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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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für den Tag. Nick hat mir einmal erzählt, daß er sich eine anguckt, sich einen Tee macht, sie sich wieder anguckt, sich noch einen Tee macht, sie sich noch mal anguckt, sich wieder eine Tasse Tee macht und sie sich wieder anguckt, bis — darauf läuft’s hinaus - ihm der Tee ausgeht. Und wenn ich sage angucken, dann meine ich kein rein passives Betrachten unter Ausschluß von Interaktion.
    Während ich darauf warte, daß sich der Kaltwasserhahn dazu bequemt, mir Wasser über die Finger rieseln zu lassen, fällt mir ein, daß Nick diese exzentrische Ader schon hatte, ehe er verrückt wurde: sie ging nur in die entgegengesetzte Richtung. Wir haben untereinander die Hausregel aufgestellt, nie zusammen Pornos zu gucken - für welche Sorte Männer halten sie uns, bitte sehr? -, und so gab es oft Zeiten, gegen Ende der Nacht, wenn wir beide summend und gähnend auf dem Sofa saßen und warteten, daß der andere ins Bett ging. Normalerweise war ich derjenige, der nachgab - schließlich hatte Nick, wie gerade erklärt, ein größeres Pensum zu bewältigen —, aber einmal - ich glaube, es war direkt nachdem wir uns Buttmans Große Titten-Abenteuer angeschafft hatten -weigerte ich mich. Ich sagte mir: Nein, hab ein bißchen Rückgrat, ein bißchen Willenskraft. Also blieb ich sitzen und tat so, als wollte ich noch aufbleiben, um mir Das Model und der Schnüffler anzusehen. Da drehte Nick völlig durch. Er sprang auf und fing an herumzuschreien, wie egoistisch und rücksichtslos ich wäre, was für einen harten Tag an den Windschutzscheiben er hinter sich hätte, und daß es Menschen gäbe, die wenigstens ab und zu auch mal an andere dächten und nicht nur an sich selbst. Unglaublich, nicht wahr? Er versuchte allen Ernstes, das moralische Vorrecht auf eine Wichserei für sich zu beanspruchen.
    Ich würde ihm die Meinung sagen, aber er ist mit dieser Frau, dieser Fran, von der er dauernd redet, zu einem dieser dämlichen Esoterik-Wochenenden losgefahren. Na, diesmal wird er mich nicht fertigmachen. Nein, das kann ich selbst viel besser. Ich schiebe die Kassette in den Rekorder, gehe zurück zum Sofa, öffne meine Hose und taste nach der Fernbedienung.
    Verdammt. Sie liegt nicht auf der Armlehne. Wenn ich sie nicht finde, kann ich das Ganze gradsogut vergessen. Ich gucke Pornos nur per Schneilauftaste. Einige Nächte meines Lebens habe ich in Hotelzimmern verbracht, und in einem gab es einmal einen Pornokanal, aus dem das meiste an echtem Porno herausgeschnitten war — ich muß schon sagen, ein wirklich heißer Pornokanal! Trotzdem, ich erinnere mich, als ich kaum fünf Minuten geguckt hatte, griff meine freie Hand instinktiv nach einer Phantom-Videofernbedienung. Denn ich habe einen geschulten Blick. Ein Pfundsauge habe ich! Wissen Sie, die meisten Leute glauben, ein gutes Auge sei die Fähigkeit, winzige Details in der ersten Dimension zu erkennen - im Raum, auf die Ferne -, aber was ist mit denen von uns, die in der Lage sind, Details in der vierten Dimension herauszupicken — in Zeit und Geschwindigkeit? Die winzigste braune Falte; die leichteste weiße Wölbung; sich für den Bruchteil einer Sekunde öffnendes Gewebe — all das kann ich mit 150 Einzelbildern pro Sekunde erkennen. Und, bom! Mein Finger ist auf der Normallauftaste. Dann auf der Langsamtaste.
    Eins ist allerdings ein Problem, wenn man zuviel Pornographie guckt — und das tue ich, ich gucke zuviel Pornographie —, irgendwann stellt man fest, daß man den Finger nie mehr von der Schnellauftaste nimmt. Bilder blitzen rosahaufenweise vorbei, Normalsex, lesbischer Sex, Zweier-, Dreier-, Siebener-, oraler Sex, analer Sex, oro-analer Sex, goldene, goldene Fontänen, Klistiere, und trotzdem rührt sich dein Daumen nicht von der Stelle. Das ganze Video ist schon fast an dir vorbeigesaust. Und plötzlich fragst du dich: Wonach verficktnochmal bin ich auf der Suche? Oder, anders ausgedrückt, nach welchem Fick suche ich?«
    Wo ist das Ding bloß? Hmm. 19.22 Uhr. Ah, da ist es ja. Nein, das ist die für den CD, die ich nie benutze. Hat Nick die Fernbedienung etwa als Bestandteil seines moralischen Säuberungsprogramms versteckt? Lieber Himmel, Dina kann jeden Moment kommen. Warum verliere ich bloß soviel Zeit meines Lebens mit der Suche nach verlorenen Dingen? Ich gucke in die Polsterritzen des Sofas... unter den Stapel alter Zeitschriften... na, endlich. Direkt vor meiner Nase, auf dem Kaffeetisch.
    Ich sinke in die Polster, ziehe die Hose bis zu den Knöcheln

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