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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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meisten Worte waren verblasst:
     

     
    Stanley stellte die Becher vorsichtig auf Feuchts Schreibtisch. »Danke«, wiederholte Feucht. »Äh… du kannst jetzt gehen, Stanley Hilf beim Sortieren.«
    »Da ist ein Vampir im Saal, Herr Lipwig«, sagte Stanley.
    »Das ist Otto«, sagte Sacharissa schnell. »Du, äh, hast doch nichts gegen Vampire, oder?«
    »Wenn er zwei Hände hat und gehen kann, gebe ich ihm einen Job!«
    »Er hat bereits einen«, sagte Sacharissa und lachte. »Er ist unser Chefikonograph und macht Bilder von deinen Leuten bei der Arbeit. Wir hätten auch gern eins von dir, für die Titelseite.«
    »Was? Nein!«, erwiderte Feucht. »Bitte! Nein!«
    »Er ist sehr gut.«
    »Ja, aber… aber…«, begann Feucht, und in seinem Kopf ging der Satz weiter: Aber ich fürchte, selbst das Talent, wie die meisten Leute auf der Straße auszusehen, überlebt kein Bild.
    Stattdessen sagte er: »Ich möchte keine Sonderbehandlung, denn wir alle, Männer wie Golems, arbeiten auf das gleiche Ziel hin: Wir alle bemühen uns, das Postamt wieder auf die Beine zu bringen. Wir sind ein Team, und in einem Team gibt es kein ›ich‹.«
    »Eigentlich doch«, sagte Sacharissa. »Außerdem bist du derjenige, der die Flügelmütze und den goldenen Anzug trägt. Bitte, Herr Lipwig.«
    »Na schön, ich wollte nicht darauf zu sprechen kommen, aber meine Religion verbietet so etwas«, sagte Feucht, der ein wenig Zeit gehabt hatte nachzudenken. »Wir dürfen keine Bilder von uns anfertigen lassen, denn sie entfernen einen Teil unserer Seele.«
    »Und das glaubst du?«, fragte Sacharissa. »Wirklich?«
    »Äh, nein. Natürlich nicht. Nicht in dem Sinne. Aber… man kann die Religion nicht wie eine Art Büfett behandeln. Ich meine, man kann nicht sagen, ja, ich nehme etwas vom himmlischen Paradies und auch eine Portion von der göttlichen Vorsehung, aber beim Knien halte ich mich zurück, und bitte nichts vom Bilderverbot, davon bekomme ich Blähungen. Entweder alles oder nichts, denn sonst wäre es… dumm.«
    Fräulein Kratzgut legte den Kopf ein wenig zur Seite und musterte ihn. »Du arbeitest für Seine Lordschaft, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich. Ich bin offiziell beauftragt.«
    »Und ich nehme an, dein vorheriger Job war eine Schreibtischtätigkeit, nichts Besonderes?«
    »Ja.«
    »Aber ich schätze, dein Name lautet tatsächlich Feucht von Lipwig, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass sich jemand einen solchen Decknamen zulegen würde«, sagte Fräulein Kratzgut.
    »Herzlichen Dank!«
    »Mir scheint, es ist eine Herausforderung, Herr Lipwig. Derzeit gibt es viele Probleme mit den Klackern. Es gibt jede Menge Stunk wegen der Leute, die entlassen worden sind, und der anderen, die sich jetzt zu Tode schuften. Und plötzlich erscheinst du, voller Ideen.«
    »Ich meine es ernst, Sacharissa. Die Leute geben uns bereits neue Briefe!«
    Er holte sie hervor und breitete sie fächerförmig aus. »Siehst du? Dieser hier ist für die Tollen Schwestern bestimmt und dieser für den Schlummerhügel und dieser für… den Blinden Io…«
    »Er ist ein Gott«, sagte die junge Frau. »Das könnte ein Problem sein.«
    »Nein«, sagte Feucht flott und steckte die Briefe wieder ein. »Wir stellen auch bei den Göttern zu. Der Blinde Io hat drei Tempel in dieser Stadt. Kein Problem.« Und du hast die Bilder vergessen, hurra…
    »Du bist ein einfallsreicher Mann. Sag mir, Herr Lipwig: Kennst du dich mit der Geschichte dieses Ortes aus?«
    »Nicht sehr. Ich würde gern herausfinden, wohin die Kronleuchter verschwunden sind!«
    »Hast du mit Professor Pelc gesprochen?«
    »Wer ist das?«
    »Ich bin erstaunt. Er gehört zur Universität und hat ein ganzes Kapitel über diesen Ort geschrieben, in seinem Buch über… große Massen an Geschriebenem, die für sich selbst denken. Ich schätze, du hast von den Leuten gehört, die hier gestorben sind.«
    »Ja.«
    »Professor Pelc sagte, dieser Ort hätte sie irgendwie in den Wahnsinn getrieben. Nun, eigentlich haben wir das gesagt. Was er sagte, klang viel komplizierter. Eins muss man dir lassen, Herr Lipwig: Einen Job anzunehmen, der vier Männer vor dir getötet hat… dazu muss man ein ganz besonderer Mann sein.«
    Ja, dachte Feucht. Ein dämlicher Mann.
    »Ist dir hier irgendetwas Seltsames aufgefallen?«, fragte die Reporterin.
    »Ich glaube, mein Körper reiste in die Vergangenheit, und meine Fußsohlen blieben in der Gegenwart, aber ich weiß nicht, wie viel davon Halluzination war. Ich wäre fast

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