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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Postminister zu sein… war ein Job fürs Leben, so oder so. Deshalb hatte Vetinari ihn hierher gebracht. Er brauchte einen Mann, der nicht weggehen konnte und zufälligerweise vollkommen entbehrlich war. Es spielte keine Rolle, ob Feucht von Lipwig starb. Er war bereits tot.
    Und dann versuchte er, nicht an Herrn Pumpe zu denken. Wie viele andere Golems hatten sich in den Diensten der Stadt den Weg zur Freiheit erarbeitet? Hatte es einen Herrn Säge gegeben, nach hundert Jahren in einer Grube mit Sägemehl? Einen Herrn Schaufel? Vielleicht einen Herrn Axt?
    Und war einer hier gewesen, als der letzte arme Kerl den Schlüssel für die verschlossene Tür gefunden oder das Schloss geknackt hatte? Und dann, als die Tür aufschwang… hatte jemand namens Herr Hammer, ja, bei den Göttern, hinter ihm gestanden und die Faust zu einem plötzlichen, fatalen Schlag gehoben?
    Niemand war in seiner Nähe gewesen? Aber die Golems galten nicht als »jemand«. Sie waren Werkzeuge. Ein Arbeitsunfall…
    Sein Kopf war über die ganze Wand verteilt…
    Ich muss Klarheit gewinnen, dachte Feucht. Mir bleibt gar keine Wahl, denn sonst liegt es für mich auf der Lauer. Und alle werden mir Lügen erzählen. Aber ich bin der Meisterschwindler.
    »Hmm?«, fragte er, als er merkte, dass er etwas überhört hatte.
    »Ich habe gefragt, ob ich gehen und dies meiner Sammlung hinzufügen darf, Postminister«, sagte Stanley.
    »Was? Oh. Ja. Nur zu. Und bring sie auf Hochglanz.«
    Als der Junge in seinen Teil des Umkleideraums eilte, fühlte Feucht Grützes aufmerksamen Blick auf sich ruhen. »Ausgezeichnet, Herr Lipwig«, sagte er. »Kompliment.«
    »Danke, Herr Grütze.«
    »Du hast wirklich gute Augen«, fuhr der Alte fort. »Nun, die Nadel reflektierte das Licht…«
    »Nein, ich meine, dass du Kopfsteine in der Marktstraße gesehen hast, obwohl das Pflaster dort aus Ziegeln besteht.«
    Feucht begegnete dem ausdruckslosen Blick mit einem noch ausdrucksloseren. »Ziegel, Kopfsteine, wen kümmert’s?«, erwiderte er.
    »Ja, stimmt«, sagte Grütze. »Ist eigentlich nicht wichtig.«
    »Und jetzt…«, sagte Feucht und spürte, dass er frische Luft brauchte. »Es gibt da eine kleine Angelegenheit, die ich erledigen muss. Bitte begleite mich, Herr Grütze. Kannst du irgendwo ein Brecheisen auftreiben? Bitte nimm es mit. Und ich brauche auch dich, Herr Pumpe.«
    Werwölfe und Golems, Golems und Werwölfe, dachte Feucht. Ich sitze hier fest. Also kann ich auch ernsthaft an die Sache herangehen.
    Ich werde ihnen ein Schild zeigen.
     
    »Ich habe da eine kleine Angewohnheit«, sagte Feucht, als sie durch die Straßen der Stadt gingen. »Es hat was mit Schildern zu tun.«
    »Mit Schildern, Herr?«, fragte Grütze und versuchte, den Wänden möglichst nahe zu bleiben.
    »Ja, Junior-Postbote Grütze, mit Schildern«, sagte Feucht und bemerkte, dass der Alte bei »Junior« zusammenzuckte. »Besonders mit Schildern, auf denen Zeichen fehlen. Wenn ich so eins sehe, lese ich automatisch die fehlenden Buchstaben.«
    »Und wie kannst du das, wenn sie fehlen, Herr?«, fragte Grütze.
    Hier haben wir einen Hinweis darauf, warum du noch immer in einem heruntergekommenen Gebäude hockst und den ganzen Tag Tee aus Steinen und Unkraut trinkst, dachte Feucht. Laut sagte er: »Es ist ein Talent. Ich könnte mich natürlich irren, aber… Ah, hier geht’s nach links…«
    Auf dieser Straße herrschte lebhafter Verkehr, und der Laden befand sich direkt vor ihnen. Er war all das, was sich Feucht erhofft hatte.
    »Voilà«, sagte. Dann erinnerte er sich an sein Publikum und fügte hinzu: »Mit anderen Worten: Da haben wir’s.«
    »Das ist ein Friseurgeschäft«, sagte Grütze unsicher. »Für Frauen.«
    »Ah, du bist ein Mann von Welt, Tolliver, dir kann man nichts vormachen«, sagte Feucht. »Und der Name über dem Fenster, in großen, blaugrünen Buchstaben, lautet…?«
    »Hugos«, sagte Grütze. »Und?«
    »Ja, Hugos«, bestätigte Feucht. »Und jetzt sieh dir die Buchstaben mal genau an. Fällt dir dabei irgendetwas auf?«
    »Äh…« Grütze sah zu den Buchstaben auf und hoffte, dass sie ihr Geheimnis preisgaben.
    »Fast richtig«, sagte Feucht. »Der aufmerksame Beobachter wird feststellen, dass dieses Wort erstaunlicherweise aus genau den Buchstaben besteht, die im erbaulichen Slogan unseres geliebten Postamts fehlen, Herr Grütze.« Er wartete darauf, dass dem Junior-Postboten ein Licht aufging. »Diese großen Buchstaben aus Metall wurden von der Fassade des

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