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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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anders gewesen wäre, als er sich vorgestellt hatte, sagte er. Man drückte einfach bloß auf Knöpfe: Alles war nur Tod auf Distanz. Jedenfalls machten wir am Anfang wirklich gute Geschäfte. Ich glaube, die Leute kamen vor allem wegen Miles. Er war der geborene... Führer, und Leuten, die gern Soldat spielen, gefällt das. Denen machte es Spaß, sich von ihm rumkommandieren zu lassen. Aber dann kamen plötzlich Beschwerden. Wenn dich ein Farbgeschoß trifft, tut es weh. Und wenn man auf kurze Entfernung angeschossen wird, gibt’s Prellungen. Deshalb tragen die Leute auch Schutzmasken. Stört es dich, wenn ich rauche?«
    »Nein. Aber ich mache das Fenster auf.«
    Wir marschieren in einer Zangenbewegung los, ich zum Fenster hin, sie zum Klavier, um ein Päckchen Silk Cut aus ihrer Tasche zu holen. Das Fenster klemmt, natürlich, und der Putz rieselt herunter, als ich es ruckweise hochschiebe und mich verzweifelt mühe, nicht als allzu großer Schwächling dazustehen, angesichts der Enthüllung, daß ihr früherer Freund ein verdammter Steven Seagal war. Als ich mich ziemlich außer Puste umdrehe, steht Dina leicht grinsend neben dem Sofa, eine Zigarette im Mund, eine guckt aus dem Päckchen in meine Richtung: Ich lehne ab. Dina setzt sich, zündet ihre an, holt tief Luft und bläst den Rauch durch die Nasenflügel aus.
    »Die Leute fingen an, sich über Miles zu beschweren. Wenn er sie getroffen hatte, kamen sie dann buchstäblich vor Farbe triefend ins Büro. Sowie er jemanden im Visier hatte, ließ er einfach nicht locker. Sie bettelten, er solle aufhören, aber er machte einfach weiter, bis sie umfielen und zu schreien anfingen. Er beschoß die Leute sogar mit Absicht von der Seite, so daß das Geschoß sie an der Schläfe traf, da, wo die Maske aufhörte. Ich sprach mit ihm darüber, sagte, es wäre schlecht fürs Geschäft, aber er wollte nichts davon hören — behauptete, deshalb kämen die Leute ja ins Ausagiercamp, weil sie hier so nah wies nur ging an echte, wirkliche Gefahr herankämen.
    Ungefähr um die Zeit fing er dann an, die Gewehre zu frisieren. Wie gesagt, in den Staaten bekommt man ziemliche High-Tech Dinger — welche mit Zielfernrohr, Schnellfeuergewehre, all das Zeug. Und wir handhabten es so: Je höher die Leihgebür, die die Leute zahlten, desto besser die Waffe, die sie von uns bekamen. Manche brachten ihre eigenen mit, Maßanfertigungen. Miles hatte natürlich auch sein eigenes Gewehr. Er hatte es selbst gemacht. An manchen Tagen saß er von morgens bis abends in unserem Apartment und bastelte an seinem Gewehr herum, damit es noch schneller und genauer schoß.«
    »Klingt, als wäre er ein fürchterlicher Kerl.«
    »Genau das war der Punkt — das war er nicht. Außerhalb des Camps war er ein richtiger Schatz — fürsorglich, liebevoll. Und wirklich toll mit den Kindern.«
    Ich zucke zusammen. »Ihr zwei hattet Kinder?«
    Sie blickt auf. »Ich? Nein. Ich kann keine bekommen. Glaube es jedenfalls nicht. Zu viele Frauenprobleme.«
    »Oh...« Keine Frage, jetzt ist sie auf dem Geständnistrip.
    »Es waren seine Kinder, aus seiner Ehe. Ein vierjähriges Mädchen und ein sechsjähriger Junge, Bryony und Spike. Wahnsinnig süß; er sah sie jedes zweite Wochenende.« Ihr melancholisches Lächeln schmilzt dahin. »Aber zum Schluß zählte für ihn praktisch nur noch das Camp. Er war sogar sauer auf die Dauergäste, weil er glaubte, sie würden es drauf anlegen, ihn in den Schatten zu stellen. Einen Typen, Jimmy, der jedes Wochenende kam, und der bei den Spielen mehr oder weniger genauso gut war wie Miles — den haßte er regelrecht. Zog die ganze Zeit über ihn her. Und dann warf Miles mir eines Tages vor, ich würde mit dem Kerl schlafen. Da reichte es mir. Ich rastete aus. Schrie ihn an, er wäre verrückt, besessen, sein dämliches, beschissenes Kriegsspiel sei ihm viel , wichtiger als wir beide, und ich ging. Pfiff einfach auf das Ganze, unsere Beziehung, das Camp, alles. Aber ehe ich ging, warf ich sein Gewehr in den Müll.
    »Nein!«
    »Doch. Ich wartete gerade noch so lange ab, bis ich es hinten im Müllabfuhrlaster verschwinden sah. Dann zog ich für eine Weile zu Freunden.«
    Irgendwas an der Geschichte kommt mir plötzlich auf eine Weise, von der ich nicht weiß, ob sie mir gefällt, bekannt vor. Dina drückt die halbgerauchte Silk Cut aus und steckt sich eine neue an.
    »Na... und das war’s gewesen, dachte ich. Ich tat das Übliche -weinte mich an der Schulter meiner Freunde aus,

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