Ab die Post
Postamts gestohlen, Herr Grütze. Damit meine ich die Vorderseite des Gebäudes. Sie sind der Grund für die ›Dnkelheit der Nact‹, Herr Grütze.«
Es dauerte eine Weile, bis Herr Grützes geistiger Sonnenaufgang stattfand, und als es schließlich geschah, war Feucht bereit.
»Nein, nein!«, sagte er, hielt den Alten an seinem schmutzigen Kragen fest und zog Grütze fast von den Beinen. »So gehen wir nicht vor.«
»Das ist Eigentum des Postamts! So was ist noch schlimmer als stehlen! Es ist Verrat!«, kreischte Grütze.
»Ja«, sagte Feucht. »Herr Pumpe, wenn du bitte unseren Freund hier festhalten würdest… Ich gehe und… spreche über die Angelegenheit.« Feucht überließ den wütenden Junior-Postboten dem Golem und strich seine Jacke glatt. Er wirkte ein wenig mitgenommen, aber daran ließ sich nichts ändern.
»Was hast du vor?«, fragte Grütze.
Feucht lächelte sein Sonnenscheinlächeln. »Etwas, das ich gut kann, Herr Grütze. Ich werde mit Leuten reden.«
Er überquerte die Straße und öffnete die Tür des Geschäfts. Eine Glocke läutete.
Im Innern des Friseurladens gab es mehrere kleine Nischen. Die Luft roch süß und klebrig und irgendwie rosarot. Rechts neben der Tür stand ein kleiner Tisch mit einem großen Terminbuch. Überall standen Blumen, und die junge Frau am Tisch bedachte den Neuankömmling mit einem hochmütigen Blick, der ihren Arbeitgeber viel Geld kosten würde.
Sie wartete darauf, dass Feucht etwas sagte.
Feucht beugte sich sehr ernst zu ihr vor und sagte mit einer Stimme, die alle Merkmale eines Flüsterns hatte und doch ziemlich weit reichte: »Kann ich Herrn Hugo sprechen? Es ist sehr wichtig.«
»In welcher Angelegenheit?«
»Nun… die Sache ist ein wenig heikel…«, sagte Feucht. Er sah, wie sich Dauerwellenköpfe drehten. »Aber du kannst ihm ausrichten, dass ich gute Nachrichten bringe.«
»Wenn es gute Nachrichten sind…«
»Richte ihm aus: Ich glaube, ich kann Lord Vetinari dazu überreden, diese Sache ohne Prozess zu regeln. Wahrscheinlich«, sagte Feucht und senkte die Stimme ein wenig, um die Neugier der Kunden zu steigern, ohne unhörbar zu werden.
Die Frau starrte ihn entsetzt an.
»Das kannst du? Äh…« Sie griff nach einem verzierten Sprachrohr, doch Feucht nahm es ihr sanft aus der Hand, pfiff kundig hinein, hob es ans Ohr und schenkte der Frau ein Lächeln.
»Danke«, sagte er. Für was spielte keine Rolle. Lächle, sprich die richtigen Worte, mit der richtigen Stimme, und strahle immer Zuversicht aus wie eine Supernova.
Eine Stimme in seinem Ohr, leise wie eine Spinne in einer Streichholzschachtel, sagte: »Sischtwabbelnabnab?«
»Hugo?«, fragte Feucht. »Schön, dass du Zeit für mich erübrigen kannst. Ich heiße Feucht, Feucht von Lipwig. Ich bin der Postminister.« Er sah auf das Sprachrohr hinab. Es verschwand in der Decke. »Sehr nett von dir, dass du bereit bist, uns zu helfen, Hugo. Es geht um die fehlenden Buchstaben. Um fünf fehlende Buchstaben, um ganz genau zu sein.«
»Skrick? Schabadattwick? Skritsch wit bottofix!«
»So was habe ich nicht bei mir, Hugo, aber ein Blick aus dem Fenster wird dir meinen persönlichen Assistenten Herrn Pumpe zeigen. Er steht auf der anderen Straßenseite.«
Und er ist zweieinhalb Meter groß und hat eine Brechstange, fügte Feucht in Gedanken hinzu. Er zwinkerte der jungen Frau am Tisch zu, die ihn mit so etwas wie Ehrfurcht beobachtete. Menschenkenntnis. Damit kam man immer weiter.
Er hörte den gedämpften Kraftausdruck durch den Boden. Im Sprachrohr wurde daraus: »Wugrs nickbibbel!«
»Ja«, sagte Feucht. »Vielleicht sollte ich hochkommen und direkt mit dir reden…«
Zehn Minuten später überquerte Feucht vorsichtig die Straße und trat seinen Mitarbeitern lächelnd gegenüber. »Herr Pumpe, bitte sei so nett und stemm unsere Buchstaben los«, sagte er. »Versuch, dabei nichts zu beschädigen. Herr Hugo war sehr kooperativ. Und Tolliver, du lebst schon ziemlich lange in dieser Stadt. Du weißt bestimmt, wo man Männer mit Seilen findet, Turmarbeiter oder so. Ich möchte, dass die Buchstaben heute Mittag wieder am Gebäude sind.«
»Das wird viel Geld kosten, Herr Lipwig«, sagte Herr Grütze und sah ihn staunend an. Feucht holte einen Beutel aus der Tasche und schüttelte ihn. Es klimperte.
»Hundert Dollar sollten mehr als genügen, oder?«, fragte er. »Herr Hugo hat großes Bedauern zum Ausdruck gebracht und sich sehr hilfsbereit gezeigt. Er meinte, er hätte die
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