Abaddons Tor: Roman (German Edition)
sei besser, Michio Pa als XO einzusetzen. Wir haben darüber geredet. Ich setze Sie jetzt als Sicherheitsoffizier ein.«
»Damit bin ich der Dritte von oben«, erwiderte Bull. »Was soll das? Fürchtet Ashford, ich erledige ihn und übernehme seinen Sessel?«
Fred beugte sich vor und faltete die Hände. Seine ernste Miene sagte Bull, dass auch er die Lage für beschissen hielt, aber immerhin versuchte, das Beste daraus zu machen.
»Es kommt hier wohl auf den Eindruck an, der bei anderen entsteht«, sagte Fred. »Dies ist die Raummarine der AAP. Die Behemoth ist die Antwort des Gürtels auf die schweren Einheiten des Mars und der Erde. Es sieht seltsam aus, wenn ein Erder auf der Brücke steht.«
»Alles klar«, sagte Bull.
»Wie Sie wissen, bin ich selbst in einer ähnlichen Position. Nach all der Zeit muss ich immer noch doppelt so hart arbeiten, um mir die Loyalität und den Respekt der Leute zu verdienen, weil ich von der Erde stamme. Selbst diejenigen, die mich gern hier haben, weil sie glauben, durch mich wirkt die Erde schwächlich, wollen von mir keine Befehle annehmen. Ich muss mir jedes Fitzelchen Respekt immer wieder neu verdienen.«
»Schon gut.« Wenn er als Sicherheitsoffizier eingesetzt wurde, würde er seltener in der Uniform stecken. Seufzend legte Bull beide Anzüge auf den Stuhl.
»Ich sage nicht, dass Sie den Posten nicht verdient hätten«, fuhr Fred fort. »Niemand weiß besser als ich, dass Sie zu den Besten zählen. Es gibt nur einige Hemmnisse, mit denen wir leben müssen, wenn wir den Job erledigen wollen.«
Bull lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Fred zog die eisgrauen Augenbrauen zusammen und sah ihn an.
»Sir, ich bin lange genug mit Ihnen geflogen«, erklärte Bull. »Wenn Sie eine Bitte haben, dann sagen Sie’s einfach.«
»Sie müssen dafür sorgen, dass es klappt«, verlangte Fred. »Was da draußen vorgeht, ist die wichtigste Sache im ganzen Sonnensystem, aber wir wissen nicht, was wirklich los ist. Wenn wir uns lächerlich machen oder den inneren Planeten einen entscheidenden Vorteil lassen, dann verlieren wir eine Menge Boden. Ashford und Pa sind gute Leute, aber sie sind Gürtler. Sie besitzen nicht unsere Erfahrung im Umgang mit den Kräften der Erde.«
»Fürchten Sie, die werden einen Streit anfangen?«
»Nein. Ashford wird sich sehr bemühen, alles richtig zu machen, aber er reagiert nun einmal wie ein Gürtler und wundert sich, wenn andere Leute anders handeln.«
»Ashford macht alles richtig, weil er Angst hat, sich zu blamieren. Er ist eine hübsche Uniform, die ein Vakuum umgibt. Auf so was kann man sich nicht verlassen.«
»Das tue ich auch nicht«, stimmte Fred zu. »Ich schicke Sie mit, weil ich davon ausgehe, dass Sie den Laden schmeißen werden.«
»Aber Sie geben mir nicht das Kommando.«
»Ich gebe Ihnen nicht das Kommando.«
»Wie wäre es mit einer Gehaltserhöhung?«
»Auch das ist nicht möglich«, erwiderte Fred.
»Verdammt auch«, antwortete Bull. »Die ganze Verantwortung und kein bisschen Macht? Wie kann ich so ein Angebot ablehnen?«
»Leider ist das kein Witz. Wir spielen Ihnen übel mit, und die Gründe sind allein im äußeren Anschein und in der Politik zu suchen. Aber ich brauche Sie dort, und Sie müssen den Auftrag übernehmen.«
»Dann nehme ich an«, erklärte Bull.
Das leise Klicken des Luftrecyclers war einen Moment lang das einzige Geräusch im Raum. Bull drehte sich um und machte sich wieder daran, seine Siebensachen in eine Truhe zu packen. Irgendwo hoch über ihm, hinter Tonnen von Stahl, Keramik, nacktem Fels und dem Vakuum, wartete die Behemoth .
3 Melba
Melba spürte, wie die Blicke ihr folgten, als sie das Spielcasino betrat. Die Beleuchtung bestand vornehmlich aus den rosafarbenen, blauen und goldgelben Lampen über den Spielautomaten. Die Darstellungen auf den Displays drehten sich um Sex, Gewalt oder beides. Man drückte auf einen Knopf, setzte das Geld und sah zu, wie die Mädchen fremdartige oder widerwärtige Objekte in sich einführten, während die Maschine entschied, ob man gewonnen hatte. Geldspielautomaten, Poker, Echtzeitlotterie. Die Männer, die hier spielten, strahlten Dummheit, Verzweiflung und einen fast körperlich spürbaren Hass auf Frauen aus.
»Süße«, sagte der ungeheuer dicke Mann hinter der Theke. »Ich weiß nicht, was du hier willst, aber du hast hier nichts zu suchen. Geh lieber wieder raus.«
»Ich bin verabredet«, erklärte sie. »Mit
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