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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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dass man besser weggeht, Herr.«
    »Ich kann nicht«, sagte Feucht. »Ich bin der Postminister. Und dies ist mein Gebäude. Ich entscheide, wohin ich gehe, Junior-Postbote Grütze.«
    Stanley schloss die Augen.
    »Ja, Herr«, sagte Grütze und sprach wie zu einem Kind. »Aber du solltest nicht dorthin gehen, Herr.«
    »Sein Kopf war über die ganze Wand verteilt!«, brachte Stanley hervor.
    »Meine Güte, jetzt hast so ihn so weit gebracht, Herr«, sagte Grütze und eilte zu Stanley »Schon gut, Junge, ich hole schnell deine Pillen…«
    »Was ist die teuerste Nadel, die jemals für den Handel hergestellt wurde, Stanley?«, fragte Feucht schnell.
    Es war, als hätte er einen Hebel umgelegt. Stanleys Gesichtsausdruck veränderte sich von einem Augenblick zum anderen. Aus qualvollem Kummer wurde gelehrte Nachdenklichkeit.
    »Für den Handel? Wenn man die besonderen Nadeln unberücksichtigt lässt, die für Ausstellungen und Handelsmessen hergestellt wurden, darunter die Große Nadel von 1899, so dürfte es die Nummer Drei Breitkopf ›Hahn‹ Extra Lang sein, bestimmt für die Spitzen- und Tressen-Produktion und entwickelt von Josiah Doldrum. Sie wurden per Hand angefertigt und hatten den für ihn charakteristischen Silberkopf mit der mikroskopisch kleinen Gravur eines Hahns. Ich glaube, bis zu seinem Tod wurden nicht mehr als hundert fertig gestellt, Herr. Nach Hubert Spinnes Nadelkatalog können diese Nadeln Preise zwischen fünfzig und fünfundsechzig Dollar erzielen, je nach Zustand. Jeder wahre Nadler wäre sehr stolz auf eine Nummer Drei Breitkopf Extra Lang in seiner Sammlung.«
    »Na so was… ich habe das hier auf der Straße gefunden«, sagte Feucht und zog eine seiner Anschaffungen vom Morgen aus dem Revers: »Ich bin über die Marktstraße gegangen, und da war sie, zwischen zwei Kopfsteinen. Dachte mir, dass sie ungewöhnlich aussieht, für eine Nadel.«
    Stanley stieß den besorgten Grütze beiseite und zog die Nadel vorsichtig aus Feuchts Fingern. In seiner anderen Hand erschien wie durch Magie ein sehr großes Vergrößerungsglas.
    Der Raum hielt den Atem an, als die Nadel einer ernsten Kontrolle unterzogen wurde. Dann sah Stanley staunend zu Feucht auf.
    »Du hast es gewusst?«, fragte er. »Und du hast diese Nadel auf der Straße gefunden? Ich dachte, du hättest keine Ahnung von Nadeln!«
    »Ich habe mich nur als Junge ein wenig damit befasst«, sagte Feucht und gestikulierte, als sähe er nun ein, wie dumm es von ihm gewesen war, das Hobby eines Schülers nicht in eine lebenslange Besessenheit zu verwandeln. »Ich hatte nur ein paar Nadeln. Du weißt schon… einige Imperiale aus Messing, die eine oder andere Seltsamkeit, zum Beispiel ein nicht auseinander gebrochenes Paar oder eine Doppelköpfige, gelegentlich ein Kästchen mit gemischten Nadeln…« Er dankte den Göttern dafür, dass er schnell lesen konnte.
    »Ach, solche Kästchen enthalten nie was Interessantes«, sagte Stanley erneut mit akademischer Stimme: »Die meisten Nadler beginnen mit einer zufällig erworbenen interessant oder ungewöhnlich aussehenden Nadel, gefolgt vom Inhalt des Nadelkissens ihrer Großmutter, haha, aber zu einer wirklichen Sammlung kommt man nicht, indem man Geld im nächsten Laden ausgibt, o nein. Jeder Dilettant kann mit genug Geld zum ›Nadelkönig‹ werden, aber für einen wahren Nadler liegt die wahre Freude in der Suche, bei Nadelmessen, Hausräumungen und dem gelegentlichen Glitzern im Rinnstein, das, wie sich herausstellt, von einer gut erhaltenen Doppelschnell oder einer ungebrochenen Zweispitzen stammt. Man sagt nicht umsonst: ›Finde eine Nadel und heb sie auf, und dann hast du den ganzen Tag eine Nadel.‹«
    Feucht hätte fast applaudiert. Stanley hatte Wort für Wort J. Lanugo Eulenhains Vorwort zu seinem Werk zitiert. Und was viel wichtiger war: Er hatte nun Stanleys unerschütterliche Freundschaft gewonnen. Besser gesagt, fügten Feuchts dunklere Regionen hinzu, sah Stanley jetzt einen Freund in ihm. Die Panik des Jungen war Nadelfreude gewichen, als er das Prachtstück ins Licht hielt.
    »Wundervoll«, hauchte er, der Schrecken völlig vergessen. »Sauber wie neu! In meinem Nadelheft habe ich einen Platz, der auf diese Nadel wartet, Herr!«
    »Ja, das dachte ich mir.«
    Sein Kopf war über die ganze Wand verteilt…
    Irgendwo gab es eine verschlossene Tür, und der Schlüssel dazu fehlte Feucht. Vier seiner Vorgänger waren in diesem Gebäude ums Leben gekommen. Und es gab kein Entkommen.

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