Ab die Post
lobenswert, jemandem eine Flasche wegzunehmen, der sich zu Tode trinkt, doch auch in diesem Fall wird die Freiheit beschnitten. Herr Gilt hat seinen Bouffant studiert, ihn aber nicht verstanden, fürchte ich. Freiheit mag der natürliche Zustand des Menschen sein, aber das gilt auch dafür, in einem Baum zu sitzen und eine Mahlzeit zu verspeisen, die noch zappelt. Andererseits behauptet Freidegger in Modale Kontextereien , dass jede Freiheit begrenzt, künstlich und deshalb illusorisch ist, bestenfalls eine geteilte Halluzination. Danach kann kein geistig gesunder Sterblicher wirklich frei sein, denn wahre Freiheit ist so schrecklich, dass nur Irre oder Heilige sie mit offenen Augen ertragen. Sie überwältigt die Seele und führt zu einem Zustand, den er an einer anderen Stelle als Dasistallesvollkommenunverständlichdasdakeit bezeichnet. Welchem Standpunkt sollen wir uns hier anschließen, Drumknott?«
»Ich habe immer gedacht, dass die Welt stabilere Aktenkästen vertragen könnte, Euer Lordschaft«, antwortete Drumknott nach einer kurzen Pause.
»Hmm«, sagte Lord Vetinari. »Ein Punkt, über den es nachzudenken lohnt.«
Er unterbrach sich. In der Stuckatur über dem Kamin des Raums drehte sich ein kleiner Cherub mit einem leisen Quietschen. Vetinari sah Drumknott an und hob eine Braue.
»Ich spreche sofort mit Mitarbeiter Brian, Euer Lordschaft«, sagte der Sekretär.
»Gut. Sag ihm, es wird Zeit, dass er mehr an die frische Luft kommt.«
4
Ein Schild
Finstere Sekretäre und tote Postminister – Ein Werwolf in der Wache – Die wundervolle Nadel – Herr Lipwig liest Buchstaben, die nicht da sind – Hugo der Friseur ist überrascht – Herr Parker kauft Flitterkram – Die Natur sozialer Unwahrheiten – Die Prinzessin im Turm – »Ein Mann ist nicht tot, solange sein Name gesprochen wird.«
»Ich Bitte Dich, Herr Lipwick, Welchen Sinn Hat Gewalt?«, polterte Herr Pumpe. Er schaukelte auf den großen Füßen, als sich Feucht in seinem Griff hin und her wand.
Grütze und Stanley kauerten am anderen Ende des Umkleideraums. Eine von Herrn Grützes natürlichen Arzneien blubberte über den Rand des Topfs und tropfte zu Boden.
»Es waren alles Unfälle, Herr Lipwig, alles Unfälle!«, stammelte Grütze. »Nach dem vierten hat sich die Wache überall umgesehen. Es waren Unfälle, meinten die Wächter!«
»Oh, ja!«, hauchte Feucht. »Vier in fünf Wochen, wie? Ich wette, das passiert hier dauernd! Bei den Göttern, man hat mich gehörig angeschmiert! Ich bin tot! Ich liege nur noch nicht im Grab! Vetinari? Da hätten wir jemanden, der das Geld für den Strick gespart hat! Ich bin erledigt!«
»Nach einer Tasse Wismut- und Schwefel-Tee fühlst du dich bestimmt besser, Herr«, brachte Grütze mit zittriger Stimme hervor. »Ich habe bereits Wasser aufgesetzt…«
»Eine Tasse Tee genügt nicht!« Feucht bekam sich unter Kontrolle – oder verhielt sich wenigstens so, als gelänge es ihm, sich unter Kontrolle zu bringen – und atmete theatralisch tief durch. »Na schön, du kannst mich jetzt loslassen, Herr Pumpe.«
Der Golem ließ ihn los. Feucht richtete sich auf. »Nun, Herr Grütze?«, fragte er.
»Du scheinst echt zu sein«, sagte der Alte. »Einer der finsteren Sekretäre wäre nicht so quästormäßig ausgerastet. Wir haben dich für einen der besonderen Herren Seiner Lordschaft gehalten.« Grütze machte sich am Kessel zu schaffen. »Nichts für ungut, aber du hast mehr Farbe als der durchschnittliche Schreiberling.«
»Finstere Sekretäre?«, fragte Feucht, und dann dämmerte es ihm. »Oh… du meinst die kräftig gebauten kleinen Männer, die schwarze Anzüge und Melonen tragen.«
»Genau die. Einige sind Schüler der Assassinengilde. Ich habe gehört, wenn es ihnen in den Sinn kommt, können sie ziemlich scheußliche Dinge anstellen.«
»Eben hast du sie noch Schreiberlinge genannt.«
»Obwohl ich sie nie mit einem Stift in der Hand gesehen habe, hehe.« Grütze bemerkte Feuchts Gesichtsausdruck und hüstelte, »‘tschuldigung, nur ein kleiner Scherz am Rande. Wir vermuten, dass der letzte Postminister, den wir hatten – Herr Wobbelwobb –, ein finsterer Sekretär war. Eigentlich kein Wunder, mit einem solchen Namen. Er schnüffelte dauernd herum.«
»Und was machte ihn so neugierig, deiner Meinung nach?«, fragte Feucht.
»Nun, Herr Unbeständig, er war der erste anständige Bursche, fiel vom fünften Stock in den großen Saal, patsch, Herr, patsch auf den Marmorboden,
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