phantasie«, seufzte Lord Vetinari. »Der liebe Herr Schräg. Er ist so… zuverlässig. Manchmal denke ich, man sollte ihn in einen Zombie verwandeln, wenn er nicht schon einer wäre.«
»Soll ich eine Nummer-Eins-Ermittlung gegen Herrn Gilt anordnen, Euer Lordschaft?«
»Lieber Himmel, nein. Er ist viel zu clever. Die Ermittlung soll Herrn Pferdeschmor gelten.«
»Wirklich, Herr? Aber gestern hast du gesagt, dass du ihn nur für einen habgierigen Narren hältst.«
»Ich halte ihn auch für einen nervösen Narren, und das können wir ausnutzen. Er ist ein korrupter Feigling und ein Vielfraß. Ich habe beobachtet, wie er sich über einen großen Teller Pot au feu mit weißen Bohnen hermachte, und das war ein beeindruckender Anblick, den man nicht so schnell vergisst, Drumknott. Die Soße spritzte überallhin. Die rosaroten Hemden, die er trägt, kosten mehr als hundert Dollar pro Stück. Er eignet sich das Geld anderer Leute an, auf eine sichere, geheime und nicht sehr intelligente Weise. Beauftrage… ja, beauftrage Mitarbeiter Brian.«
»Brian, Herr?«, erwiderte Drumknott. »Bist du sicher? Er leistet ausgezeichnete Arbeit, wenn es um Apparate geht, aber auf der Straße ist er eher ungeschickt. Man wird ihn sehen.«
»Ja, Drumknott. Ich weiß. Ich möchte, dass Herr Pferdeschmor noch etwas nervöser wird.«
»Ah, ich verstehe, Herr.«
Vetinari wandte sich wieder dem Fenster zu. »Sag mir, Drumknott… Würdest du mich einen Tyrannen nennen?«
»Ganz gewiss nicht, Euer Lordschaft«, sagte Drumknott und rückte die Stühle am Tisch zurecht.
»Aber genau das ist das Problem. Wer sagt dem Tyrannen, dass er ein Tyrann ist?«
»Zweifellos eine schwierige Frage, Euer Lordschaft«, sagte Drumknott und legte die Akten genau übereinander.
»In seinem Werk Gedanken, das in der Übersetzung einiges verliert, wie ich meine, weist Bouffant auf Folgendes hin: Wenn man eingreift, um einen Mord zu verhindern, beschneidet man die Freiheit des Mörders, und doch ist diese Freiheit per definitionem natürlich und universal, ohne Bedingung«, sagte Vetinari. »Vielleicht kennst du seinen berühmten Ausspruch: ›Wenn irgendein Mann nicht frei ist, so bin ich eine kleine Hühnerpastete‹, womit er eine lange Debatte auslöste. Wir halten es vielleicht für wohltätig und
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