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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Fräulein Liebherz. »Bei Anghammarad ist es eine Tontafel. Damals gab es noch kein Papier.«
    »Du hast tatsächlich die Mitteilungen von Königen überbracht?«, fragte Grütze.
    »Von Vielen Königen«, sagte Anghammarad. »Viele Reiche. Viele Götter. Alle Fort. Alle Dinge Vergehen.« Die Stimme des Golems wurde tiefer, als zitierte er etwas aus seiner Erinnerung. »Weder Überschwemmungen Noch Schneestürme Oder Die Schwarze Stille Der Unteren Höllen Sollen Diese Boten Von Ihrer Heiligen Pflicht Abhalten. Fragt Uns Nicht Nach Säbelzahntigern, Teergruben, Großen Grünen Wesen Mit Zähnen Oder Der Göttin Czol.«
    »Damals gab es bereits große grüne Wesen mit Zähnen?«, fragte Ruppich.
    »Größer. Grüner. Mit Mehr Zähnen«, grollte Anghammarad.
    »Und die Göttin Czol?«, sagte Feucht.
    »Frag Nicht.«
    Nachdenkliche Stille folgte. Feucht wusste sie zu beenden. »Seid ihr jetzt der Meinung, dass er ein Postbote ist?«, fragte er.
    Die Postboten berieten sich kurz, und dann trat Grütze zu Feucht.
    »Er ist mehr als nur ein Postbote, Herr Lipwig. Wir wussten nichts davon. Die Jungs meinen… Es wäre uns eine Ehre, Herr, eine Ehre, mit ihm zu arbeiten. Ich meine, es ist wie… wie Geschichte, Herr. Es ist wie…«
    »Ich habe immer gesagt, dass der Orden weit zurückreicht, nicht wahr?«, sagte Rufus Ruppich, und Stolz glühte in seinem Gesicht. »Schon zu Anbeginn das Zeit gab es Postboten! Wenn die anderen Geheimgesellschaften hören, dass wir ein so altes Mitglied haben, werden sie grün vor Neid, so grün wie…«
    »Wie etwas Großes mit Zähnen?«, fragte Feucht.
    »Genau! Und kein Problem mit seinen Kumpels, wenn sie Anweisungen entgegennehmen und ausführen«, sagte Grütze großzügig.
    »Danke, meine Herren«, sagte Feucht. »Jetzt bleibt nur noch…« Er nickte Stanley zu, der mit zwei großen Dosen Farbe – Königsblau – wartete. »… die Uniform.«
    Sie kamen überein, Anghammarad den Rang des Extrem-Senior-Postboten zu geben. Es erschien… angemessen.
     
    Eine halbe Stunde später machten sich die Golems, noch nicht ganz trocken und jeder von einem menschlichen Postboten begleitet, auf den Weg. Feucht beobachtete, wie sich auf den Straßen Köpfe drehten. Der Sonnenschein des Nachmittags glitzerte auf königlichem Blau, und Stanley, mochten die Götter ihn segnen, hatte auch eine Dose mit Goldfarbe gefunden. Die Golems sahen beeindruckend aus. Sie glänzten.
    Man musste den Leuten eine Schau bieten. Gib ihnen eine Schau, und sie sind schon halb dort, wo du sie haben willst.
    Eine Stimme hinter ihm sagte: »Wie der Wolf zu den Schafen sodann der Postbote kam / Seine Kohorten in Azur und Gold und gar nicht lahm…«
    Für einen Moment, für den Bruchteil einer Sekunde, dachte Feucht: Sie weiß Bescheid. Sie hat es irgendwie herausgefunden. Dann übernahm sein Gehirn wieder die Kontrolle. Er drehte sich zu Fräulein Liebherz um.
    »Als Kind habe ich ›Konsorten‹ für Rüstungsteile gehalten, Fräulein Liebherz«, sagte er und schenkte ihr ein Lächeln. »Ich habe mir vorgestellt, wie die Truppe sie die ganze Nacht lang putzte.«
    »Süß«, kommentierte Fräulein Liebherz und zündete sich eine Zigarette an. »Ich bringe dir die übrigen Golems so bald wie möglich. Es könnten sich natürlich Probleme ergeben, aber die Wache wird auf deiner Seite sein. Es gibt einen freien Golem in der Wache, und die Wächter mögen ihn. Obwohl es eigentlich gar keine Rolle spielt, wer oder was man ist, wenn man Wächter wird, denn Kommandeur Mumm macht aus jedem einen ordentlichen Polizisten. Er ist der zynischste Mistkerl auf dieser Welt.«
    »Du hältst ihn für zynisch?«, fragte Feucht.
    »Ja«, bestätigte Fräulein Liebherz und blies Rauch aus. »Und das ist praktisch eine professionelle Meinung, wie du vielleicht ahnst. Wie dem auch sei… Danke, dass du die Jungs eingestellt hast. Ich bin mir nicht sicher, ob sie die Bedeutung des Wortes ›gern‹ verstehen, aber sie arbeiten gern. Und Pumpe 19 scheint Achtung vor dir zu haben.«
    »Danke.«
    »Ich persönlich halte dich für einen Hochstapler.«
    »Ja, das dachte ich mir«, sagte Feucht. Bei den Göttern, Fräulein Liebherz war harte Arbeit. Er hatte Frauen kennen gelernt, bei denen er mit seinem Charme nichts ausrichten konnte, aber sie waren Vorgebirge gewesen im Vergleich mit den eisigen Höhen des Massivs Liebherz. Es war Theater. Ganz bestimmt. Es war ein Spiel. Es musste ein Spiel sein.
    Er holte seine Briefmarkenentwürfe hervor.

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