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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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glaubte.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Fräulein Kratzgut.
    »Was? Nein! Was habe ich gerade… Ja, es ist die richtige Sache. Die Geschichte muss ihren Lauf nehmen. Und wir sind eine kommunikative Spezies, Fräulein Kratzgut!« Feucht hob die Stimme, um das Flüstern zu übertönen. »Die Post muss ihren Bestimmungsort erreichen! Sie muss zugestellt werden!«
    »Äh… du brauchst nicht zu schreien, Herr Lipwig«, sagte die Reporterin und lehnte sich zurück.
    Feucht versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen, und das Flüstern ließ ein wenig nach.
    »Tut mir Leid«, sagte er und räusperte sich. »Ja, ich beabsichtige, die ganze Post zuzustellen. Wenn Leute umgezogen sind, versuchen wir, sie zu finden. Wenn sie gestorben sind, geben wir die Post ihren Nachkommen. Wir stellen sie zu. Es ist unsere Aufgabe, die Post zuzustellen. Was sollten wir sonst damit machen? Sie verbrennen? Sie in den Fluss werfen? Sie öffnen, um festzustellen, ob sie wichtig ist? Nein. Die Briefe wurden unserer Obhut anvertraut. Allein die Zustellung kommt infrage.«
    Das Flüstern hatte fast ganz aufgehört, und so fuhr er fort: »Außerdem brauchen wir den Platz. Das Postamt ist wiedergeboren!« Er holte den Briefmarkenbogen hervor. »Hiermit!«
    Die Reporterin richtete einen verwirrten Blick darauf. »Kleine Bilder von Lord Vetinari?«, fragte sie.
    »Briefmarken, Fräulein Kratzgut. Eine davon auf einem Brief bedeutet, dass er innerhalb der Stadt zugestellt wird. Dies sind erste Bögen, aber morgen verkaufen wir sie gummiert und perforiert, damit sie leichter benutzt werden können. Es soll wirklich einfach sein, die Post zu nutzen. Natürlich fangen wir erst langsam an, aber mein Ziel ist, dass es schließlich möglich ist, überall auf der Welt Post zuzustellen.«
    Es waren dumme Worte, aber Feuchts Zunge bewegte sich von ganz allein.
    »Bist du da nicht ziemlich ehrgeizig, Herr Lipwig?«, fragte Fräulein Kratzgut.
    »Bedaure, aber ich kann einfach nicht anders«, sagte Feucht.
    »Ich dachte, wir hätten jetzt die Klacker.«
    »Die Klacker?«, erwiderte Feucht. »Die Klacker sind wundervoll, wenn man über den Garnelenmarkt in Gennua Bescheid wissen möchte. Aber kann man M.E.L.K.G. auf eine Klacker-Nachricht schreiben? Kann man sie mit einem liebevollen Kuss schließen? Kann man Tränen darauf vergießen, sie riechen, kann man ihr eine gepresste Blume beilegen? Ein Brief ist mehr als nur eine Mitteilung. Außerdem ist eine Klacker-Nachricht so teuer, dass der durchschnittliche Bürger auf der Straße sie sich nur im Notfall leisten kann: GROSSVATERS BEERDIGUNG AM DIENSTAG. Einen Tageslohn, um eine Nachricht zu schicken, die so warm und menschlich ist wie ein geworfenes Messer? Ein Brief hingegen hat Substanz.«
    Er unterbrach sich. Fräulein Kratzgut schrieb so schnell sie konnte, und es ist immer beunruhigend zu sehen, wie ein Journalist plötzlich großes Interesse an den Dingen zeigt, die man sagt, vor allem dann, wenn man einen großen Teil der eigenen Worte für einen Haufen Taubendreck hält. Noch schlimmer ist, wenn der betreffende Journalist dabei lächelt.
    »Die Leute beschweren sich darüber, dass die Klacker zu teuer und zu unzuverlässig werden«, sagte Fräulein Kratzgut. »Wie siehst du das?«
    »Ich kann nur sagen, dass wir einen Postboten eingestellt haben, der achtzehntausend Jahre alt ist«, antwortete Feucht. »Er wird nicht so leicht ausfallen.«
    »Ah, ja. Die Golems. Manche Leute sagen…«
    »Wie lautet dein Vorname, Fräulein Kratzgut?«, fragte Feucht. Ein Hauch von Rot huschte durch das Gesicht der jungen Frau. »Sacharissa«, sagte sie dann.
    »Danke. Ich bin Feucht. Bitte lach nicht. Die Golems… Du lachst doch.«
    »Es war nur ein kurzes Husten, ehrlich«, sagte die Reporterin, hob die Hand zum Mund und hustete wenig überzeugend.
    »Entschuldige. Es klang wie ein Lachen. Sacharissa, ich brauche Postboten, Mitarbeiter für den Schalterdienst, Sortierer… Ich brauche viele Leute. Die Post wird sich bewegen, und ich brauche Leute, die mir dabei helfen, sie zu bewegen. Alle Arten von Leuten. Ah, danke, Stanley.«
    Der Junge war mit zwei Bechern gekommen, die nicht zueinander passten. Der eine zeigte ein niedliches Kätzchen, doch diverse Kollisionen in der Waschschüssel hatten es so sehr zerkratzt, dass es aussah wie ein Geschöpf in der Endphase der Tollwut. Der andere Becher hatte der Welt einst vergnügt mitgeteilt, dass klinischer Wahnsinn für die Arbeit im Postamt nicht nötig war, doch die

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