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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Hand vor die Augen und sagte: »Bei den Göttern.«
    »Hast du die Karikatur gesehen, Postminister?«, fragte Drumknott unschuldig. »Sie gilt vermutlich als recht spaßig.«
    Feucht riskierte einen weiteren Blick auf die schreckliche Seite. Vielleicht hatte er in unbewusster Notwehr die Karikatur übersehen, die zwei zerlumpte Gassenjungen zeigte. Einer von ihnen hielt einen Streifen Ein-Cent-Briefmarken in der Hand. Der Text darunter lautete:
     
Erster Gassenjunge (hat einige der neuen »Briefmarken« erworben): »He, hast du Lord Vetinaris Rückseite gesehen?«
     
Zweiter Gassenjunge: »Nee, und ich lecke sie nicht für einen Cent!«
     
    Feucht erbleichte. »Hat Lord Vetinari das gesehen?«, fragte er.
    »Ja, Herr.«
    Feucht stand abrupt auf. »Es ist noch früh«, sagte er. »Herr Truper ist vermutlich noch im Dienst. Wenn ich mich beeile, kann er mich vielleicht noch in sein Programm aufnehmen. Ich mache mich sofort auf den Weg. Das ist doch in Ordnung. Das spart den Papierkram. Ich möchte niemandem zur Last fallen. Ich…«
    »Immer mit der Ruhe, Postminister.« Drumknott drückte ihn sanft auf den Stuhl zurück. »Mach dir keine unnötigen Sorgen. Nach meiner Erfahrung ist Seine Lordschaft ein… komplexer Mann. Es ist nicht klug, seine Reaktionen vorwegzunehmen.«
    »Du hältst es für möglich, dass ich dies überleben könnte?«
    Drumknott verzog das Gesicht und blickte einige Sekunden nachdenklich zur Decke. »Hmm, ja«, antwortete er. »Ja. Ich glaube, du könntest am Leben bleiben.«
    »An der frischen Luft, meine ich? Mit allen Körperteilen?«
    »Sehr wahrscheinlich, Herr. Du kannst jetzt hineingehen, Herr.«
    Feucht ging auf Zehenspitzen in das Büro des Patriziers.
    Nur Lord Vetinaris Hände waren auf beiden Seiten der Times zu sehen. Mit dumpfem Schrecken las Feucht erneut die Schlagzeilen.
     
    WIR FALLEN NICHT AUS,
SCHWÖRT DER POSTMINISTER
     
    Erstaunlicher Angriff auf Klacker
     
    Sein Versprechen: Wir stellen überall zu
     
    Bemerkenswerte neue »Briefmarken« eingeführt
     
    Das war der Hauptartikel. Daneben stand eine kleinere Geschichte, die dennoch den Blick auf sich zog. Die Überschrift lautete:
     
    Großer Strang erneut ausgefallen:
Kontinent abgeschnitten
     
    … und unten, in einer fetteren Schriftart, um zu zeigen, dass es heiter gemeint war, unter der Überschrift:
     
    Geschichte muss ihren Lauf nehmen
     
    … standen mehrere Geschichten über die Dinge, die nach der Zustellung der alten Post passiert waren: ein Krach, der sich zu einem Aufruhr entwickelt hatte, Herr Parker und seine zukünftige Ehefrau und andere. Die Post hatte einfache Leben auf die eine oder andere Weise verändert. Es war, als öffnete man ein Fenster zur Geschichte, um zu sehen, was hätte sein können.
    Es gab nur noch einen anderen Text auf der Titelseite, einen Bericht über die Wache, die einen »geheimnisvollen Mörder« suchte, der einen Bankier in seinem Haus erschlagen hatte. Angeblich standen die Wächter vor einem Rätsel, und das ließ Feucht ein wenig Mut fassen. Wenn die Nase des berüchtigten Werwolfs unter ihnen den Mörder nicht finden konnte, so blieb vielleicht auch ihre Suche nach Feucht erfolglos, wenn es so weit war. Ein Gehirn sollte eigentlich imstande sein, eine Nase zu schlagen.
    Lord Vetinari schien den Besucher überhaupt nicht zu bemerken, und Feucht fragte sich, welche Wirkung ein höfliches Hüsteln haben mochte.
    Woraufhin die Zeitung raschelte.
    »Hier bei den Leserbriefen heißt es, dass der Ausdruck ›auf den Putz hauen‹ auf einer alten ephebianischen Redensart basiert, die mindestens zweitausend Jahre alt ist und aus einer Zeit stammt, in der in Ephebe überhaupt kein Putz gebräuchlich war, was die alten Ephebianer offenbar nicht daran hinderte, trotzdem ›auf den Putz zu hauen‹.« Lord Vetinari ließ die Zeitung sinken und sah Feucht über ihren Rand hinweg an. »Ich weiß nicht, ob du diese interessante etymologische Debatte verfolgt hast.«
    »Nein, Herr«, sagte Feucht. »Du erinnerst dich vielleicht daran, dass ich die letzten sechs Wochen in der Todeszelle verbracht habe.«
    »Ah, ja. Stimmt, Herr Lipwig.«
    »Äh, es tut mir Lei…«, begann Feucht.
    »Überall auf der Welt? Selbst bei den Göttern? Unsere Postboten fallen nicht so leicht aus? Die Geschichte muss ihren Lauf nehmen? Sehr beeindruckend, Herr Lipwig. Es hat ganz schön Platsch gemacht.« Vetinari lächelte. »Sagte der Fisch zu dem Mann mit dem Blei an den Füßen.«
    »Ich habe

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