Ab ins Bett!
zurück. »Und nu, Gabby?« nimmt sie ihren Faden wieder auf. Nu - Sie erinnern sich doch? »Was bedeutet dir die junge Dame? Was empfindest du für Tina?«
Uhhmm.
Jemand tippt mir auf die Schulter. Ich drehe mich um.
» Und...!« sagt Lydia Frindel. »Sie zwingen uns, Schweinefleisch zu essen.«
* * *
Um 19.10 Uhr bin ich wieder zu Hause. Noch fünfzig Minuten Zeit bis um acht herum. Mein Bedürfnis nach genauer Zeiteinteilung war noch nie so dringlich wie im Augenblick. Die Sache ist nämlich die, ich habe einen Ständer. Das muß man nicht ausdrücklich betonen, es ist einfach so. Und so stehe ich vor jenem speziellen Dilemma, das Männern fünfzig Minuten vor einem heißen Date so vertraut ist: Soll ich meine ganze Manneskraft für später aufbewahren, oder soll ich mir jetzt schnell einen runterholen? Hier die Pros und Kontras für letztere Option:
Pros: 1 Werde nicht das ganze Essen hindurch in einem schrecklich hochgeputschten Zustand sexueller Erregung sein, Dinge verschütten und herumstottern.
2. Sollte es wirklich zum Sexualakt kommen, kann ich ihn vielleicht länger hinauszögern als sonst, so wie oft in den Video-Sex-Ratgebern vorgeführt.
3. Ich würde mich bestimmt gut fühlen.
Kontras: 1. Mitten im Essen wird mir auffallen, daß ich wie ein Malteser Bordell rieche.
2. Sollte es wirklich zum Sex kommen, explodiert meine Prostata.
3. Daß es mittendrin an der Tür klingelt.
Ich gucke auf die Uhr. 19.17 Uhr. Zum Teufel! Schnell einen Blick in die Bibliothek. Ich öffne die Schublade über dem Fernseher: New Wave-Stricherinnen, Anale Exzentrizität, Spritziger Geburtstag, Piß-Party, Heiße Titten, Feucht und fickrig, Innen in Desirée Cousteau, Anal Anal Anal, Max Hardcore, Buttmans Große Titten-Abenteuer. Irgendwann muß ich die Dinger wirklich mal alphabetisch einordnen. Zweite Lage: Ruten für Schulmädchen, Der Ed Powers-Pummelpimmel. Gandhi. Ich weiß nicht, wie der hier hergekommen ist. Die dritte Lage ist hauptsächlich schreckliche britische Softcore — Electric Blue und so weiter -, plus drei unbetitelter Bänder, wo das kleine Loch in der Kassette, das das Überspielen verhindern soll, mit einem breiten Streifen überklebt ist.
Eine schwere Wahl. Sie alle bergen so viele Erinnerungen für mich. Feucht und fickrig— das erste Video, das ich je besaß, und das ich in der Schule Julian Ng für für 3,95 Pfund abkaufte; Exchange and Mart, das ich hunderte Male spielen konnte, ohne mich zu langweilen: Heute kann ich natürlich von Glück sagen, wenn ich nicht schon vor Ende des ersten Durchlaufs einer neuen Kassette das Interesse verliere. Max Hardcore, den ich zerbrochen auf einem Abfallhaufen hinter dem Cricklewood-Bahnhof fand und dann wie eine Taube mit gebrochenem Flügel hegte und pflegte, bis er wieder abspielbar war. Heiße Titten, das mir mein Dad schenkte. Anal Anal Anal, das so sehr nach einem Remake von Tora! Tora! Tora! klingt. Spritziger Geburtstag, dessen Titel einem auf so spitzfindige Weise erlaubt, Rückschlüsse auf den Inhalt zu ziehen. Innen in Desirée Cousteau (keine Verwandte, glaube ich), bei der ich mich immer frage, ob wohl am nächsten Morgen in der Kulisse jemand aus Versehen dieses hartgekochte Ei zum Frühstück gegessen hat.
Genau, die ist’s, auf Desirée Cousteau fällt meine Wahl. Ich will sie aus der Schublade holen, und etwas schnappt zu, ein scharfer, stechender Schmerz durchzuckt meine rechte Hand.
Ich ziehe sie schnell zurück. Mein roter, pochender Finger steckt in einer Mausefalle, die mit Klebestreifen an der Rückseite der Kassette befestigt ist. Eine verdammte Mausefalle! Vor einigen Jahren kaufte ich ein paar von den Dingern, weil Mäuse, perverserweise, die einzigen Wesen sind, die Jezebels Tötungsinstinkte kalt lassen. Aber ich kann einfach nicht glauben, daß sie die Falle da angebracht hat: So weit geht selbst ihre Gehässigkeit nicht. Mit der linken Hand klappe ich vorsichtig den Metallbügel zurück und befreie meinen Finger. Auf der Stelle, wo er war, steht mit schwarzen Filzstiftbuchstaben: DU STECKST IN DER FALLE.
Nick. Dieser elende Heuchler. Der glaubt wohl, jetzt, wo er verrückt geworden ist, wäre sein ganzes vorheriges Sündenregister gestrichen. Himmelarsch, Nick hat mehr Zeit damit verbracht, sich Pornos anzugucken, als die staatliche Filmzensurstelle. Wenn ich mir eine neue Kassette kaufe, dann gucke ich sie mir vielleicht einmal an, und dann vielleicht drei Stunden später noch mal, und damit lasse ich es gut sein
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