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Ab ins Bett!

Ab ins Bett!

Titel: Ab ins Bett! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baddiel
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aus einem Quartett, bei dem sie so tun konnten, als spielten sie Karten, während sie in Wirklichkeit alles über Autos lernten). Wer sich nicht mit Autos auskannte, qualifizierte sich, paradoxerweise, für das Schimpfwort Radkappe. Ein Auto-Ignorant war unmännlich, aber nicht nur im wörtlichen Sinn, man bewies damit, daß man noch ein Kind war. Und in meiner Schule hatte man schlechte Karten, wenn man nicht schon vom ersten Tag in der ersten Klasse an wirkte, als sei man in Wirklichkeit sechsundzwanzig. Über Autos Bescheid wissen war wie sich mit Sex auskennen: Mochten all die Kenntnisse noch so überflüssig sein, was die Umsetzung in die Praxis betraf, man gewann damit die so heißersehnte Bewunderung der anderen. Ich erinnere mich, wie John Ostroff es lange vor der Pubertät durch brillante Entfaltung solchen Wissens schaffte, den Eindruck zu erwecken, daß er in einem anderen parallelen Universum nicht nur Auto fuhr, sondern auch Sex hatte.
    All das ist der Grund, warum ich, während ich auf dem Hof von Moran’s SuperDrive in Ladbroke stehe und mir anhöre, wie
    der Mechaniker erklärt, warum der Dolomite noch nicht repariert ist, die Tatsache verfluche, übrigens nicht zum ersten Mal, daß ich in der Schule ein solcher Außenseiter war.
    »Es ist die Nockenwelle«, sagt er, wobei seine an die Stirn geklebte Bill Haley-Locke im Rhythmus seines bedächtigen Kopfschüttelns hin- und herrutscht.
    Ich habe zwei Möglichkeiten. Ich kann ein gestepptes Dinnerjackett anziehen, die Augen zum Himmel verdrehen und im Ton äußersten Angeödetseins sagen: »Und was zum Teufel ist so eine Nockenwelle, du kleiner Ölschmierfink?« oder ich kann verständnisvoll nicken. Ich nicke verständnisvoll.
    »Wollen Sie, daß wir sie reparieren oder eine neue einsetzen?« fragt mich der Mechaniker.
    Ich nicke weiter. »Ehhmm... was... was würden Sie mir denn empfehlen?«
    Es hat keinen Sinn, ich gebe mich geschlagen. Auf dem ganzen Hof legen Männer in grünen Overalls ihre Werkzeuge nieder und starren verächtlich zu mir hin. Ich sehe das Wort Radkappe in die Augen des Mechanikers gestanzt. Dann bilde ich mir ein, Pfundnotenhunger darin aufblitzen zu sehen.
    »Nun... ich würde Ihnen empfehlen...« (er legt eine übertrieben ironische Betonung in das Wort, wohl um mir zu stecken, daß das Konzept »Empfehlung« im Gedankenspektrum eines Mannes, der sich mit Autos auskennt, nicht vorkommt) »...eine neue einbauen zu lassen.«
    Da fällt mir etwas ein, was der Grüne Flagge-Mann sagte und das nicht ganz mit dem hier zusammenpaßt. Mit dem Gefühl, mich mit meinem Leichtholzkanu in unbekannte Stromschnellen vorzuwagen, sage ich: »Ehm... mir wurde versichert, der Verteiler sei das Problem.«
    Er guckt mich scharf an, wie, Komm mir bloß nicht auf diese Tour. Nicht bei mir. Das Testosteron in der Luft könnte man mit dem Messer schneiden. »Den Verteiler haben wir schon in Ordnung gebracht«, sagt er, wobei sein Ton das Wort Radkappe so deutlich hinzufügt, daß ich es förmlich hören kann, »aber es ist die Nockenwelle, weswegen er überhaupt erst durchgeschmort ist. Sehen Sie?«
    Nein, ich bin blind wie ein Mann, der im Dunkeln tappt.
    »Sie könnten den Wagen mitnehmen wie er ist, aber wenn Sie mit den Nocken da weiter rumfahren, ist der Verteiler in ein paar Wochen wieder hinüber.«
    Dann fällt mir ein: Natürlich, Werkstätten reparieren keine Autos. Nein, das machen sie nicht. Sie finden nur alles mögliche, was sonst nicht mit ihnen stimmt. Die Bremsen nachstellen lassen wird zu der Entdeckung führen, daß der Zug vom Gaspedal gerissen ist. Sollen die Scheinwerfer repariert werden, geht dabei irgendwie der Auspuff zu Bruch. Und wenn sie beim besten Willen nichts finden können, sagen sie einem, der feu d’orange ist im Eimer.
    »Wieviel wird es kosten?«
    »Was?«
    »Die neuen Nocken.«
    Der Mechaniker trottet zu dem ausnehmend häßlichen Empfangsbereich hinüber, wo die einzige Frau in dieser Phallokratie gelangweilt und dauergewellt über einer Marie Claire sitzt, während drei verschiedene Telefone im Wettstreit um ihre Aufmerksamkeit liegen. Ein paar Sekunden später kommt er mit einem enormen blauen Ordner in der Hand zurück. Er schlägt ihn auf und durchblättert mehrere hundert ölverschmierte Rechnungen, womit er wahrscheinlich zu verstehen geben will, daß für den Preis, mit dem er gleich herausrücken wird, nicht er verantwortlich ist.
    »So um die zweihundert Pfund«, sagt er schließlich und klappt den

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