Ab die Post
»Was hältst du hiervon, Fräulein… Wie nennen dich deine Freunde, Fräulein Liebherz?«
Und in seinem Kopf hörte sich Feucht sagen: Ich weiß nicht. Im gleichen Augenblick antwortete die junge Frau: »Ich weiß nicht. Was ist das? Glaubst du vielleicht, mit kleinen Zeichnungen bei Frauen Eindruck schinden zu können?«
Es war also ein Spiel, und er hatte gerade die Einladung erhalten, daran teilzunehmen.
»Sie sollen gedruckt werden«, sagte er. »Es sind meine Entwürfe für die neuen Briefmarken.« Er erklärte die Sache mit den Briefmarken, während sich Fräulein Liebherz die Bilder ansah.
»Vetinari ist gut getroffen«, sagte sie. »Angeblich färbt er sein Haar. Und das hier? Ah, der Kunstturm… typisch Mann. Ein Dollar, wie? Hmm. Nicht schlecht. Wann willst du sie einführen?«
»Ich wollte einen Abstecher zu Wimmler und Rolle machen und den Druck besprechen, während die Jungs draußen sind«, sagte Feucht.
»Gut. Das ist eine anständige Firma. Schleuse 23 dreht die Maschine für sie. Die Leute halten ihn sauber und bekleben ihn nicht mit Notizzetteln. Ich überprüfe die ausgeliehenen Golems jede Woche. Darauf legen die Freien großen Wert.«
»Um sicherzustellen, dass sie nicht misshandelt werden?«, fragte Feucht.
»Um sicherzustellen, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Du würdest staunen, bei wie vielen Unternehmen Golems irgendwo auf dem Firmengelände arbeiten. Der Große Strang kommt natürlich nicht infrage«, fügte Fräulein Liebherz hinzu. »Dort lasse ich sie nicht arbeiten.«
Eine gewisse Schärfe lag in dieser Bemerkung.
»Äh… warum nicht?«, fragte Feucht.
»Es gibt einen Dreck, in dem nicht einmal ein Golem arbeiten sollte«, sagte Fräulein Liebherz im gleichen stählernen Tonfall. »Es sind moralische Geschöpfe.«
Wir haben da also einen wunden Punkt, dachte Feucht.
Sein Mund sagte: »Möchtest du heute Abend essen?« Für den Hauch eines Augenblicks war Fräulein Liebherz überrascht, aber nicht so überrascht wie Feucht. Dann kehrte ihr natürlicher Zynismus zurück.
»Ich möchte jeden Abend essen. Mit dir? Nein. Ich habe zu tun. Danke, dass du gefragt hast.«
»Schon gut«, sagte Feucht und fühlte sich ein wenig erleichtert.
Die junge Frau sah sich in dem großen Saal um. »Findest du es hier nicht unheimlich? Eine Tapete mit Blumenmuster und eine Brandbombe könnten vielleicht helfen.«
»Es wird alles in Ordnung gebracht«, sagte Feucht. »Aber es ist besser, die Dinge so schnell wie möglich in Bewegung zu setzen. Um zu zeigen, dass wir die Arbeit wieder aufgenommen haben.«
Sie beobachteten Stanley und Grütze, die geduldig am Rand eines Briefhaufens sortierten, Prospektoren in den Vorbergen des Postgebirges. Neben den weißen Hügeln wirkten sie winzig.
»Es wird ewig dauern, die ganze Post zuzustellen«, sagte Fräulein Liebherz und wandte sich zum Gehen.
»Ja, ich weiß«, erwiderte Feucht.
»Aber so ist es mit den Golems«, fügte Fräulein Liebherz hinzu und blieb kurz in der Tür stehen. Ihr Gesicht wirkte seltsam im Licht. »Sie fürchten sich nicht vor ›ewig‹. Sie fürchten sich vor gar nichts.«
7
Grab der Worte
Die Erfindung des Lochs – Herr Lipwig spricht – Der Zauberer im Glas – Eine Diskussion über Lord Vetinaris Rückseite – Das Versprechen der Zustellung – Herr Hobsons Boris
In seinem alten, nach Öl und Tinte riechenden Büro war Herr Rolle beeindruckt von diesem seltsamen jungen Mann in dem goldenen Anzug und mit dem Flügelhut.
»Du scheinst dich mit Papier gut auszukennen, Herr Lipwig«, sagte er, als Feucht durch die Proben blätterte. »Über einen solchen Kunden freue ich mich besonders. Man muss immer das richtige Papier auswählen, lautet mein Motto.«
»Wichtig ist, dass die Briefmarken schwer zu fälschen sind«, sagte Feucht und blätterte weiter. »Andererseits muss der Druck einer Ein-Cent-Marke deutlich weniger als einen Cent kosten!«
»Wasserzeichen könnten die Lösung sein, Herr Lipwig«, sagte Herr Rolle.
»Nicht unmöglich zu fälschen«, erwiderte Feucht und fügte hinzu: »Habe ich gehört.«
»Oh, wir kennen alle Tricks, Herr Lipwig, keine Sorge!«, sagte Herr Rolle. »Wir sind auf der Höhe, jawohl! Chemische Leeren, thaumische Schatten, Zeittinte, alles. Wir stellen Papier her, gravieren und drucken für prominente Bürger der Stadt, obwohl ich dir natürlich nicht sagen kann, für wen.«
Er lehnte sich in seinem abgenutzten Ledersessel zurück und kritzelte etwas in
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